Durchatmen an den Aktienbörsen
Verschnaufpause: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche keine einheitliche Richtung erkennen lassen. Zentrales Thema an den Märkten blieb die zukünftige
Geldpolitik in den USA und der Eurozone. Dabei gab es weitere Signale, die auf ein moderateres Tempo bei den kommenden Zinsanhebungen hindeuteten. So stieg die Teuerung in Deutschland und der
Eurozone etwas weniger als erwartet. In den USA wiederum äußerte sich Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank Fed, erneut dahingehend, dass die Fed den Umfang der kommenden Zinsschritte reduzieren
werde. Allerdings sprach Powell auch davon, dass der Leitzins perspektivisch in der Spitze über dem Niveau liegen könnte, das noch vor einer Weile angepeilt worden war. Mit gemischten Gefühlen
wurden die US-Arbeitsmarktdaten aufgenommen. Diese waren besser als prognostiziert ausgefallen, schürten damit aber Sorgen in Bezug auf weitere geldpolitische Schritte der Fed. Letzteres lag vor
allem an dem unerwartet deutlichen Anstieg der Löhne und Gehälter.Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
Erfolgsserie im Dax gebrochen
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Der Deutsche Aktienindex (Dax) beendete seine jüngste Erfolgsserie und gab nach acht
Wochen mit Gewinnen im Wochenvergleich geringfügig um 0,1 Prozent auf 14.529,39 Punkte nach. Der MDax legte dagegen um 0,8 Prozent zu auf 26.183,85 Zähler. Der TecDax verbesserte sich um 0,6 Prozent auf 3.137,63 Punkte. Der m:access
All-Share beendete die Handelswoche im Wochenvergleich praktisch unverändert bei 1.727,88 Zählern.
Für besondere Aufmerksamkeit im Dax sorgten die Titel von Brenntag, die auf Wochensicht um 11,5
Prozent absackten. Verantwortlich dafür war in erster Linie ein Kursrutsch am Montag, als Anleger wenig erfreut auf Nachrichten zu Übernahmegesprächen des Brenntag-Managements mit dem
US-Wettbewerber Univar Solutions reagierten. Im MDax
fielen Nemetschek auf, die mit einem Kursplus von 6,4 Prozent größte Wochengewinner waren.
Hier gab der positive Ausblick des Chefs des Bausoftwarekonzerns in einem Interview Auftrieb.
Der positive Ausblick des MDax-Unternehmen Nemetschek sorgte für ein Kursplus.
Anleihen: Unterm Strich haben die Kurse angezogen
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche geschwankt, unter dem Strich aber angezogen. Die Aussicht auf weniger umfangreiche Zinsschritte in den USA und der
Eurozone machte die Bundespapiere attraktiver für die Anleger. Zu Ende der Handelswoche dämpften allerdings die US-Arbeitsmarktdaten die Stimmung, da sie weitere Zinsschritte der Fed
wahrscheinlicher machten. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe reduzierte sich im Wochenvergleich dennoch von 1,97 auf 1,86 Prozent. Die Umlaufrendite ging von 1,92 auf
1,75 Prozent zurück.
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US-Börsen legten zu
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche zugelegt. Die Anleger setzten auf ein nachlassendes Tempo bei den weiteren Zinsanhebungen und ließen sich auch von starken US-Arbeitsmarktdaten
nur kurzzeitig aus der Ruhe bringen. Der Dow-Jones-Index rückte im Wochenvergleich um 0,2
Prozent vor auf 34.429,88. Der breiter gefasste S&P-500-Index zog um 1,1 Prozent auf
4.071,70 Zähler an. Der von Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index gewann 2,0 Prozent auf 11.994,26 Punkte.
Ausblick: Geldpolitik bleibt im Zentrum
Die uneindeutige Vorwoche hat die Antwort auf die Frage „Jahresendrally, Ja oder Nein?“ erst einmal aufgeschoben. Die wichtigste Komponente für die Beantwortung dürfte unverändert die Annahme
über die weitere Geldpolitik bleiben, nachdem das Gros der Anleger die kommende wirtschaftliche Abschwächung für sich bereits abgehakt zu haben scheint, wie Analysten meinen. Dass die aktuelle
Woche an den deutschen Aktienbörsen hier aber bereits eine Antwort liefert, davon gehen die wenigsten Beobachter aus. Vielmehr wird mit einem weiteren Durchatmen der Märkte gerechnet, bevor in
der kommenden Woche dann potenziell entscheidende Ereignisse wie die Ratssitzungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank anstehen.
In den nächsten Tagen ist die Agenda mit wesentlichen Konjunkturdaten dagegen eher übersichtlich gefüllt, wobei es durchaus auch Hochkarätiges gibt. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen zählen dabei Einkaufsmanagerindizes aus den USA, der Eurozone und China, das US-Verbrauchervertrauen, Werkaufträge in den USA und Deutschland sowie das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone und Inflationszahlen aus China.
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