Chiphersteller unter der Lupe
Dividendenkürzung trotz guter Zahlen bei Infineon: Inwiefern passt das?
Der Quartalsbericht von Infineon und die angekündigte Dividendenkürzung von fünf Cent sorgen für ein uneinheitliches Meinungsbild. Die DZ Bank untermauert unterdessen ihr Kursziel. Ein Lagebericht für Anleger.
Der deutsche Chiphersteller Infineon will für das Geschäftsjahr 2020 22 Cent je Aktie auszahlen. Das sind fünf weniger als im Vorjahr. Dabei verbuchten die Bayern gegenüber dem Vorjahr 2019 mit 8,567 Milliarden Euro ein Umsatzplus von sieben Prozent. Allerdings seien die Corona-Krise und ihre Folgen die Gründe für die Dividendenkürzungen gewesen, teilte der Konzern mit.
Seither gaben neun Analysehäuser ihre Beurteilungen zur Infineon-Aktie neu ab. Die Kursziele reichen von der Schweizer Bank Credit Suisse mit 22,50 bis zu 30 Euro von der DZ Bank. Während die Marktexperten von der Credit Suisse davon ausgehen, dass der gegenwärtige Aktienkurs den positiven Trend bereits einpreist, sind die der DZ Bank optimistischer gestimmt.
DZ-Bankanalysten begründen ihre Zuversicht mit der guten Marktposition und insbesondere mit der Erholung des Automobilmarkts. In den wichtigen Segmenten Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit sei Infineon international gut positioniert. Mit 19 Prozent Marktanteil in der Rubrik Leistungshalbleiter sei Infineon unangefochten Weltmarktführer vor ON Semi (8,4 Prozent) und STMicro (5,8 Prozent), wie aus einer Präsentation von Infineon hervorgeht.
Die DZ Bank vermutet, dass der Führungsstab um Infineon-Chef Reinhard Ploss mit der Dividendenkürzung eine gewisse Vorsicht walten lasse und sich einen finanziellen Spielraum sichern wolle. Zudem müsse man beachten, dass Infineon sein Kapital in der Mitte des Jahres um knapp vier Prozent erhöht und weitere 55 Millionen Aktien ausgegeben hatte. Insofern „ist Infineon mit der Ausschüttungsdividende gut aufgestellt“, heißt es von Seiten der DZ Bank.
Darüber hinaus profitiere der Halbleiterhersteller neben der erhöhten Nachfrage nach Fahrerassistenzsystemen von der nach Elektrofahrzeugen, in denen fast doppelt so viele Halbleiter wie in Verbrennern verarbeitet werden. Zudem könne die geplante EU-7-Norm Infineon in die Karten spielen. Mit der Einführung „wird die EU-Kommission Autos mit Verbrennungsmotor ab 2025 de facto verbieten“, sagte die Chefin des Branchenverbandes VDA, Hildegard Müller, der dpa.
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Unter die Lupe nahm den größten Chiphersteller Deutschlands ebenso unsere Partnerredaktion FinMent. In ihrem neuesten Analyse-Video zeigen die Börsenstrategen die Stärken und Schwächen des DAX-Papiers auf. Sie erläutern darin, wie man als Aktionär von Infineon profitieren könnte:
Autor: Nicolas Ebert, wallstreet:online Zentralredaktion