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     2697  2 Kommentare Oktober – Crash? - Seite 2

    Die magischen drei Prozent

    Dies vor allem vor dem Hintergrund der sich immer deutlicher abzeichnenden Zinswende in den USA. Immer wieder war ich an dieser Stelle skeptisch mit Blick auf das Ausmaß der Zinserhöhung. Meine Logik war und ist dabei eine einfache. Eine so hoch verschuldete Wirtschaft verkraftet keine höheren Zinsen, ohne in eine schwere Rezession zu stürzen. Ein derart fragiles Finanzsystem verkraftet keine höheren Zinsen, ohne eine erneute Finanzkrise auszulösen, die jene der Jahre 2008 fortfolgende noch in den Schatten stellt. Nach dem Motto, es kann nicht sein, was nicht sein darf.

    Als magische Hürde wurde von Marktbeobachtern und Charttechnikern ein Satz von über drei Prozent für die zehnjährige US-Staatsanleihe (US-Treasury) genannt. Ab diesem Punkt würde es kritisch. Lange sah es für mich so aus, als ob diese Hürde hielte, vor allem weil es eine Rekordspekulation auf fallende Anleihenkurse gab. Eine derartig einseitige Positionierung in den Märkten führt üblicherweise zu einer technischen Gegenreaktion. Diesmal nicht. Es kam tatsächlich zu einem Überschreiten der Drei-Prozent-Hürde und wir befinden uns auf gefährlichem Terrain.

    Die US-Staatsanleihen definieren so etwas wie den Spareckzins für das Weltfinanzsystem:

    • Anleihen werden relativ zu Aktien attraktiver, was die Bewertung von Aktien tendenziell drückt.
    • Die Zinskosten für Unternehmen steigen, was zu geringeren Gewinnen führt. Auch dies spricht für tiefere Aktienkurse.
    • Die höher verschuldeten Unternehmen kommen zusätzlich unter Druck, weil die Zinskosten stärker steigen als das allgemeine Zinsniveau. Das Risiko schlägt sich in höheren Spreads (also Aufschlägen gegenüber den Staatsanleihen) nieder.
    • Spekulation auf Kredit lohnt sich weniger. Dies bringt alle Käufer auf Kredit unter Druck. Sei dies an den Börsen (Wertpapierkredite) oder an den Immobilienmärkten (Hypotheken). Folge ist ein zunehmender Verkaufsdruck, der sich – wie immer wieder anhand der Logik von Margin Calls an dieser Stelle erläutert – rasch in einem deutlichen Einbruch an den Märkten entladen kann.
    • Die Nachfrage in der Wirtschaft geht zurück. Unternehmen und Konsumenten schränken ihre Ausgaben ein. In der Folge sinken die Gewinne der Unternehmen weiter, die Aktien kommen unter Druck.
    • Dies alles gilt nicht nur für die USA, sondern für die Weltwirtschaft. Überall kommen Schuldner unter Druck, vor allem jene, die den Fehler gemacht haben, sich auch noch in US-Dollar zu verschulden. Sie werden doppelt in die Zange genommen, von steigenden Zinsen und einem teureren US-Dollar. Türkei und Argentinien genügen als Stichworte.

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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Oktober – Crash? - Seite 2 „Oktober. Dies ist einer der besonders gefährlichen Monate, um am Aktienmarkt zu spekulieren. Die anderen sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August, und Februar.“ Trotz dieser Erkenntnis von Mark Twain dürften …

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