Auslandsaktien
Sanktionen wirken - Seite 2
Kredite in Milliardenhöhe werden fällig
Nach Berechnungen von Morgan Stanley werden in den kommenden zwölf Monaten Verbindlichkeiten von russischen Staatsunternehmen, die nicht der Finanzbranche angehören, in Höhe von rund 41 Milliarden US-Dollar fällig. 33 Milliarden US-Dollar müssten die Staatsbanken im gleichen Zeitraum zurückzahlen, von Privatunternehmen kämen 67 Milliarden US-Dollar hinzu. Auch wenn russische Konzerne sich stärker an asiatische Investoren wendeten, sei es fraglich. ob diese die Rolle europäischer Banken als Geldgeber voll ersetzen können.
Total: Ausbau unterbrochen
Die Embargos treffen auch westliche Energieunternehmen wie das französische Total (WKN 850727), wie Walter Vorhauser berichtet. Die Pläne, den größten Teil der Öl- und Gasproduktion des
Konzerns bis zum Jahr 2020 aus Russland kommen zu lassen, könnten verzögert werden. Die Realisierung dieser Strategie müsse nun erst einmal mit den russischen Partnern besprochen werden. "Den
Kauf von zusätzlichen Aktien des russischen Gasproduzenten Novatek hat Total in diesem Zuge ausgesetzt", weiß der Händler von der Close Brothers Seydler. Die angestrebte Aufstockung der
Beteiligung von rund 12 auf über 19 Prozent sei damit noch nicht geschafft. Aktuell halte Total 18 Prozent von Novatek. Mit Hilfe der Beteiligung an Novatek habe Total mit einer Steigerung der
Öl-Förderung in Russland auf rund 400.000 Barrel Öl pro Tag in diesem Jahr von 207.000 Fässern im vergangenen Jahr gerechnet.
Neben den Problemen mit Russland nagten die Unruhen in Libyen und der Verlust einer Lizenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten an den Erträgen von Total. "Der Gewinn ging im zweiten Quartal
um 12 Prozent zurück." Mit der Total-Aktie ging es seit Anfang Juli um 15 Prozent in den Keller. Aktuell notiert sie bei 47,90 Euro.
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Raiffeisen: Auswirkungen überschaubar
Keine größeren Belastungen durch die verschärften Strafmaßnahmen gegen Russland erwartet die traditionell stark Richtung Osteuropa ausgerichtete Raiffeisenbank International (WKN A0D9SU). "Für
die Österreicher macht der russische Kreditmarkt fast die Hälfte des Gesamtgeschäfts aus", bemerkt Vorhauser. Deshalb werde die russische Tochter wie gewohnt weitergeführt. "Trennen wollen die
Österreicher sich von den ukrainischen Aktivitäten." Die Raiffeisen-Aktie hat trotz der Zuversicht im vergangenen Monat deutlich Federn lassen müssen. Derzeit bewegt sich der Wert um 19
Euro.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 14. August 2014