Bringt die Berichtssaison die Wende für den DAX? - Seite 2
Aufgrund dieser Erfahrung ist es nur ein schwacher Trost, wenn wir uns darauf verlassen, dass in den USA „nur“ eine größere Seitwärtsbewegung droht, auf die Sven Weisenhaus in der Börse-Intern vom Donnerstag erneut hingewiesen hat. Eine solche Seitwärtsbewegung ist zwar potenziell bullish, aber das Abwärtspotenzial bis zu deren möglicher Unterkante beträgt z.B. im Dow Jones rund 8 %.
Und bei einem weiteren Rückfall von rund 8 % geriete der DAX schon gefährlich nahe an die 10.000-Punkte-Marke. Dann läge der gesamte Kursverlust seit dem Hoch vom Januar schon bei mehr als 20 % – ein zweites klassisches Kriterium neben der aktuellen Top-Formation, das für einen Bärenmarkt spräche.
Hoffnungsträger Quartalsberichtssaison
Daher ruhen die Hoffnungen von Analysten und Anlegern auf der beginnenden Quartalsberichtssaison, die in den USA mittlerweile Fahrt aufnimmt: In dieser Woche werden fast ein Drittel aller Unternehmen des S&P 500 ihre Zahlen vorlegen. Zusammen mit den knapp 17 %, die schon ihre Ergebnisse berichtet haben, ist am Wochenende nahezu die Hälfte der US-Berichtssaison vorüber. Ende der kommenden Woche haben dann bereits drei Viertel der Unternehmen die Berichtssaison hinter sich (siehe folgende Grafik).
(Quelle: Thomson Reuters)
Die ersten 84 Unternehmen (=16,8 %) repräsentieren 22,3 % der Marktkapitalisierung des S&P 500, so dass sich bereits einige Tendenzen erkennen lassen. Und diese ersten Zahlen sind durchaus vielversprechend: ein erwartetes Gewinnwachstum von 19,5 % (der dritthöchste Wert seit dem 1. Quartal 2011), ein erwarteter Umsatzanstieg von 7,4 % und eine Nettomarge von mehr als 11 % – der zweithöchste Wert überhaupt! Und die Bewertung ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15,9 relativ moderat und liegt im Bereich langjähriger Vergleichswerte (5-Jahres-KGV: 16,3; 10-Jahres-KGV: 14,5).
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Doch ganz ohne Schatten ist auch diese Berichtssaison nicht, denn in diesen vermeintlich moderaten Bewertungen spiegeln sich die hohen Erwartungen wieder. Und wehe, die werden enttäuscht! Dann werden die betreffenden Aktien gnadenlos abgestraft.
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Doch selbst positive Überraschungen sind kein Garant für Kursgewinne mehr. Der Datenanbieter Factset verfolgt regelmäßig die Kursbewegungen der Aktien, deren Unternehmen ihre Zahlen vorlegen, und zwar in einem Zeitfenster von zwei Tage vor bis zwei Tage nach der Ergebnisveröffentlichung. Danach sind bisher die Aktien der Unternehmen, die besser als erwartete Zahlen vorgelegt haben, um 0,5 % gefallen! Normalerweise gibt es bei positiven Überraschungen natürlich einen Kursaufschlag (laut Factset +1,0 % im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre).