Hintergrund-Analyse

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Nach historischer Parlamentswahl: Ist diese Edelmetall-Aktie jetzt ein Kauf?

Die Aktie von Sibanye Stillwater hat stark unter der Wirtschaftsmisere Südafrikas gelitten. Ist die Aktie nach den historischen Parlamentswahlen jetzt ein Kauf?

Für Sie zusammengefasst
Hintergrund-Analyse - Nach historischer Parlamentswahl: Ist diese Edelmetall-Aktie jetzt ein Kauf?

Das südafrikanische Bergbau-Unternehmen Sibanye Stillwater ist einer der weltweit größten Förderer sogenannter Platingruppen-Metalle (PGM). Darunter versteht man Edelmetalle, die chemisch und physikalisch eng mit dem namensgebenden Platin verwandt sind.

Sibanye Stillwater lange PGM-Champion

Neben Platin gehören zu den PGM Ruthenium, Rhodium, Palladium, Osmium und Iridium. Alle PGM zeichnen sich durch eine außergewöhnlich hohe Dichte aus und gehören zu den schwersten Metallen überhaupt. Eingesetzt werden sie im Fall von Platin und Palladium vor allem in der Schmuckherstellung sowie für industrielle Anwendungen als Katalysatoren.

Aufgrund ihrer Seltenheit sowie der kostenintensiven Förderung konnte Sibanye Stillwater lange Zeit hohe Verkaufspreise erzielen und hohe Unternehmensgewinne einfahren.

Nach Allzeithoch Kursverluste von 75 Prozent

Während der Corona-Pandemie sorgten immer wieder krankheitsbedingte Produktionsausfälle für ein verringertes Angebot bei gleichzeitig hoher Nachfrage, was vor allem die Preise für Ruthenium, Rhodium und Iridium zeitweise durch die Decke gehen ließ.

Die Aktie von Sibanye Stillwater, das neben Minen in Südafrika auch Goldminen in den USA betreibt und somit ein multinationales Unternehmen ist, verteuerte sich zwischenzeitlich auf über 20 US-Dollar.

Seit dem Entstehen eines Mehrfachtops handelte das Papier allerdings in einem äußerst hartnäckigen Abwärtstrend. Der hat den Kurs inzwischen auf unter 5 US-Dollar fallen lassen, was Verluste von über 75 Prozent bedeutet.

Unternehmen auch das Opfer schlechter Politik

Neben gesunkenen Edelmetallpreisen war für den anhaltenden Preisverfall aber vor allem auch die schwierige politische und wirtschaftliche Lage in Südafrika verantwortlich:

Jahrelange Misswirtschaft und Korruption durch den russlandfreundlichen ANC, der einst von Nelson Mandela mitbegründet wurde, haben zu einem Verfall der Verkehrs- und Energieinfrastruktur geführt, sodass die Produktion in den Minen von Sibanye Stillwater aufgrund von Stromausfällen immer wieder stillgelegt werden musste.

Obwohl das Unternehmen um überdurchschnittlich hohe Arbeitsschutzstandards und angemessene Löhne bemüht ist, legten auch wochenlange Streiks die Förderung lahm. Auch kam es vereinzelt zu Unfällen und Schäden an Mineninfrastruktur.

Umsatz hat sich gegenüber 2021 halbiert, Milliardenverluste

Diese Vielzahl an Problemen ließ die Erlöse und Erträge des Unternehmens einbrechen: Im vergangenen Quartal war der Umsatz nicht einmal mehr halb so hoch wie noch im Juni 2021.

Auf der Ertragsseite ist Sibanye Stillwater zuletzt weit ins Minus gerutscht und verzeichnete einen Milliardenverlust, der auch die Folge von hohen Wertminderungen und gekürzten Reserveprognosen vor allem bei dem Goldgehalt der Minen des Unternehmens ist.

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Bodenbildungsprozess hat begonnen

Trotz der fortgesetzten Schwierigkeiten hat sich der Kursverlauf der Aktie in den vergangenen Monaten stabilisieren können. Im Bereich zwischen 4,00 und 6,00 US-Dollar hat ein volatiler Bodenbildungsprozess begonnen.

Der reflektiert, dass das Unternehmen durch Stellenabbau und Umstrukturierungsmaßen bemüht ist, wieder auf Kurs zu kommen. Des Weiteren hat das Unternehmen von höheren Preisen für Platin und Palladium sowie Gold profitiert, wofür Sibanye Stillwater ebenfalls ein bedeutender Produzent ist.

Schwieriger, aber nicht chancenloser Kursverlauf

Zwar hat sich in den vergangenen Tagen ein Dreifach-Top im Bereich von 6,00 US-Dollar gebildet, was zu einem Pullback unter die kurzfristige Aufwärtstrendlinie sowie die gleitenden Durchschnitte geführt hat. Das macht kurzfristig Kurse von erneut 4,00 US-Dollar wahrscheinlich.

Insgesamt hat sich die technische Lage durch den Bodenbildungsprozess aber verbessert, was an den technischen Indikatoren RSI (Relative-Stärke-Index) und MACD zu erkennen ist, die gegen den seitwärts gerichteten Trend der Aktie Aufwärtstrends bilden konnten und so für bullishe Divergenzen gesorgt haben. Diese deuten mittelfristig auf eine nachhaltige Trendwende der Aktie hin.

Hinfällig wäre dieses Setup für Kurse unterhalb von 4,00 US-Dollar. Dann dürfte sich der übergeordnete Abwärtstrend fortsetzen und die Aktie auf neue Tiefs fallen. Kaufsignale würden entstehen, wenn die Aktie die gleitenden Durchschnitte wieder überspringen und den Widerstand bei 6,00 US-Dollar knacken kann.

Politischer Wandel könnte Reformen einleiten

Ein Katalysator für steigende Kurse könnte neben den anhaltend hohen Edelmetallpreisen auch der historische Ausgang der Parlamentswahlen in Südafrika sein: Nachdem der ANC das erste Mal seit dem Ende der Apartheid seine absolute Mehrheit verloren hat und sich einen Koalitionspartner suchen muss, dürfte der politische Druck auf die Regierung steigen, die auch parteiinterne Korruption zu bekämpfen und wirksame Wirtschaftsreformen anzustoßen.

Solche sind auch im Standortwettbewerb notwendig, da viele Staaten des afrikanischen Kontinents aufgeholt haben und für ausländische Investoren attraktiv geworden sind, darunter vor allem Nigeria, Äthiopien und das einstige Bürgerkriegsland Ruanda.

Fazit: Aktie noch kein klarer Kauf

Die Aktie des südafrikanischen Förderers von Platingruppen-Metallen Sibanye Stillwater ist nach dem historischen Ausgang der Parlamentswahlen noch kein eindeutiger Kauf.

Die zuletzt getroffenen Umstrukturierungsmaßnahmen sowie der politische Wandel in Südafrika werden einige Zeit in Anspruch nehmen, bis sich Veränderungen auch in der Ertragslage des Unternehmens zeigen dürften.

Technisch ist eine Trendwende der Aktie in Vorbereitung. Auch die dürfte aber noch einige Zeit benötigen, nachdem auch der letzte Ausbruchsversuch über den Widerstand bei 6,00 US-Dollar gescheitert ist.

Wer sich als Anleger bei Sibanye Stillwater engagieren möchte, sollte daher entweder ein prozyklisches Kaufsignal abwarten oder zunächst nur eine kleine Position mit einem Stopp-Loss-Limit bei etwa 4,00 US-Dollar aufbauen.

Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion

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