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    Notenbanken  5386  0 Kommentare Kommt der „Draghi Crash“? - Seite 2

    Die “3-6-3-rule” der Banker

    Denn für einen Kredit müssen Banken lediglich einen Mindestreservesatz in Höhe von aktuell nur noch einem Prozent bei der EZB hinterlegen. In konkreten Zahlen sieht das so aus. Wenn die Bank ein Darlehen in Höhe von beispielsweise 10.000 Euro gewährt, muss sie lediglich 100 Euro bei der EZB als Eigenkapital hinterlegen. Die Differenz ist neugeschöpftes Geld. Jeder Kredit an Endkunden erhöht dabei die Geldmenge, wird wieder angelegt, wieder ausgeliehen und beliebig oft recycelt. Folglich übersteigt die Giralgeldmenge die Zentralbankmenge um ein Vielfaches.

    Ökonomen nennen den Prozess „multiple Geldschöpfung“. Die Bank hat jetzt noch das Privileg für das neu geschaffene Geld einen Zins zu verlangen. Für Geld das sie vorher gar nicht besessen hat, da es noch gar nicht existierte. Dieses Geschäft galt lange als relativ sicher und langweilig. Man witzelte früher über die “3-6-3-rule” der Banker: man verzinse Einlagen mit drei Prozent, verleihe das Geld zu sechs Prozent und sei um drei Uhr nachmittags auf dem Golfplatz.

    Es ist letztlich ein Fehler im System, dass es nicht im Interesse der Banken sein kann, wenn Kredite schnell zurückgezahlt werden. Die Verschuldung und die daraus resultierenden Zinsen sind das Lebenselixier unseres Bankensystems. Die Bank ist immer auf der Suche nach neuen Schuldnern und produziert durch Kreditvergabe immer weiter neues Geld. Für die Kritiker muss dieses System irgendwann zwangsläufig in einer Katastrophe enden.

    Schweizer lehnen das Vollgeld ab

    Durch das Vollgeldsystem soll die Geldschöpfung der Geschäftsbanken aus dem Nichts unterbunden werden. Die Notenbank wäre die alleinige Quelle für neues Geld. Die Banken dürften nur noch so viel Geld als Kredit verleihen, wie sie selbst wirklich vorrätig hätten – entweder durch Bargeld oder durch Guthaben bei der Zentralbank. Damit wäre die Zentralbank die einzige Instanz, die wirklich neues Geld schöpfen und damit die Geldmenge erhöhen könnte.

    Durch das Vollgeld so die Hoffnung der Initiatoren, würde das ganze Finanzsystem sicherer werden. Wenn die Banken nur noch so viel Geld verleihen dürfen, wie sie auch haben, sinkt die Gefahr von sogenannten Bank-Runs erheblich. Bei einem Bank-Run versuchen Kunden Ihr Geld im Krisenfall massenhaft abzuheben. Wenn das aber alle Kunden gleichzeitig tun, ist die Bank automatisch zahlungsunfähig. Ein Dominoeffekt kann dann angestoßen werden, der das gesamte Bankensystem infiziert.

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    Markus Richert
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    Seit 2010 ist Markus Richert als Vermögensverwalter und Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln beschäftigt. Bereits während des Studiums der Betriebswirtschaftslehre in den USA und an der Universität Bielefeld, arbeitet er freiberuflich als Finanzmakler. Nach dem Abschluss als Diplom Kaufmann 1996 arbeitete er einige Jahre bei einem großen deutschen Finanzdienstleister. Von 2003 bis 2004 studierte er Finanzökonomie an der European Business School (EBS) und ist seit 2004 als certified financial planner (cfp) zertifiziert. Neben der Finanzplanung und der Kundenbetreuung in der Vermögensverwaltung verantwortet er seit 2011 als Autor eine wöchentliche Finanzkolumne. Weitere Informationen finden Sie unter www.portfolio-concept.de.
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    Verfasst von Markus Richert
    Notenbanken Kommt der „Draghi Crash“? - Seite 2 Für Volkswirt und Bankenberater Markus Krall ist der Zusammenbruch des Europäischen Finanzsystems nur noch eine Frage der Zeit. Unter dem hoch provokanten Titel „Der Draghi Crash“ kritisiert er in seinem Buch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und skizziert die Folgen einer seiner Meinung nach völlig aus den Fugen geratenen Politik. Er warnt eindringlich vor einem Kollaps der europäischen Banken, die durch zunehmende Regulierung und Negativzinsen ausgehöhlt werden.

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