Crowdinvesting
Junges Unternehmertum braucht keine Bank, sondern die Crowd
Von Jürgen F. Kelber, Mittelständischer Unternehmer und Crowdinvestor
Eine halbe Milliarde Euro: Diese Schallmauer hat das in Deutschland investierte Crowdinvesting-Volumen zur Jahresmitte durchbrochen. Es dürfte keine zwei Jahre mehr dauern, bis die Milliardenmarke geknackt ist. Die größte Dynamik kam in den letzten Monaten aus dem Immobilienbereich. Doch Monat für Monat gibt es auch Unternehmen, die sich über die Crowd frisches Kapital zum Investieren besorgen - insgesamt schon deutlich über 200 Millionen Euro.
Freilich: Verglichen mit den Krediten in Höhe von 1,4 Billionen Euro, die deutsche Banken an Unternehmen im Inland vergeben haben, mag das auf den ersten Blick wenig beeindrucken. Doch entscheidend ist die Dynamik - und die Qualität. Denn so manches erfolgreiche junge Unternehmen wären ohne die Crowd vielleicht nicht so erfolgreich gewesen. Und so mancher Jungunternehmer ist von der restriktiven Haltung und dem bürokratischen Gebaren seiner Hausbank bei der Kreditvergabe enttäuscht. Das betrifft längst nicht nur die Start-ups aus der Digitalwirtschaft. Auch Unternehmen mit einer "analogen" Idee, die damit bereits seit zwei oder drei Jahren erfolgreich am Markt sind und nun Kapital für die weitere Expansion benötigen, fühlen sich allzu oft von ihrer Bank im Stich gelassen.
Lesen Sie auch
Banken sind zu kompliziert, zu bürokratisch und zu restriktiv
Dahinter steckt weder böser Wille von Banken und Sparkassen noch eine übertrieben hohe Risikoaversion bei der Kreditvergabe. Die Kreditinstitute sind vor allem aus regulatorischen Gründen zu immer
komplexeren Verfahren bei der Darlehensbewilligung gezwungen. Drei Jahre Bilanz, ein weit in die Zukunft blickender Businessplan, ein dickes Eigenkapitalpolster, persönliche Bürgschaften, im
Idealfall sogar ein gutes Rating - welcher Jungunternehmer kann das alles liefern? Vor allem in den ersten drei Jahren fällt es jungen Unternehmen deshalb schwer, klassische Bankdarlehen
aufzunehmen. Für diese Fälle gibt es zwar die Förderbanken. Doch auch deren Förderprogramme sind zumeist sehr komplex zu beantragen. Für junge Gründer voller Begeisterung für ihre Geschäftsidee ist
dieser bürokratische Aufwand wenig attraktiv.