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    Vortäuschen und Durchmogeln  2652  0 Kommentare Leere Versprechungen inmitten des Schuldenwachstums

    Die aktuelle wirtschaftspolitische Lage hätte als Film wahrscheinlich folgenden Titel: Extend and Pretend, Episode VI. „Alles leere Versprechungen inmitten des Schuldenwachstums“, sagt Steen Jakobsen, Chefvolkswirt bei der Saxo Bank.

    Kurz zusammengefasst basiere der Film auf dem alten mit Eselsohren gespickten Drehbuch, das uns bereits vor fünf Jahren präsentiert worden sei. Damals hätten sich die Märkte im Zuge der Finanzkrise durch zwei Credos stabilisiert: Niedrige Zinssätze zu gewährleisten, um die Schulden bedienen zu können und einen glaubwürdigen Plan vorzutäuschen, ohne die strukturellen Probleme anzugehen, um mehr Zeit zu kaufen.

    „Während wir uns mit diesem Ansatz eine unglaublich lange Zeit durchgemogelt haben, hat sich nun die Dynamik aufgrund der niedrigen Inflationsrate geändert“, sagt Jakobsen. Denn Schuldzinsen würden besonders schnell in einem deflationären Umfeld wachsen.

    Staatsschulden steigen weiter

    Einige Länder stünden besonders im Fokus. „Negative Produktivität, Kapitalflucht und ein System, das darauf basiert, die Elite zu schützen. Frankreich rutscht von der Rezession in die Depression. Russlands Zukunft hat seit Ende der 1990er Jahre nicht mehr so trostlos ausgesehen“, sagt Jakobsen. In der Zwischenzeit verharre die USA beim Wirtschaftswachstum träge an der Zwei-Prozent-Schwelle. Laut Jokobsen hätten Investoren und Experten wohl vergessen, dass uns für 2014 das Ende der Krise versprochen wurde.

    Derweil würden die Staatsschulden in Europa weiter ansteigen. In Portugal hätte der Schuldenstand 130 Prozent des BIP erreicht. 2007 seien es noch 70 Prozent gewesen. In Griechenland seien es trotz der Restrukturierung vor einigen Jahren nun sogar 175 Prozent des BIPs. „Die EU hat jetzt mit weit mehr systemischen Risiken zu kämpfen als zu Beginn der Krise“, sagt Jakobsen. Mit nahezu null Prozent Wachstum in Europa würden die Schuldenstände relativ zum BIP weiter ansteigen. „Vor allem jedoch wird die aktuelle Gefahr der Deflation zum Albtraum für die EZB und die gesamte Welt“, sagt Jakobsen.

    Zeitbomben außerhalb Europas

    Außerhalb der EU gebe es noch zwei weitere „Zeitbomben“: Die steigenden Kosten für die Staatsschulden in China und den USA. In China würden sie aktuell 39 Prozent des BIP betragen. In den USA seien die Kreditkosten auf über sechs Prozent des Jahresbudgets von 2013 gestiegen. „Unabhängig des Zeitrahmens steuern die USA, China und Europa erneut auf den sogenannten Minsky-Moment zu: Der Moment, ab dem die Erträge aus den Vermögenswerten nicht mehr ausreichen, um jene Schulden zu bedienen, die aufgenommen wurden, um die Vermögenswerte zu kaufen“, sagt Jakobsen abschließend.




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    Vortäuschen und Durchmogeln Leere Versprechungen inmitten des Schuldenwachstums Für 2014 wurde das Ende der Krise vorhergesagt. Doch wir sehen negative Produktivität, Kapitalflucht und ein System, das die Elite schützt. Strukturelle Probleme wurden nicht angegangen. Die Staatsschulden in Europa steigen weiter an.