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Anleihen zwischen Inflation und Rezession
Regelmäßig blicken die Experten von Moventum AM auf die Märkte und kommentieren das Geschehen.
Der Markt für Anleihen wird derzeit von zwei gegenläufigen Kräften bewegt: Zum einen steht in den USA und Europa eine Rezession an, was für sinkende Zinsen spricht. Zum anderen erhöhen die Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation die Leitzinsen „Bei Langläufern sehen wir daher allmählich Potenzial“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. „Am kurzen Laufzeitende dagegen drohen noch deutlich steigende Renditen.“
Die wirtschaftliche Situation hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten kontinuierlich verschlechtert. Die USA befinden sich seit zwei Quartalen in einer technischen Rezession, ein Abgleiten in eine klassische Rezession droht. In Europa scheint eine Rezession unausweichlich zu sein, die härter ausfallen dürfte als jenseits des Atlantiks. China befindet sich weiter im Sog der Null-Covid-Politik, auch die Immobilienkrise schwelt.
In Europa belastet vor allem der dramatische Anstieg der Gas- und Strompreise, der die Inflationsrate im September von 9,1 auf 10,0 Prozent trieb. In den USA könnte die Teuerung den Scheitelpunkt zwar bereits überschritten haben – zuletzt war die Inflationsrate von 8,5 auf 8,3 Prozent gesunken. Allerdings gewann die Teuerung weiter an Breite: Die Kerninflationsrate – ohne Energie und Nahrungsmittel – legte von 5,9 auf 6,3 Prozent zu. „Ein nachhaltiger Rückgang der Inflation ist möglicherweise erst bei einem Abschwung am Arbeitsmarkt zu erwarten“, so Gerlinger.
Die Zentralbanken reagieren: Laut Aussagen von Fed-Direktoren ist die US-Notenbank bereit, zur Bekämpfung der Inflation eine Rezession zu akzeptieren. „Von daher ist mit einer Fortsetzung eines sehr restriktiven geldpolitischen Fed-Kurses zu rechnen“, sagt Gerlinger. Die EZB schwimmt derweil mit ihrer Geldpolitik im Fahrwasser der US-Fed. „Insgesamt aber betrachten wir die mittelfristigen Inflationsziele der Notenbanken aus heutiger Sicht als unrealistisch.“
Für die Rentenmärkte bedeutet das anhaltende Volatilität. Das lange Laufzeitenende befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen hoher Inflation und Rezessionsgefahr. Das kurze Laufzeitsegment wird in den USA klar durch die Geldpolitik der Fed getrieben. „Vor dem Hintergrund einer zu erwartenden Rezession wird in den USA das lange Laufzeitende interessanter“, urteilt Gerlinger. „Die Volatilität dürfte aber zunächst hoch bleiben.“
Der Spread von US-Hochzinsanleihen betrug zum vergangenen Quartalswechsel rund 600 Basispunkte, er engte sich dann wieder auf 430 Basispunkte ein und beträgt aktuell 543 Basispunkte. Es ist derzeit ein niedriger Refinanzierungsbedarf zu beobachten, da auch nur wenige Fälligkeiten anstehen. Insgesamt ist derzeit eine gute Bonität im Markt feststellbar, da die schwachen Unternehmen in der vergangenen Coronazeit bereits ausgefallen sind. Der Spread bei US-Unternehmensanleihen liegt nun bei 165 Basispunkten. „Zwar ist das Renditeniveau mit rund 9,4 Prozent durchaus attraktiv“, so Gerlinger, „jedoch spiegelt der Spread unserer Meinung nach die Rezessionsgefahr aktuell nicht wider.“ Das Segment bleibt anfällig bei steigenden Zinsen.
Bei Euro-Staatsanleihen besteht weiter das Risiko steigender Renditen. Am Markt befürchtet man, dass dies zu einem Problem für die Peripherieländer werden könnte. Zudem erhöht die Energiekrise in Europa das politische Risiko deutlich. „Das Renditeniveau bei Bundesanleihen bleibt unattraktiv“, so Gerlinger. „Die EZB bleibt wegen der hohen Inflationsraten unter starkem Zugzwang, die Leitzinsen schneller und stärker als bisher gedacht zu erhöhen.“ Bei Unternehmensanleihen und High-Yields aus dem Euroraum gibt es durchaus selektive Opportunitäten im höherverzinslichen Bereich. „Das aktuelle Renditeniveau ist zwar mit rund acht Prozent durchaus interessant, jedoch spiegelt unserer Meinung nach der Spread die Rezessionsgefahr aktuell nicht wider.“
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Die Schwellenländer leiden unter den steigenden US-Zinsen. „Weder Papiere in harter noch in lokaler Währung halten wir derzeit für interessant“, sagt Gerlinger.
Insgesamt sieht er die Rentenseite zweigeteilt: „Einerseits dürften nach den jüngsten Äußerungen der großen Notenbanken die Renditen im kurzen Laufzeitbereich noch deutlich steigen. Entsprechend bauen wir das Segment durch die Hereinnahme einer weiteren Floaterposition deutlich aus. Das lange Ende dürfte dagegen allmählich von der Aussicht auf eine Rezession profitieren, sodass wir in diesem Laufzeitsegment Positionen im US-Rentenmarkt aufbauen. In der Summe bauen wir die flexiblen Positionen ab.“
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