Aktie deutlich im Plus
HelloFresh: Mehr Umsatz trotz Kundenverlust – Kann das auf Dauer gut gehen?
Der Kochboxen-Anbieter HelloFresh punktet mit Zusatzprodukten und zahlkräftiger Klientel. Doch diese können die Unsicherheit an den Märkten nur bedingt abfedern.
Die hohe Inflation und der weltweite Wirtschaftsabschwung hinterlassen beim Kochboxen-Anbieter HelloFresh deutliche Spuren: Im zweiten Quartal verringerte sich das bereinigte Betriebsergebnis (EBITDA) um 7,5 Prozent auf rund 146 Millionen Euro (im zweiten Quartal 2021 waren es 157,8 Millionen Euro). Der Gewinn nach Steuern lag bei 62,9 Millionen Euro und damit deutlich unter den 83,7 Millionen Euro, die im Vorjahresquartal erwirtschaftet wurden.
Neben gestiegenen Lebensmittelkosten musste das Berliner Unternehmen für Treibstoff und damit zusammenhängend in der Logistik mehr hinlegen. Zudem wurden neue Produktionsstätten ausgebaut, was mit entsprechenden Anlaufkosten einherging. Dazu kam ein rückläufiges Kundengeschäft: Insgesamt verlor HelloFresh im zweiten Quartal über 500.000 Kunden. Der Rückgang betraf zuletzt vor allem den Hauptabsatzmarkt in den USA, wo rund 220.000 Menschen absprangen. Unterm Strich bleiben derzeit acht Millionen Kunden in 17 Ländern – und damit sogar vier Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahresquartal.
Ein Plus gab es beim Umsatz, wobei vor allem zwei Entwicklungen für Rückenwind sorgten: der anziehende US-Dollar und ein gestiegener, durchschnittlicher Bestellwert. Wobei auch Zusatzprodukte eine Rolle spielten. In toto stieg der Umsatz währungsbereinigt um 16 Prozent auf 1,96 Milliarden Euro (im zweiten Quarrtal 2021 waren 1,55 Milliarden Euro).
Mit Blick auf das Gesamtjahr bleibt die Mannschaft um Firmenchef Dominik Richter angesichts der eingetrübten Verbraucher- und Konsumentenstimmung weiterhin zurückhaltend – von ihren Jahreszielen war sie angesichts der vielen Unsicherheiten an den internationalen Finanzmärkten und anziehenden Kosten schon im Juli zurückgerudert. So rechnet sie im Geschäftsjahr 2022 zwar mit einem Umsatzplus von 18 bis 23 Prozent, wobei die 6 Milliarden Euro von 2021 Ausgangsbasis sind. Allerdings werde das EBITDA wohl auf einen Wert zwischen 460 bis 530 Millionen sinken (2021 waren es 527,6 Millionen Euro).
Um die Kundenbindung zu halten und neue zu gewinnen, setzt HelloFresh verstärkt auf Werbung in Form von Anzeigen oder Gutscheinen. Dies habe laut Meinung von William Woods, Analyst bei Bernstein Research, aber noch keine Früchte getragen. Das Kursziel der HelloFresh-Aktie sieht er weiterhin bei 24 Euro und stuft sie entsprechend mit "Underperform" ein.
Die HelloFresh Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Plus von +5,49 % und einem Kurs von 31,50EUR auf Tradegate (15. August 2022, 16:00 Uhr) gehandelt.
(ir) für die wallstreet:online Zentralredaktion