So tickt die Börse
Problematische Entwicklung von Angebot und Nachfrage am Aktienmarkt
Darum ist eine Fortsetzung der Rallye "wie früher" gar nicht so einfach: IPOs, SPACs und Aktienplatzierungen haben das Angebot drastisch erhöht, gestrichene Aktienrückkäufe hingegen haben die Nachfrageseite ausgedünnt.
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Nachdem wir vor in meiner Ausgabe 21/8 ausführlich über den Zinsmarkt gesprochen haben, zeige ich Ihnen nun in Kapitel 02 meiner Ausgabe 21/9, welche weiteren Entwicklungen an den Finanzmärkten
dazu geführt haben, dass eine Fortsetzung der Rallye "wie früher" gar nicht so einfach ist: IPOs, SPACs und Aktienplatzierungen haben das Angebot an Aktien drastisch erhöht, gestrichene
Aktienrückkäufe hingegen haben die Nachfrageseite ausgedünnt.
"An den Aktienmärkten ist eine Fehlentwicklung zu beobachten, die wir für unsere Anlageentscheidung nutzen sollten", behauptet der Volkswirt. "Nein, die Börse hat immer Recht", erwidert der Trader.
Hier stoßen zwei Welten aufeinander, die beide ihre Existenzberechtigung haben. Volkswirte und langfristig orientierte Anleger analysieren die Konjunktur, bewerten Unternehmen und leiten aus ihren
Erkenntnissen ab, wohin sich die Märkte entwickeln müssten. Läuft es kurzfristig anders, so ist das eine Gelegenheit zum Investieren. Trader interessieren sich nicht sonderlich für solche
fundamental orientierten Analysen, sie versuchen kurzfristige Trends zu erkennen und springen dann auf. Kehrt sich der Trend um, hat man eben Unrecht gehabt und löst die Spekulation auf.
Einen Mittelweg zwischen diesen beiden Extremen zu finden, ist nicht leicht. Ich versuche, "Fehlentwicklungen" für unsere Anlageentscheidungen zu nutzen, habe aber gleichzeitig ein Regelwerk
eingezogen, um mich zu "disziplinieren". Denn das Tal der Tränen kann tief und lang sein, das möchte ich möglichst nicht durchschreiten müssen.
Schauen wir uns also mal an, was derzeit eine "Fehlentwicklung" ist, und in wieweit die Aktienmärkte doch "Recht" haben.
VORÜBERGEHENDER ZINSANSTIEG
In der vorangegangenen Ausgabe des Heibel-Tickers vom vergangenen Freitag habe ich ausführlich dargelegt, dass der Zinsanstieg in meinen Augen nur zu einem vorübergehenden Ausverkauf führen kann.
Ein großer Teil des Inflationsdrucks findet aufgrund der Vergleichsbasis statt. Das heißt, wir betrachten die Inflation stets im Jahresvergleich, aktuell also gegenüber dem Stand vom Frühjahr
2020.
Erinnern Sie sich, das der Ölpreis damals NEGATIV war? Ja, der Ölpreis war ins Minus gerutscht. Wer Öl kaufte, der bekam Geld für. Mit einem Ölpreis von
aktuell 68 USD/Fass Brent ist natürlich ein erheblicher Kostenanstieg für viele Einsatzstoffe unserer Wirtschaft gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Doch das ist ein vorübergehender Preissprung,
der sich in dieser Form im kommenden Jahr nicht fortsetzen kann.