w:o-Faktencheck Teil 1
Jetzt oder nie! Liebe Fed, darum brauchen wir die Zinserhöhung
Kann sie, soll sie … MUSS sie vielleicht sogar? Kaum eine Frage bereitet den Experten so sehr Kopfzerbrechen wie diese: Sollte die amerikanische Zentralbank (Fed) in dieser Woche die Leitzinsen erhöhen oder besser die Finger davon lassen?
Lesen Sie im ersten Teil: Das spricht für eine Zinserhöhung
Wir schreiben das Jahr Sieben der Nullzins-Ära. Eingeleitet wurde sie 2008, als die Fed auf dem Höhepunkt der Finanzkrise die Leitzinsen auf null senkte. Seither regiert die Null und nicht wenige meinen, dass nun die Zeit gekommen sei, der Herrschaft der Nullzinsen ein Ende zu bereiten. Hier ihre wichtigsten Argumente:
Die Krise ist vorbei
Die Wirtschaft in den USA ist zurück in der Erfolgsspur: die Konjunktur brummt, die Wirtschaft floriert und die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie lange nicht mehr. Kurzum: Die Krise liegt hinter uns. Zeit also, auch in Sachen Zinspolitik wieder in den Normalbetrieb zu wechseln, so Befürworter einer Zinserhöhung.
Nullzinsen sind gefährlich, weil …
Manche Experten halten die Zinserhöhung aber nicht nur für längst überfällig. Es wäre sogar gefährlich, die Zinsen weiterhin auf null zu belassen. Ihrer Meinung nach drohe die Wirtschaft langfristig Schaden zu nehmen, sollte die Fed nicht endlich die Zinsen erhöhen. Denn …
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... Spekulanten werden verführt
Je niedriger die Zinsen, desto eifriger die Suche nach lukrativen Renditen. Weil diese aber im Niedrigzinsumfeld kaum noch vorhanden sind, müssen Anleger auf riskantere Anlageformen zurückgreifen. Demzufolge führen Nullzinsen zu erhöhter Risikobereitschaft, indem sie Spekulanten dazu verleiten, ihr Geld in hochriskante Anlagen zu stecken.
… Vermögenswerte werden verzerrt
Zur erhöhten Risikobereitschaft kommt die Tatsache, dass Kredite dank der Nullzinsen so günstig sind wie nie. Doch das billige Geld birgt Gefahren, warnen Experten, denn es führe zu Übertreibungen, Spekulationsblasen und Preisverzerrungen (Lesen Sie hierzu auch: Illusion des Reichtums zerplatzt – Aktionären und Immobilienbesitzern droht böses Erwachen).
… Zombie-Unternehmen werden künstlich am Leben gehalten
Die günstigen Kredite verleiten nicht nur Spekulanten, sie helfen auch denjenigen, die es nach Lesart der Experten eigentlich gar nicht mehr geben dürfte. So besagt ein beliebtes Argument der Nullzins-Gegner, dass sogenannte „Zombie-Unternehmen“ durch niedrige Zinsen künstlich am Leben gehalten werden. Aus diesem Grund seien niedrige Leitzinsen nicht die Medizin, sondern vielmehr Teil des Problems, sagt beispielsweise Anleihen-Guru Bill Gross (siehe auch: Wenn aus Schmerzmitteln Krankheitsbeschleuniger werden).
… Handlungsspielraum der Notenbanken wird eingeschränkt
Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. So griff auch die Fed auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 zu einem ihrer drastischsten Mittel und senkte die Leitzinsen auf null. Doch was passiert, wenn die Finanzwelt abermals aus den Fugen gerät? Wie will die Fed dann darauf reagieren, nachdem sie ihre Wunderwaffe bereits eingesetzt hat? Kann sie gar nicht, sagen Experten, weil ihr Handlungsspielraum durch die Dauer-Nullzinsen zu sehr eingeschränkt ist. Ihrer Meinung nach müssten die Notenbanker die Zinsen jetzt erhöhen, um wieder reaktionsfähig zu sein - und im Krisenfall die Zinsen wieder senken zu können.
Die Nullzinspolitik ist gescheitert
Die Einen fordern eine Zinserhöhung, weil die Krise vorbei ist, die Anderen, weil die Krise eben nicht vorbei ist. Wie passt das zusammen? Nun, einige argumentieren, dass die sieben Jahre Nullzinsen die Probleme nicht lösen konnten oder sie sogar verschlimmert haben. Angesichts dessen sei es nun Zeit für neue Maßnahmen, in der Hoffnung, dass die Fed die Probleme dann in den Griff bekommt. Die Nullzinspolitik halten sie jedenfalls für gescheitert.
Zinserhöhung? Egal!
Die Logik klingt verblüffend einfach: Wenn die Nullzinsen, wie manche meinen, nicht die erhoffte Wirkung entfalten konnten, sondern eher gar keine … Wenn es also keinen Unterschied macht, ob die Zinsen bei null oder 0,25 Prozent liegen, warum wäre eine Zinserhöhung dann so verheerend? Eben.
Viele Gründe sprechen also für eine Zinserhöhung. Doch mindestens genauso viele sprechen dagegen. Welche, das lesen Sie in unserem zweiten Teil.