Dax, Evotec, Nordex – ein unfreundlicher Aktien-Sommer? - Seite 2
Aufhellungen am Aktien-Himmel dennoch unverkennbar
Zunächst erwarte ich keine deutsche Regierungskrise. Selbst bei einem Zerwürfnis der Unionsparteien würden sich mit FDP oder Grünen schnell eine Partei finden, die einer neuen Koalition aus Rest-Union und SPD ohne Neuwahl – die mit Blick auf die aktuellen Umfragen kaum einer will – aus der Patsche hilft. Die neue Ménage-à-trois wäre vielleicht keine wirtschaftliche Traumkombination. Aber hier wurden wir ja bereits in der Vergangenheit nicht verwöhnt. Und die Finanzmärkte haben ihre diesbezüglichen Erwartungen längst auf das Niveau „Kurzhaardackel“ zurechtgestutzt.
Entscheidend ist für die Finanzmärkte mittlerweile nur noch, dass Deutschland eine Regierung hat. Die möge bitte weiter wie Pattex dafür sorgen, dass Europa irgendwie zusammenhält. Eine politische Eurosklerose wäre angesichts der immer unsicherer werdenden Weltgemengelage der Super-GAU. Und selbst wenn dafür eine Stabilitätsunion mehr und mehr zugunsten einer Schuldenunion aufgegeben wird, schlucken die hart gesottenen Finanzmärkte diese Kröten mittlerweile ohne das Gesicht zu verziehen.
Das Positive an einem Handelskrieg
Eine sich über Handelskonflikte abschwächende Weltwirtschaft sorgt immerhin für nachlassenden Inflationsruck, weil z.B. die Rohstoffpreise wegen schwächerer Nachfrage fallen. Doch wo keine Inflation, da keine restriktive Geldpolitik. Es ist absurd, aber eine fulminante Konjunkturerholung in Europa wäre für Aktien sogar fatal. Denn dann müsste selbst die EZB ihre Liquiditätssause, die die Aktienmärkte in den letzten 10 Jahren maßgeblich gestützt hat, beenden. Doch mit Trumps Handelsgemetzel hat Mario Draghi keinen Anlass, den Liquiditätsmörder zu spielen. Zinsvermögen als Alternative zu Aktien scheidet also weiter aus. Diese Zinsentspannung kommt über den Euro der börsennotierten Exportindustrie zugute.
Steherqualitäten des Aktienmarkts nicht unterschätzen
Bislang hat der Aktienmarkt nach kurzer Konsolidierung alles weggesteckt. Solange es nicht zum finalen Systemzusammenbruch kommt, ist weiter mit robusten Aktienmärkten zu rechnen. Um die heutigen Aktienmärkte zu verstehen, muss man ohnehin politisch denken. (Geld-)Politiker haben die Erfahrung gemacht, dass ein Aktieneinbruch heute, der über Medien jedem und jeder vors Auge geführt wird, morgen über Verunsicherung zu einem Konjunktureinbruch führt. Ein gebranntes Politiker-Kind scheut das Feuer. Der Aktienmarkt ist weit davon entfernt, zusammenzubrechen. Im Trend ist über den Sommer von einem volatilen Seitwärtstrend auszugehen. Dem kann man mit regelmäßigen Sparplänen gut begegnen.
Insgesamt wird der Aktien-Sommer freundlich, auch wenn ab und zu ein paar Wolken zu sehen sind.
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Quelle: Ophirum, eigene Recherche