Was treibt den Goldpreis? - Seite 3
Zudem könnte man mit Blick auf den Chart oben argumentieren, dass Gold zu Beginn der Corona-Pandemie zunächst kräftig zulegte, während die Realzinsen zurückblieben (siehe gelbe Ellipse). Nachdem sich die Lage aber etwas entspannt hat, näherten sich beide Kurven wieder an. Und jetzt laufen eben mal die Realzinsen voraus – was ja vielleicht nicht von Dauer ist, wenn sich die Inflation wieder normalisiert.
Und wie sieht es mittelfristig aus?
Der Leser fragte aber auch nach dem möglichen mittelfristigen Potenzial des Goldpreises. Hier dürften die oben genannten Faktoren weniger relevant sein, da sie eher kurzfristigen Schwankungen unterworfen sind als längerfristigen Trends. Aber Gold als Rohstoff unterliegt auch dem Wechselspiel von Angebot (von Minenproduktion und Recycling) und Nachfrage (der Industrie und Anleger).
Gewöhnlich ist es dabei so, dass ein zu großes Angebot die Preise drückt, eine große Nachfrage dagegen die Preise treibt. Kann man dies auch bei Gold beobachten? Dazu der folgende Chart:
Quellen: MarketMaker, World Gold Council
Hier sehen Sie den Goldpreis (rote Kurve) und im unteren Chartteil den Saldo aus Angebot und Nachfrage weltweit gemäß den Quartalsdaten des World Gold Council. Die roten Bereiche zeigen einen Überschuss der Goldproduktion an (sind also theoretisch negativ für den Goldpreis), die grünen signalisieren eine höhere Nachfrage, sollten also positiv für den Goldpreis sein. Eine wie auch immer geartete Korrelation zwischen Goldpreis und Angebots-/Nachfrage-Situation lässt sich zumindest über längere Zeit nicht erkennen.
Wo der Großteil des Golds inzwischen landet
Im Gegenteil: Von 2006 bis 2016 waren Angebot und Nachfrage faktisch ausgeglichen – die (blaue) Regressionslinie liegt an der Nulllinie und verläuft nahezu waagerecht. Der Goldpreis legte in dieser Zeit kräftig zu, was natürlich auch der Finanzkrise und ihren Nachwehen zuzuschreiben ist. Insbesondere von 2011 bis 2013 herrschte eine starke Goldnachfrage (hellgrüne „Zacken), aber der Preis stagnierte nach dem 2011er Allzeithoch.
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Und ausgerechnet 2013, also die Nachfrage nochmals anzog, brach er deutlich ein und setzte in den kommenden Jahren seine Abwärtsbewegung mit geringerer Dynamik fort. Seit 2016 übersteigt dagegen das Angebot die Nachfrage fast ständig, und dieses Überangebot wuchs sogar deutlich. Trotzdem legte der Goldpreis in dieser Zeit erneut zu – und das nicht nur wegen der Corona-Pandemie!