Notenbank stimmt für Zinspause
Fed signalisiert weitere Zinserhöhungen! Anleger "auf dem falschen Fuß erwischt"
Die Fed belässt den Leitzins zwischen 5 und 5,25 Prozent und will sich Zeit nehmen, um weitere Konjunkturdaten zu prüfen. Weitere Erhöhungen könnten folgen. Zinssenkungen könnten noch "ein paar Jahre" entfernt sein.
Nach 15 Monaten Zinserhöhungen hat die US-Notenbank Fed am Mittwoch vorerst eine Pause eingelegt. Allerdings signalisierten die Währungshüter bereits, dass die geldpolitische Straffung weitergehen werde, um die Inflation zu bekämpfen. Die prognostizierten Erhöhungen sind höher als von Experten und Anlegern erwartet.
"Die Beibehaltung des Zielkorridors bei dieser Sitzung ermöglicht es dem Ausschuss, zusätzliche Informationen und deren Auswirkungen auf die Geldpolitik zu bewerten", erklärte die US-Notenbank am Mittwoch in Washington.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg sprach von einem ersten Boxenstopp nach zehn aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen - der aggresivsten geldpolitischen Straffung seit Jahrzehnten. Offenbar sieht sich die Notenbank bei der Bekämpfung der Inflation noch nicht am Ziel.
Powell: Zinssenkungen in "ein paar Jahren" denkbar
Bei der Pressekonferenz der Notenbank erklärte Notenbank-Chef Jerome Powell: "Der Grund dafür, dass wir eine Pause einlegen, ist, dass ein großer Teil der Straffung im letzten Sommer stattfand." Die Auswirkungen dieser Zinserhöhung dürften nun bald sichtbar werden. "Wir gehen also zu einem moderateren Tempo über, damit wir mehr Daten sammeln können, um die Auswirkungen zu sehen", so Powell.
Auch in der Frage von Zinssenkungen machte Powell den Marktteilnehmern wenig Hoffnung. "Es wird angemessen sein, die Zinsen zu senken, wenn die Inflation wirklich deutlich zurückgeht. Und wir sprechen hier von in ein paar Jahren."
Unmittelbar nach Bekanntgabe der Zahlen um 14:00 Uhr Ortszeit gaben die Indizes S&P 500 und Dow Jones nach. Die Zinsen für zweijährige US-Staatsanleihen stiegen auf den höchsten Stand seit März.
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Tür für weitere Erhöhungen "komplett geöffnet"
Thomas Altmann, Partner beim Asset Manager QC Partners, sprach von einer "Enttäuschung" für die Börsen. "Denn die Fed lässt die Tür für weitere Erhöhungen deutlich mehr als einen Spalt weit offen. Die Tür ist komplett geöffnet."
Denn durch die Entscheidung könnten jetzt sogar zwei weitere Zinsschritte in diesem Jahr anstehen. Das habe viele Anleger vermutlich "auf dem falschen Fuß erwischt", so Altmann. "Deutlich wird das vor allem an den neuen Dots. Danach rechnen die Fed-Mitglieder im Durchschnitt mit zwei weiteren Zinserhöhungen bis zum Jahresende. Damit dürfte auch dem letzten klar sein, dass Zinssenkungen erst im nächsten Jahr auf der Agenda stehen werden", erklärt der Marktexperte.
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Zentralredaktion