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    Nahaufnahme  6597  4 Kommentare Alphabet, Amazon, Apple und Facebook: Die wahren Gefahren für die Big Tech-Aktien

    Den großen US-amerikanischen Tech-Unternehmen droht der eigene Erfolg zum Verhängnis zu werden: Weltweit drängen Regierungen auf eine Regulierung oder gar Aufspaltung der Datenkraken. Doch unsere Partnerredaktion Smart Investor zieht ein aus Aktionärssicht erstaunliches Fazit nach fundierter Analyse:

    Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts – dies ist mehr als nur ein Marketinggag. Schließlich besitzen heute alleine Apple (IK), Google-Mutter Alphabet (IK), Amazon und Facebook (IK) einen Marktwert von rund drei Bio. USD – die zehn größten Ölkonzerne der Welt bringen es dagegen lediglich auf rund 1,7 Bio. USD. Gleichzeitig ist bei keinem der Big Tech-Unternehmen auch nur ansatzweise zu erkennen, dass das Wachstum an seine Grenzen stoßen könnte. Kein Wunder also, dass die Unternehmen zunehmend in den Fokus der Politik geraten und weltweit eine Regulierung der „Datenkraken“ gefordert wird.

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    Seit Anfang Juni handelt es sich hierbei nicht mehr nur um politische Rhetorik: Das US-Justizministerium hat offiziell Ermittlungen gegen Alphabet und Apple aufgenommen, die Federal Trade Commission (FTC) gegen Amazon und Facebook. In allen vier Fällen soll untersucht werden, inwieweit die Konzerne ihre Marktposition für unlauteren Wettbewerb ausgenutzt haben. Parallel dazu fordert die potenzielle demokratische Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren offen eine Zerschlagung von Facebook, Google und Amazon. Auch Donald Trump gilt nicht gerade als Fan der Silicon-Valley-Superstars und fühlt sich regelmäßig von deren Algorithmen benachteiligt. Die Washingtoner Big Tech-Lobbyisten dürften also ordentlich zu tun haben...

    Welches Monopol?

    Die entscheidende Frage dürfte jedoch folgende sein: Wogegen wollen die Behörden und die Politik denn überhaupt vorgehen? Denn alle vier ins Visier geratenen Unternehmen haben sich ihre Marktposition selbst geschaffen – durch Services und Dienstleistungen, die denen der Konkurrenz offensichtlich überlegen sind. Es müsste daher zunächst einmal geklärt werden, ob überhaupt eine beherrschende und auf Dauer angelegte Marktstellung vorliegt, die es ermöglicht, Preise anzupassen und Wettbewerber auszuschließen. Exakt dies wäre nämlich die rechtliche Definition eines Monopols der FTC. Doch erfüllen Google, Amazon, Facebook und Apple diese Voraussetzung?

    Es handelt sich jeweils um eine Frage der Definition. Fasst man den betreffenden Markt jeweils eng genug, ist dies vermutlich der Fall. Ist Google also ein Monopolist? Wohl kaum, schließlich ist die Konkurrenz stets lediglich einen Klick entfernt. Ist Apple ein Monopolist? Mit einem weltweiten Marktanteil im Smartphone-Geschäft von lediglich 30 Prozent? Sie sehen, es dürfte alles andere als einfach werden, hier im Rahmen der bestehenden Regelungen fündig zu werden. Anti-Monopol-Verfahren sind jedoch auch für die Technologiebranche nichts Neues – schließlich wurde Ende der 1990er-Jahre bereits die (später nicht vollzogene) Aufspaltung von Microsoft angeordnet.

    Der Fall Microsoft

    Der Software-Riese hatte damals mit Windows eine Plattform geschaffen, auf die Kunden und Entwickler quasi zwangsweise zurückgreifen mussten. Microsoft nutzte diese Stellung aus, um den Internet Explorer und den eigenen Mediaplayer mit seinem Betriebssystem zu verbinden. PC-Herstellern wurde gleichzeitig untersagt, Browser und Mediaplayer anderer Hersteller auf den Rechnern vorzuinstallieren. Eine Parallele, die heute wohl noch am ehesten auf Apple und dessen Ökosystem oder das Handy-Betriebssystem Android aus dem Hause Alphabet zutrifft. Im Fall aller anderen Services dürfte es den Behörden schwerfallen, einen auf Dauer angelegten Wettbewerbsvorteil nachzuweisen.

    Dass sich Märkte und Technologien häufig schneller verändern, als Ermittlungsverfahren abgeschlossen werden, belegt abermals der Fall Microsoft. Dieses Unternehmen wurde in den USA in erster Instanz zu einer Aufspaltung verurteilt, was später allerdings aufgehoben wurde. Das kritische Thema hatte sich in der Zwischenzeit ohnehin erledigt, da mehrere Konkurrenten wie Apple (iTunes) oder Alphabet (Chrome-Browser) technologisch an Microsoft vorbeizogen. Was damals allerdings fehlte, ist die politische Komponente. So gerne die Nutzer bei Amazon bestellen, bei Google suchen oder bei Facebook Kontakte pflegen – wenn ein Politiker auf die unerhörte Marktmacht der Konzerne schimpft, ist ihm die Zustimmung des Wahlvolkes gewiss.

    Politisch exponiert

    Nicht wenige Politiker fordern daher für die Dienste der Big Tech-Unternehmen eine Regulierung, wie sie heutzutage für Energieversorger gilt – schließlich decken alle auf irgendeine Art und Weise Grundbedürfnisse ab. Wie dies ausgestaltet werden könnte, ist noch völlig offen. Klar ist jedoch, dass dies für die Unternehmen und ihre Aktionäre weitaus gefährlicher werden könnte als eine Aufspaltung. Im schlimmsten Fall könnten aus den heutigen Big Tech-Unternehmen klassische Witwen- und Waisenpapiere werden, die ihre Margen nur unter Einhaltung vieler staatlicher Auflagen und Kontrollen erzielen können. Grundvoraussetzung dafür wäre jedoch, dass eine zukünftige US-Regierung sämtlichen Marktprinzipien abschwört und willentlich die eigenen Leuchtturm-Unternehmen schwächt – aus heutiger Perspektive kaum vorstellbar.

    Anders sieht es dagegen mit inhaltlichen Restriktionen aus. Hier sind vor allem Facebook und Google exponiert. Lustigerweise wird den Unternehmen von allen politischen Lagern der Vorwurf gemacht, jeweils eine andere Seite zu bevorzugen. Wenn es um die Löschung oder Bevorzugung von Inhalten geht, dürfte in Wahrheit weniger politische Einflussnahme als die Akzeptanz der Inhalte bei Werbekunden im Vordergrund stehen. Gleichzeitig investieren sowohl Alphabet als auch Facebook derzeit Milliarden in die Sicherheit ihrer Plattformen. Sollte die Politik hier die Zügel anziehen, könnte dies jedoch indirekt einen Effekt auf die Monetarisierbarkeit der Inhalte haben, z.B. indem die Erhebung und das Speichern bestimmter Daten untersagt würden.

    Big Tech ist Big Techs größter Konkurrent

    Eine kaum zu unterschätzende Tatsache ist dagegen, dass sich die großen Techkonzerne gerade aufgrund ihrer enormen Ressourcen untereinander die größte Konkurrenz machen. Zu beobachten ist dies unter anderem im Suchmaschinen-Geschäft, wo Amazon bei Produktsuchen zunehmend im Bereich von Alphabet wildert und zwischenzeitlich beachtliche Summen mit Werbeeinnahmen erzielt. Gleichzeitig intensivieren Alphabet (Google Shopping) und Facebook (Checkout-Funktion auf Instagram) ihre Bemühungen im E-Commerce. Im Cloudsegment konkurrieren Amazon und Google unmittelbar miteinander, genauso im Bereich der Sprachassistenten. Statt den Markt mit seinem iPhone zu dominieren, hat es Apple über Alphabets Android-System mit einem Konkurrenten zu tun, der es sogar auf einen größeren Marktanteil bringt.

    Politiker sollten sich daher genau überlegen, ob eine Aufspaltung nicht sogar den Wettbewerb behindern würde, den die Konzerne heute untereinander forcieren. Aus Aktionärssicht wäre eine Aufspaltung dagegen ohnehin eine Win-win-Situation, denn bei Apple, Alphabet, Amazon oder Facebook dürfte die Summe der Einzelteile jeweils deutlich wertvoller sein als der heutige Börsenwert. Bezüglich Alphabet haben wir Ihnen z.B. bereits im Smart Investor 2/2019 aufgezeigt, was eine Sum-of-the-Parts-Bewertung (Google, YouTube, Waymo, Venture-Capital-Portfolio) ergeben könnte.

    Fazit

    Das Damoklesschwert der Regulierung schwebt nicht erst seit Juni dieses Jahres über den großen US-Techkonzernen. Vielen Beobachtern ist seit Längerem klar: Diese Unternehmen kann nur noch das Kartellamt aufhalten. Aus Anlegersicht wird dieses Thema jedoch höchstwahrscheinlich nicht so heiß gegessen, wie es aktuell gekocht wird.

    Zunächst einmal dürften Jahre ins Land gehen, bis die angestoßenen Ermittlungen überhaupt zu einem Ergebnis oder gar einem Urteil führen werden. Alleine bis dahin dürften die Konzerne einen freien Cashflow in dreistelliger Milliardenhöhe produzieren. Sollte es schließlich so weit sein, könnten Aufspaltungen enorme Werte freisetzen. Nicht in einer Überregulierung, sondern vielmehr im Verpassen neuer technologischer Trends dürfte die wahre Gefahr liegen. Hier zeigt die jüngere Vergangenheit eindrucksvoll, dass die Halbwertszeit erfolgreicher Geschäftsmodelle immer kürzer wird. Wie nachhaltig die Dominanz der heutigen Techriesen tatsächlich ist, wird erst noch zu beweisen sein.

    Hinweis auf Interessenkonflikt (IK): Ein mit IK gekennzeichnetes Wertpapier wird zum Zeitpunkt der Erscheinung dieser Publikation von mindestens einem Mitarbeiter der Smart Investor-Redaktion gehalten.

    Die wallstreet:online-Partnerredaktion Smart Investor blickt auf 20 Jahre Erfahrung der Börsen-Berichterstattung zurück. Die Fachjournalisten liefern exklusive Hintergrund-Analysen und verwalten ein Musterdepot mit plus 300 Prozent - Smart Investor-Informationen sichern und vermehren Ihr Vermögen.

     

     





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