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     1197  0 Kommentare Eskalation im Nahost-Konflikt als nächster Schwarzer Schwan für die Finanzmärkte? - Seite 2

    Das wirtschaftlich angeschlagene Europa hat aber kein Interesse an steigenden Energiepreisen. Und China will nicht, dass seine Handelswege beeinträchtigt werden. Als einer der wichtigsten Handelspartner des Irans bezieht es von dort viel Erdöl. Im Übrigen wirkt Peking auf seinen Verbündeten Teheran mäßigend ein, um geopolitische Verantwortung zu beweisen.

    Bei einem massiven Schlag gegen den Iran würde Israel weiter an amerikanischer Sympathie einbüßen. Die USA wollen keine brennende Lunte am Pulverfass Nahost sehen. Ohnehin sind sie nach Jahrzehnten der Beanspruchung in der Region kriegsmüde geworden. Eine Einmischung in einen Konflikt bringt weder Joe Biden noch Donald Trump im Wahlkampf Sympathiepunkte ein.

    Nicht zuletzt wollen viele Regierungen arabischer Länder selbst einen Großkonflikt frühzeitig verhindern. Sie wissen, je länger dieser andauerte, umso mehr würden sie von ihren Bevölkerungen unter Druck gesetzt, sich mit dem Iran gegen Israel zu solidarisieren. Sie sind die Dauerfehde mit Israel mittlerweile leid, die die Region in permanenter Unsicherheit hält. Daher fahren sie seit Jahren einen vorsichtigen Annäherungskurs mit Israel, der auch zu gegenseitigen wirtschaftlichen Erfolgen führt, was dem Mullah-Regime ein Dorn im Auge ist.

    Doch lässt sich vor allem Saudi-Arabien nicht irritieren. Das Land unternimmt größte Anstrengungen, einen wettbewerbsfähigen und attraktiven Wirtschaftsstandort von Weltruf aufzubauen, der Investitionen wie ein Magnet anzieht. Ein Flächenbrand im Nahen Osten würde diese Ziele torpedieren. Niemand investiert in eine unsichere Region.

    Nicht zuletzt wissen die Öl-Länder, dass ein Konflikt getriebener Ölpreis die weltweiten Anstrengungen für alternative Energien beschleunigen würde. Sie haben nicht vergessen, dass die zwei Ölkrisen der 70er-Jahre zu dramatischen Bemühungen um Energieeinsparungen und den Ausbau der Kernenergie geführt haben. Im Übrigen würde Amerika auf steigende Ölpreise mit mehr Fracking reagieren, insbesondere wenn Donald Trump wieder ins Amt käme.

    Mit Blick auf diesen vernünftigen Hintergrund halten sich die Krisensymptome an den Finanzmärkten in Grenzen. Aktien brechen nicht dramatisch ein, der Ölpreis gibt sogar nach und das Krisenmetall Gold kann kaum bis gar nicht gewinnen.

    Aber leider ist nicht auszuschließen, dass sich die Gemengelage auch negativ entwickeln kann. Emotionen - vor allem religiöse - sind manchmal schwer zu kontrollieren.   

    Mögen die Finanzmärkte Recht behalten und die Vernunft - auch auf Druck der Großmächte - die Oberhand behalten.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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