Showdown auf der flatexDEGIRO Hauptversammlung Anfang Juni - Seite 2
Strategiedebatte bei FlatexDEGIRO
Damit sind sich Förtsch und Niehage in einem Punkt einig: Die Aktie ist zu günstig. Niehage sieht genau hier das Ziel für die Verwendung der freien Mittel und möchte den niedrigen Aktienkurs für
Aktienrückkäufe nutzen. Förtsch hingegen möchte die freien Mittel für Übernahmen nutzen, denn die Branche stünde "vor einer Konsolidierung".
Nun kann Förtsch nicht ein konkretes Übernahmeziel nennen, aber er sollte seine Argumente zumindest inhaltlich untermauern: In welchem Geschäftsbereich sollte flatexDEGIRO denn nach Übernahmezielen
suchen? Sollte das Angebot ausgeweitet werden? Sollten Wettbewerber übernommen werden, um deren Kundenstamm zu integrieren? Konkret wird er leider nicht.
flatexDEGIRO gehört zu den am schnellsten wachsenden Brokern auf dem europäischen Markt. Der Konkurrenz werden also Kunden weggeschnappt. Wenn überhaupt, dann sollte sich die europäische Konkurrenz
für flatexDEGIRO interessieren, nicht umgekehrt.
Kritische Betrachtung des Neobroker-Modells
Ein weiteres Argument von Förtsch: Man solle, genau wie die Neobroker, kostenfreie Trades anbieten. Mit diesem Punkt hat er mich gereizt!
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Das Geschäftsmodell eines Brokers ist die Durchführung von Trades. Damit verdient das Unternehmen Geld. Für die Neukundenakquise kann vielleicht mal auf die Gebühren verzichtet werden, im
europäischen Ausland werden Neukunden mit besonders günstigen Gebühren gelockt: 1€ je Transaktion für die ersten drei Jahre. Das ist ein Angebot, das sich mit meinem Schnupperangebot vergleichen
lässt: Die Dienstleistung wird Neukunden für eine kurze Zeit zum Selbstkostenpreis angeboten, damit sie sich vom Dienst überzeugen können. Kunden, die nur über den Preis, nicht aber über die
Qualität der Dienstleistung gehen, brauche weder ich noch flatexDEGIRO.
Denn Kunden machen Arbeit, tut mir leid, wenn ich Ihnen das so sage muss ;-) Aber wenn man seine Arbeit kostenfrei zur Verfügung stellt, dann laufen einem die Kunden im Zweifel die Bude ein und die
Dienstleistung kann nicht an alle mit der gleichen Qualität gegeben werden.
Permanente Angebote mit kostenfreien Trades führen dazu, dass der Broker anderweitig Geld verdienen muss. Denn nur von Luft und Liebe kann ein Broker nicht leben. Er wird beispielsweise den
Orderflow verkaufen und dafür eine Prämie erhalten. Das Resultat: Die Kurse, zu denen Kunden handeln, werden schlechter. Da ist mir das Gebührenmodell ehrlicher.