Marktanalyse
Stimmung der Anleger – Diese Chancen ergeben sich aus Übertreibungen - Seite 3
Euro-Krise ist „out“, Abgasskandal ist „in“
Die Stimmung der Anleger ist aktuell halt eine andere als damals. Obwohl sich fundamental nur wenig verändert hat, ist die Euro-Krise spätestens seit der Wiederwahl von Alexis Tsipras aus den Köpfen der Anleger verschwunden und der Fokus derzeit auf die aktuellen Korrekturen an den Aktienmärkten gerichtet, die durch den Abgasskandal jüngst befeuert wurden.
Wenn Medien Angst und Schrecken verbreiten, übertreiben die Märkte
An diesen Beispielen wird bereits sehr deutlich, dass die Märkte zur Übertreibung neigen, wenn die Medien mit ihrer typischen Hau-drauf-Mentalität ein Thema ausschlachten. Nimmt die Berichterstattung ab, verschwindet die Angst und Verunsicherung der Anleger und panikartige Kursreaktionen bleiben aus. Auch wenn es ein Thema nicht auf die Titelseite schafft (z. B. US-Budgetstreit, Wahl in Katalonien), gehen die Börsen viel nüchterner und sachlicher damit um.
Von einer Übertreibung zur nächsten
Doch immer wieder wird irgendeine neue Sau durchs Dorf gejagt, die je nach Stimmungslage der Anleger zu Unsicherheiten und teilweisen Panikreaktionen führt. War es in der Vergangenheit die Furcht vor dem Euro-Austritt eines Landes, ist es nun die Angst, dass sich der VW-Skandal auf die gesamte deutsche Wirtschaft auswirkt.
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Dabei dürfte diese Angst unbegründet sein. Laut Aussagen von BMW-Chef Harald Krüger zum Beispiel dürfte die VW-Abgaskrise die deutsche Industrie nicht nachhaltig beschädigen. Und Dirk Heilmann vom Handelsblatt Research Institute schreibt dazu, dass die Automobilindustrie zwar mit 368 Milliarden Euro Umsatz und 775.000 direkt Beschäftigten die größte deutsche Industriebranche ist und damit ein Klumpenrisiko für die Volkswirtschaft darstellt, der berechtigte Ärger der Verbraucher über die Manipulation von Abgaswerten bei mindestens elf Millionen VW-Dieselfahrzeugen aber sicher nicht dazu führen wird, dass sie dem Autokauf komplett abschwören. Und so beziffert er den negativen Effekt für das deutsche BIP nach einer plausibel klingenden Berechnung auf maximal 0,3 Prozent.