110-Prozent-Chance mit BASF
Die deutsche Chemie- und Pharmabranche bekam nach einem starken Start ins laufende Jahr im zweiten Quartal Gegenwind zu spüren. Denn von April bis Juni stagnierte der Umsatz gemessen am ersten Quartal bei knapp 50 Milliarden Euro. Das teilte der Verband der chemischen Industrie (VCI) am Mittwoch in Frankfurt mit. Produktion (plus 1,2 Prozent) und Preise (plus 0,6 Prozent) legten nur leicht zu. Während die drittgrößte deutsche Industriebranche im Ausland zum achten Mal ihren Umsatz steigerte, gaben die Erlöse im Inland nach. Vieles, erklärte VCI-Präsident Kurt Bock zum zweiten Quartal, deute darauf hin, dass die Nachfrage im zweiten Halbjahr nachlassen werde.
Schwacher Ausblick
Vor allem die Exporterwartung sei nicht mehr so positiv wie bisher. Denn der nahende Brexit und die internationalen Handelskonflikte belasten zunehmend die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie. Branchen, die zu den Kunden der Verbandsunternehmen zählen, hätten im ersten Halbjahr aus Verunsicherung ihre Produktion schon leicht gedrosselt, andere stagnierten, erklärte der VCI. Textil, Druck, Metall und Verpackung seien Industrien, die sich momentan zurückhalten würden. Die Konjunktursorgen könnten auch die Tarifgespräche für die rund 580.000 Beschäftigten belasten, die nun auf Bundesebene beginnen. Die derzeitige Unsicherheit könnte Verhandlungen erschweren.
Viel Geld ausgegeben
Das belastet auch die BASF-Aktie. Obwohl die Analysten in der Mehrheit positiv gestimmt sind, mag ihr die Wende zum Positiven noch nicht gelingen. Mit dem Kauf von Geschäftsbereichen Bayers, von denen sich die Leverkusener im Zuge der Übernahme Monsantos trennen mussten, stieg Chemieriese BASF zu einem führenden Anbieter im Agrarbereich auf. Die erworbenen Bereiche erzielten im letzten Jahr einen Umsatz von insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro. BASF zahlte dafür einen Preis von 7,6 Milliarden Euro. Der Wert dieser Transaktion könnte sich für die Ludwigshafener erst in den kommenden Jahren bezahlt machen, auf kurze Sicht belastet jedoch höchstens der stolze Kaufpreis.
Aktie zieht nach unten
Aber neben der eingetrübten Stimmung am Gesamtmarkt belastet auch das eigene Sentiment die BASF-Aktie. Schließlich befindet sie sich seit Januar in einem Abwärtstrend, der aktuell zwischen 67,90 und 81,70 Euro beschrieben werden kann. Nachdem die Notierungen bereits ein Tief bei 76,25 Euro erreicht hatten, bäumten sie sich zwar bis um 81 Euro auf, kamen aber dort nicht mehr vorwärts und rutschten in der Folge erneut unter die Tiefs von Ende März und Ende Juni um 80 Euro ab. Dort kann sich ein bedeutender Widerstand befinden, während ein Unterschreiten von 76 Euro die Abwärtsbewegung verstärken könnte. Ein Short-Ziel könnte sich um 63 Euro befinden.