Hüfners Wochenkommentar
"Superstar Europa" - Seite 2
Es überrascht, dass diese Entwicklung in der internationalen Investment Community bisher nicht die großen Schlagzeilen gemacht hat. Das liegt zum Teil daran, dass die europäischen Börsen rein quantitativ nicht so ins Gewicht fallen. Hinzu kommt, dass die Wechselkursbewegung die Entwicklung abgeschwächt hat. Für amerikanische Investoren ergab sich bei Anlagen im DAX beispielsweise nur ein Plus von 9 Prozent seit Jahresbeginn. Der Rest wurde durch die Schwäche des Euros aufgefressen. Umgekehrt verdienten deutsche Investoren in den USA trotz der mageren Entwicklung an der Wallstreet wegen der Aufwertung des Dollars ein beachtliches Plus von 13 Prozent.
Die Euro-Hausse passt überhaupt nicht in das Bild der Fundamentalfaktoren. An sich hätte man erwarten müssen, dass die europäischen Kapitalmärkte in diesem Jahr eher zurückbleiben. Das Wachstum ist anämisch. Griechenland macht Probleme. Frankreich und Italien tun sich schwer mit Reformen. Aus Europa fließt Kapital in den Dollarraum, was sich in der Abschwächung der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar zeigt.
Worauf beruht dann die gute Kursentwicklung im Euroraum? Die meisten verweisen auf das große Wertpapierankaufsprogramm der Europäischen Zentralbank. Es flutet die Märkte zu einer Zeit mit Liquidität, in der die Geldpolitik in den USA einen Gang zurückschaltet. Dazu kommen aber noch andere Faktoren. Die Konjunktur im Euroraum ist zwar absolut gesehen im Vergleich zu den USA schwach. Die Dynamik der Besserung ist jedoch beachtlich und größer als in den Vereinigten Staaten. Sie kommt zudem – was für die Börsen wichtig ist – für viele überraschend.
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Auch andere Faktoren helfen den Märkten. Der gesunkene Ölpreis erhöht die Kaufkraft der Verbraucher. Die niedrigen Zinsen sind gut für die Aktien. Die Abwertung des Wechselkurses stärkt zwar nicht unbedingt die europäischen Exporte. Sie wirkt sich jedoch positiv auf die Gewinne der Unternehmen aus. Griechenland hat die anderen Partner in der Währungsunion in einem Maße zusammengeschweißt, wie das schon lange nicht mehr der Fall war. Das ist ein gutes Omen für den Euro.