Diskussion um Weltwährungssystem - Seite 3
Und was mich an ihrer Sichtweise am meisten erstaunt, ist, dass Sie anscheinend die Konsequenz ihres eigenen Denkens noch gar nicht gezogen haben: Vermögens- und Wohlstandsmehrungen sind in ihrem System nur durch Goldfunde möglich, da alles Vermögen und aller Wohlstand nur dann substanzhaltig sind, wenn sie durch Gold gedeckt sind. Doch können Sie sich im Ernst vorstellen, in einem System zu leben, in dem man sich täglich abrackert, der Wohlstand jedoch nicht von dem abhängt, was man erschafft, sondern nur von dem, was man aus dem Boden ausbuddelt? Goldpreisänderungen (Anhebungen) kann es in ihrem System ja nicht geben, da es gar keinen Goldpreis gibt, weil das Gold selbst das Geld ist und daher immer einen Preis von 1 hat. Und selbst wenn man theoretisch so etwas denken würde, dann würde eine Goldpreisanhebung ja eine Inflation bedeuten, was wiederum per definitionem ausgeschlossen ist.“
Deutsch:
„Was Sie schreiben, ist so schief, dass ich gar nicht weiß, wie ich es wieder gerade rücken soll. Ich will es trotzdem mal versuchen – also. Geld ist kein Wohlstand. Mehr Geld bedeutet nicht mehrt Wohlstand. Das ist ja der große Irrtum im aktuellen Geldsystem, dass man glaubt, man könne durch Erzeugen von zusätzlichem Geld zusätzlichen Wohlstand erzeugen. Wohlstand kann man nicht drucken. Auch durch das Ausbuddeln von zusätzlichem Gold wird kein zusätzlicher Wohlstand erzeugt. Wir haben genug Gold, um es als Geld zu nutzen. Es muss nicht ein einziges Gramm Gold zusätzlich ausgebuddelt werden. Die Geldmenge kann und sollte für immer konstant bleiben und sich nicht mehr verändern und trotzdem kann der Wohlstand ständig wachsen, nämlich durch Produktion und Sparen (Konsumverzicht). Aber sparen eben nicht in Form von Geld als Schuld, sondern in Form von Eigentum an Realkapital (Häuser, Fabriken, Maschinen, Straßen, Brücken etc.). Ich stelle fest, dass wir in diesen elementaren Dingen viel weiter auseinander sind, als ich dachte.“
Niquet:
„Also, so einfach kommen Sie aus dieser Sache jetzt nicht mehr heraus. Wer ein neues System der Wirtschaftserklärung liefern will, dessen Denken muss folgerichtig, widerspruchsfrei und in sich geschlossen sein. Das ist bei ihnen jedoch nicht der Fall. Ich werde ihnen jetzt aufzeigen, wo die Widersprüche liegen: Wohlstand entsteht für Sie durch Produktion und Konsumverzicht (Sparen). Gespart wird in Form von Eigentum an Realkapital. Und die Geldmenge bleibt konstant und ist durch Gold gedeckt. Das ist ihr Weltbild, wenn ich richtig verstehe, was Sie schreiben.
Doch das passt nicht zusammen. In einer Geldwirtschaft kann nicht in Realkapital gespart werden. Haushalte sparen nicht in Form von „... Häuser(n), Fabriken, Maschinen, Straßen, Brücken ...“, wie Sie es schreiben. Sie sparen in Geld. Doch wenn die Geldmenge an das Gold gebunden ist, dann ist sie nur durch Goldfunde oder durch Goldpreisaufwertungen ausdehnbar. Beides gibt es bei ihnen jedoch nicht – beziehungsweise kann es nicht geben. Die Geldmenge muss also konstant bleiben. Durch das angesammelte gesparte Vermögen wird jedoch immer mehr Geld in Ersparnissen gebunden, so dass die Geldmenge bald völlig durch Ersparnisse aufgebraucht ist, die nicht mehr ausgeliehen werden. Das System ist also bereits nach ein paar Runden am Ende.“
Die Antwort von Reinhard Deutsch steht hierzu noch aus. Ich bin gespannt, wie er sich aus der Schlinge windet. Ich werde Sie in der nächsten Woche dazu informieren, falls Sie nicht Lust haben, nach Ostern die Diskussion im Original mitzulesen.
Zunächst einmal wünsche ich: Ein frohes Osterfest!
berndniquet@t-online.de