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    Nachhaltigkeitsboom vorbei?  11937  0 Kommentare ESG-Boom am Ende?

    Das ESG-Anlagevermögen ist 2023 weltweit erstmals zurückgegangen. Ist der Nachhaltigkeitsboom am Finanzmarkt schon vorbei? Die Hintergründe.

    Für Sie zusammengefasst
    • ESG-Anlagevermögen weltweit erstmals rückläufig
    • Nachhaltigkeitsboom am Finanzmarkt schwächt sich ab
    • Kritik an ESG-Ansatz und schlechte Performance beeinflussen Nachfrage

    ESG, die Abkürzung für Environmental, Social und Governance, läutete an der Wall Street eine neue Ära ein. Umweltschutz, gute Unternehmensführung und soziale Aspekte rückten in den Mittelpunkt der Anlagestrategien großer Vermögensverwalter. Ursprünglich ein Nischenkonzept, erlebte ESG einen enormen Aufschwung, als Larry Fink, CEO des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, in einem offenen Brief Nachhaltigkeit zum Kern seines Investmentansatzes erklärte.

    Dieser "fundamentale Umbruch in der Finanzwelt", wie Fink es damals nannte, hat zu einem starken Wachstum von ESG-Fonds und anderen nachhaltigen Anlageprodukten geführt. Im Jahr 2016 betrug das weltweit in nachhaltigen Anlageprodukten verwaltete Vermögen noch knapp 23 Billionen US-Dollar. Ende 2020 waren es bereits 35 Billionen US-Dollar ein Anstieg um mehr als 50 Prozent.

    Doch dann kam die Kehrtwende: Fink distanzierte sich von ESG, was mit einem Rückgang der Nachfrage nach ESG-Fonds einherging. Im Jahr 2023 wurden in den USA mehr nachhaltige Fonds geschlossen als neu aufgelegt, was einen deutlichen Einbruch in diesem Sektor bedeutete. Alyssa Stankiewicz von Morningstar beobachtete eine sinkende Nachfrage und einen Rückgang des ESG-Anlagevermögens auf 30 Billionen US-Dollar, berichtet die Zeit. Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte, insbesondere auf Lieferketten und Zinssteigerungen, haben die Performance von ESG-Fonds beeinträchtigt, vor allem von Fonds, die in Technologieaktien investieren.

    In den USA ist zudem ein Art Kulturkampf um ESG-Anlagen entbrannt. Republikanische Politiker, allen voran der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, kritisierten ESG als ideologische Einflussnahme und versuchten, ESG-Investments in staatlichen Pensionsfonds zu verbieten. Dieser Widerstand spiegelte sich auch in zahlreichen Gesetzesvorschlägen gegen ESG wider, von denen jedoch nur ein Bruchteil verabschiedet wurde.

    Die Kritik am ESG-Ansatz wurde durch widersprüchliche Nachhaltigkeitskriterien und die schlechte Performance einiger ESG-Investments verstärkt. Dennoch wächst das Interesse an verlässlichen Nachhaltigkeitsinformationen und die Regulierungsbehörden in den USA und Europa gehen verstärkt gegen Greenwashing vor. Die anstehende Entscheidung der US-Börsenaufsicht SEC über neue Transparenzregeln gilt trotz der Kritik einflussreicher Wirtschaftsverbände als entscheidend für die Zukunft von ESG. "Die besten Argumente für ESG-Kriterien sind die immer deutlicheren Auswirkungen des Klimawandels", erklärte zudem ein Finanzinsider gegenüber der Zeit.

    Nachhaltige Geldanlagen sind in Deutschland weiter auf Wachstumskurs. Allerdings "flacht sich das Wachstum deutlich ab, dennoch erreichen nachhaltige Geldanlagen 2022 erneut einen Rekordwert", schreibt das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in seinem jüngsten Marktbericht.

    Demnach belief sich das Gesamtvolumen nachhaltiger Geldanlagen zum 31. Dezember 2022 auf 578,1 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung um 15 Prozent. Im Vorjahr lag die Wachstumsrate noch bei 65 Prozent. Daten für das Jahr 2023 werden erst für Mitte 2024 erwartet.

    Autor: Ferdinand Hammer, wallstreetONLINE Zentralredaktion

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    Verfasst vonFerdinand Hammer

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