Musterbeispiel für den überhitzten Biotech-Sektor
Vorsicht bei Anavex Life Sciences
Wenn eine Branche über Jahre boomt und in den Genuss von massiven Mittelzuflüssen durch institutionelle und private Investoren kommt, hat das auch negative Begleiterscheinungen.
So können im Schlepptau auch Firmen von zweifelhafter Qualität immer wieder neues Geld einsammeln. Am Beispiel Anavex Life Sciences erkläre ich Ihnen, warum Sie sehr vorsichtig sein sollten, wenn Ihnen eine Aktie allzu penetrant angepriesen wird.
Warnsignal Nummer 1: Reverse Merger
Typisch für diese Art von Firmen ist der Börsengang durch die Hintertür. Wer keine institutionellen Investoren findet, die beim IPO in das
Unternehmen investieren, versucht es via Reverse Merger. Dafür nutzt man den leeren Firmenmantel einer Unternehmung, die zwar noch börsennotiert ist, aber kein eigenes operatives Geschäft mehr
betreibt. Diesem Unternehmen kauft man die noch vorhandenen Aktiva (bestehend meistens nur aus einem geringen Bargeldbestand oder geringen Verbindlichkeiten) günstig ab und erwirbt damit auch die
börsennotierte AG - und das Recht, an der Börse gelistet zu sein.
Im Falle Anavex war es die Thrifty Printing, Inc., die für kleine Läden Digitalfotos auf Papier ausdruckte. Erfolglos. Anavex brachte 2007 drei Patente und ein Patentgesuch ein, die man kurz zuvor erworben hatte.
Diese bildeten fortan das Fundament des griechisch-stämmigen Unternehmens. So wird aus der erfolglosen Internetfirma einfach und schnell (und kostengünstig) ein börsennotiertes Biotech-Unternehmen mit Fokus auf Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
Das Problem: Der Erfolgsbilanz solcher Firmen ist nach meiner persönlichen, fast 20-jährigen Börsenerfahrung extrem schlecht. Soll heißen: Die meisten dieser Firmen verschwinden früher oder später wieder von der Bildfläche und bescheren ihren Aktionären hohe Verluste. Die einzige nachhaltige Reverse Merger-Erfolgsgeschichte (wenn man mal Neuer Markt-Anomalien wie Gold Zack oder noch früher WCM außen vor lässt), die ich kenne, ist Wirecard. Und selbst da wurden ja schon Attacken von Shortsellern gefahren, die das Geschäftsmodell in Frage stellten. Einer Erfolgsgeschichte wie Wirecard stehen aber bestimmt 100 Flops gegenüber (die Namen der Firmen vergisst man leider so schnell wieder, weil sie nie mehr auftauchen).
Warnsignal Nummer 2: So gut wie keine institutionellen Investoren
Anavex hat bis heute nur vier feste Mitarbeiter und Equipment von weniger als 2.000 US-Dollar in der Bilanz stehen. Bei Bedarf miete man
einige unabhängige Auftragnehmer hinzu, heißt es erläuternd von Unternehmensseite. Seit der Gründung vor 12 Jahren hat man 61,8 Millionen US-Dollar verbrannt und kann immer noch keine Umsätze vorweisen.
Lesen Sie auch
Das alleine wäre noch vertretbar, denn bei Biotech-Unternehmen muss nun mal zuerst investiert und geforscht werden, und das über viele Jahre, bevor dann irgendwann nach einer Produktzulassung oder einem Lizenzdeal mit einem größeren Pharma-/Biotech-Unternehmen das Geld fließt - vielleicht.
Bei erfolgreichen Firmen mit viel versprechenden Medikamentenkandidaten steigen aber institutionelle Investoren oder Konkurrenten bereits im Vorfeld einer Marktzulassung ein. Nicht so bei Anavex. Hier sind so gut wie keine Profis investiert.
Hier ein Screenshot der Eigentümerstruktur (Quelle: Bloomberg), zum Vergrößern auf das Bild klicken:
Gerade mal rund 12 Prozent der Aktien sind im Besitz von Großaktionären, 3,33 Prozent davon gehören CEO Christopher Missling und 4,34 Prozent einem gewissen Athanasios Skarpelos, einem weiteren Anavex-Mitarbeiter und Mitbegründer.
Der dritte Großaktionär Euro Genet Labs SA ist ein griechisches Medikamenten-Entwicklungslabor, das monatlich 125.000 US-Dollar von Anavex für die Vermietung von Räumlichkeiten erhält.
Großaktionär Nummer vier, The Stone Hedge Ltd., hat seinen Sitz auf den Bahamas. Über Mitarbeiter und Geschäftszweck sind via Bloomberg keine Auskünfte zu erhalten.
Hinter DAFNA Capital Management, dem fünften und letzten Großaktionär, verbirgt sich u.a. Nathan Fischel, ein Österreicher mit ständigem Wohnsitz in den USA. Er bekam gemäß diesem Filing 800.000 Aktien direkt von Anavex. DAFNA ist ein Hedge Fonds, der im Januar 1999 von Fischel gegründet wurde und von ihm und seiner Frau Fariba Ghodsian gemanagt wird.
Dieser hält aber nur 0,54 Prozent an Anavex und ist damit der einzige institutionelle Investor.,Ein sehr schlechtes Zeichen, schließlich ist das Unternehmen nun bereits seit acht Jahren an der Börse notiert.
Warnsignal Nummer 3: Ein über Jahre hinweg fallender Börsenkurs
Auch der Kursverlauf war bis vor kurzem enttäuschend. Der erste Kurs am 25. Januar 2007 lag bei
3,10 US-Dollar.
2015 war der Kurs dann bis auf ein Tief von 0,15 US-Dollar gefallen. Ein Kursverlust von satten 95 Prozent. Und das wohlgemerkt in einer Phase, in der Biotechaktien geboomt haben. Der NASDAQ Biotech-Index (Kürzel: NBI) hat sich seither ca. vervierfacht.
Im aktuell vorliegenden Chart ist die Kursentwicklung vor August 2012 leider nicht mehr enthalten.
Warnsignal Nummer 4: Extreme Promotion für die Aktie, aber Zweifel an der Qualität des Produkts (Wirkstoffs) und Experten, die sich sehr negativ äußern
Das Ziel von Anavex: Man will ein Heilmittel gegen Alzheimer entwickeln. Ein großes Ziel, handelt es sich doch um eine Krankheit an der
sich bisher auch die größten und kompetentesten Biotechforscher die Zähne ausgebissen haben. Eli Lilly erwartet nun genauso wie die Konkurrenten Pfizer, Elan und Johnson & Johnson, allesamt
Milliarden-Konzerne, in Kürze Ergebnisse der neuesten klinischen Versuchsreihen.
Allerdings sehen Analysten die Erfolgswahrscheinlichkeit für das Pfizer-Elan-Johnson & Johnson-Produkt Bapineuzumab bei unter 50 Prozent und für das Eli Lilly-Produkt Solanezumab bei nicht mehr als 20 Prozent. Und das nachdem bereits dreistellige Millionenbeträge in die Entwicklung der Medikamente geflossen sind.
Anavex will es nun besser machen. Der deutschstämmige CEO Christopher Missling erklärt in diesem Interview, Anavex glaube, man habe einen Weg gefunden, die Krankheit "aus einem eher ursächlichen Blickwinkel" anzugehen und daher bestünde die Möglichkeit, die Krankheit - vielleicht - heilbar zu machen" und nicht nur die Symptome zu bekämpfen.
Wie genau Anavex das bewerkstelligen möchte, wird in diesem Interview mit Christopher Missling erläutert.
Darin heißt es u.a.: "Additionally targeting Sigma-1 receptor and muscarinic receptors, which ANAVEX 2-73 does, is believed to increase cellular plasticity and reduce oxidative stress, inflammation, abeta generation and tau hyperphosphorylation." Sie verstehen nur Bahnhof? Macht nichts, das geht mir gleich und bestimmt 99 Prozent aller anderen Investoren auch.
Sie können nun natürlich zwei Wochen ihrer Lebenszeit aufwenden und versuchen, sich in die Alzheimer-Materie einzuarbeiten. Selbst dann ist es aber fraglich, ob Sie die Chancen von ANAVEX 2-73 wirklich mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig einschätzen können. Ähnlich wie in Teil 1 des heutigen Updates ist es daher für uns als Privatanleger/Trader immens wichtig, zu wissen, woher wir fundierte und neutrale Einschätzungen von Experten bekommen.
Positive Einschätzungen zu Anavex finden Sie Internet wie Sand am Meer. Missling und seine Mannen verstehen es exzellent die eigene Firma zu promoten. Neuerdings auch in Deutschland: aktiencheck.de schreibt via ad hoc-Meldung: "Deutsches Biotech-Start-up geht an die Nasdaq" und bezieht sich dabei auf Anavex. Hier die Meldung, in der Anavex in den höchsten Tönen gelobt wird.
Im Kleingedruckten steht dann zu lesen: Die aktiencheck.de AG und mit ihr verbundene Unternehmen haben mit der gegenständlichen Gesellschaft eine kostenpflichtige Vereinbarung zur Erstellung der redaktionellen Besprechung getroffen. Die Auftraggeber und/oder deren Mitarbeiter sind Aktionäre der Anavex Life Sciences Corp.
Ein anderer Artikel von Autor AC Research behauptet: Besser als Paion, Evotec und Epigenomics! Deutsches Biotech-Start-up geht an die Nasdaq!
Auch hier der Hinweis: Die aktiencheck.de AG und mit ihr verbundene Unternehmen haben mit der gegenständlichen Gesellschaft eine kostenpflichtige Vereinbarung zur Erstellung der redaktionellen Besprechung getroffen.
Es ist höchst gefährlich, sich bei Anlageentscheidungen auf derartige "Analysen" zu verlassen. Schon die Überschrift ist falsch: Anavex ist weder ein deutsches Unternehmen noch ein Start-up. Yahoo Finance gibt im Profil eine Adresse in New York an, in früheren Filings wird eine griechische Adresse genannt und eine Schweizer Adresse (Genf), nie aber eine deutsche Adresse.
Lediglich CEO Missling ist Deutscher. Aber für das deutsche Publikum macht sich natürlich "Deutsches Biotech-Start-up" besser, wobei ja die Bilanz deutscher Biotech-Unternehmen an der Börse miserabel ist. Und ein Unternehmen, das schon über zehn Jahre alt ist, als Start-up zu bezeichnen ist offensichtlich auch Quatsch.
Was können Sie von einer Analyse erwarten, in der schon die Überschrift zwei Fehler enthält?,Aber wo bekommen Sie nun tatsächlich objektivere Infos her. Eine gute Quelle im Biotechbereich ist das unabhängige US-Aktienportal StockGumShoe, das darauf spezialisiert ist, Werbeteaser von Börsenbriefen für bestimmte Aktien zu entschlüsseln.
Inzwischen hat der Gründer und Macher von StockGumShoe, Travis Johnson, zwei Pharma- und Biotech-Experten im Team, die unabhängige und fundierte Einschätzungen zu Biotech-Aktien geben, die Privatanlegern von dubiosen Quellen intensiv angepriesen werden.
Experte Nr.1: Der Arzt und Wissenschaftler Michael Jorrin, bekannt als "Doc Gumshoe". Sein Urteil zu Anavex: "Ich kann nichts über Anavex als Investment sagen, aber als ein potenzielles Heilmittel gegen Alzheimer ist es ein "Weitschuss, dessen Flugbahn in Lichtjahre gemessen wird". Mit anderen Worten: Selbst wenn die Wissenschaft hinter dem Medikamentenkandidaten valide sein sollte, was höchst zweifelhaft ist, würde es noch viele Jahre dauern bis das Medikament tatsächlich marktreif wäre.
Nochmals Doc Gumshoe: "Dass der Wirkstoff für moderat positive kognitive Resultate bei den vorklinischen Tests gesorgt hat, ist wahrscheinlich der Aricept-Komponente geschuldet, der in der Tat in einem bescheidenen Rahmen diese Fähigkeit zugeschrieben wird."
Aricept (Donepezil Hydrochlorid) gehört zu einer Gruppe von Arzneimitteln, die man als Acetylcholinesterasehemmer bezeichnet. Donepezil erhöht die Konzentration einer Substanz im Gehirn, die Einfluss auf das Erinnerungsvermögen hat (Acetylcholin), in dem es deren Abbau verlangsamt. Wohlgemerkt: Aricept wird bereits jetzt zur Behandlung von Demenz eingesetzt und ist mitnichten eine Eigenentwicklung von Anavex. Anavex kombiniert aber in den Testreihen u.a. den eigenen Wirkstoff ANAVEX 2-73 mit Aricept.
Seine grundsätzliche Einschätzung zur Alzheimer-Forschung sieht so aus: "Viele Leute denken, dass es neben der Beta-Amyloid-Hypothese (Eines der Hauptmerkmale der Alzheimer-Krankheit ist die Anhäufung amyloider Plaques zwischen den Neuronen im Gehirn. Amyloid ist der Oberbegriff für Proteinfragmente, die der Körper produziert. Beta-Amyloid ist das Fragment eines Proteins, das im gesunden Gehirn zersetzt und vernichtet wird. Bei der Alzheimer-Krankheit aber häuft es sich zu harten, unauflöslichem Plaque an; Anm. d. Verf.) bei Alzheimer "noch etwas anderes geben muss" und unzählige Organisationen stochern darin herum. Die Erfolgsquote in den Alzheimer-Trials liegt bei 1:250, und sogar diese Quote hängt noch davon ab, was man als Erfolg definiert.
Ich kann verkünden, dass es nicht Anavex sein wird, denen es gelingen wird, ihren Wirkstoff durch die schmerzhaften Phasen der Zulassung und Vermarktung zu bringen, auch dann nicht, wenn es ein paar positive Phase 2-Resultate geben sollte. Bisher haben sie lediglich eine gute Verträglichkeit des Wirkstoffs nachgewiesen und sonst gar nichts. Auf der anderen Seite haben ein paar finanziell besser situierte Pharmafirmen recht gute Aussichten im Alzheimer-Bereich, darunter Biogen Idec und Eli Lilly."
Experte Nr.2 schreibt unter dem Pseudonym Dr. KSS. Hier seine Biographie. Seine Meinung zu Anavex: "Das ist reines Bakkarat-Biotech (Bakkarat, auch Baccara, ist ein Karten-Glücksspiel, das übrigens in den Casinos in Macau von Chinesen gerne zur Geldwäsche verwendet wird; Anm. d. Verf.). Kaum jemand außer dem CEO wird diese Aktie anlangen (gemeint sind institutionelle Investoren; Anm. d. Verf.). Fakt ist: Die Wissenschaft hat keine Ahnung, was der Sigma-Rezeptor 1 für eine Rolle bei Alzheimer spielt bzw. ob er überhaupt eine Rolle spielt. Molekulare Beweise, dass Sigma das Tau-Protein oder Beta-Amyloid beeinflusst, sind fadenscheinig und unwesentlich. Einige "weiche Faktoren" deuten darauf hin, dass die Stimulation die mit der Alzheimer-Erkrankung einhergehende Gemütserregung dämpfen könnte. Andere Anzeichen deuten darauf hin, dass es das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen könnte, aber keinen kognitiven Wert hat (die Anavex-Studie ist aber ohnehin "untermotorisiert", um so etwas nachweisen zu können). Ein paar, allerdings sehr schwache, Anzeichen deuten darauf hin, dass es auch zu einer Verbesserung der motorischen Funktionen beitragen könnte...Ein anderer bekannter Sigma1-Agonist ist Dextromethorphan. Dieser hilft Alzheimer-Patienten NICHT. Ich habe in den letzten Tagen abends rund die Hälfte der medizinischen Literatur zum Sigma1-Rezeptor gelesen. Diese Firma läuft Schlittschuh auf eingebildetem Eis. Das ist Biotechnologie, die Speerfischen im Dunkeln betreibt."
Desweiteren kritisiert Dr. KSS das Design der aktuellen Phase 2a-Studie von Anavex hart: "Es gibt keine Verblindung (Mit Hilfe der Methode der "Verblindung" versucht man in Forschungsprojekten die "unbewusste Beeinflussung" der Daten durch die Teilnehmer oder die Studienleiter und deren HelferInnen bzw. einen Placeboeffekt auszuschließen. Denn das Wissen um die zugeteilte Therapie kann den Verlauf und die Bewertung der Ergebnisse beeinflussen, insbesondere bei subjektiven Zielkriterien (z.B. Schmerzen, Zufriedenheit); Quelle: pflegewiki.de) ...es ist ein Open Label-Trial. Das ist fatal bei Alzheimer! Es gibt zudem keinen Kontrollarm, also keinen Vergleich mit Placebo oder einem anderen Wirkstoff."
Die Anavex-Studie "könnte eine großartige Lektion darin werden, wie man eine Studie designt, um sich selber und andere zum Narren zu halten."
Das sind wahrhaft vernichtende Urteile von Experten, die auch erklären könnten, warum so gut wie keine institutionellen Investoren bei Anavex investiert sind. Nochmals: Ich kann den Wahrheitsgehalt aller Aussagen zu fachlichen Dingen, die den Wirkstoff bzw. die klinischen Trials betreffen, nicht einschätzen. Dennoch glaube ich im Zweifelsfall eher unabhängigen Experten als vom Unternehmen bezahlten Auftragsstudien.
Warnsignal Nummer 5: Die Zahl der ausstehenden Aktien steigt rasant
Eine weitere Problematik, die sich wiederum sehr gut und einfach verifizieren lässt, ist die folgende: Durch die Ausgabe immer neuer Aktien
werden die Anteile der bisherigen Aktionäre am Unternehmen immer weiter verwässert.
Noch im Jahresbericht 2008 wird die Zahl der ausstehenden Aktien mit 10.854.920 angegeben. Inzwischen sind es offiziell 120.446.000 Aktien. Rechnet man die jüngst ausgeübten Aktienoptionen noch hinzu kommt man auf einen Wert von ca. 170 Millionen Aktien (alles vor de, jüngsten Reverse Splitt).
Das heißt die Zahl der ausstehenden Aktien hat sich seit 2007 mehr als versiebzehnfacht. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt damit auf Basis des Schlusskurses vom Freitag voll verwässert bei rund 350 Millionen US-Dollar gegenüber ca. 34 Millionen US-Dollar 2007.
Ganz deutlich wird der verheerende Effekt für die freien Aktionäre, wenn man die Entwicklung der Marktkapitalisierung mit dem Preis der Aktie vergleicht: Der Börsenwert des Unternehmens hat sich seit 2007 mehr als verzehnfacht. Der Kurs der Aktie notiert aber splittbereinigt trotz des extremen Anstiegs in den letzten Monaten immer noch unterhalb des Niveaus von 2007.
Das heißt: Von der Wertsteigerung des Unternehmens ist bei den freien Aktionären überhaupt nichts angekommen. Im Gegenteil: Wer seit 2007 dabei ist hat sogar rund ein Drittel seines Investments verloren (und zwischenzeitlich war es bereits ein Minus von 95 Prozent, siehe oben).
Die Zahl der autorisierten Aktien, die auf Grund der zahlreichen ausstehenden Aktienoptionen früher oder später auch erreicht werden dürfte, liegt aber bei 400 Millionen (nach Splitt: 100 Millionen). Kalkuliert man die Marktkapitalisierung auf Basis dieser Zahl kommt man auf einen astronomischen Wert von 824 Millionen US-Dollar.
Dem steht ein Cashbestand von 13 Millionen US-Dollar gegenüber und ein Wirkstoffkandidat, der in frühen Auswertungen der wissenschaftlichen Phase 2-Studie gerade mal seine gute Verträglichkeit unter Beweis gestellt hat. Mehr nicht.
Fast unnötig zu sagen, dass die bisher ausgeübten Aktienoptionen in den letzten beiden Jahren alle auf Kurse weit unter einem US-Dollar lauteten. Das heißt: Das Unternehmen hat so zwar immer wieder neues Cash eingenommen, die Aktien allerdings zu einem Bruchteil des aktuellen Kurses verkauft.
Aktien mit derart hohem Verwässerungseffekt (Dilution) sollten Sie als Anleger unbedingt meiden.
Warnsignal Nummer 6: Reverse Split
Inzwischen hat das Unternehmen auch noch einen Reverse Split vollzogen. Bei einem Reverse Split werden mehrere Aktien zu einer Aktie
zusammengelegt. Die Zahl der ausstehenden Aktien reduziert sich entsprechend, bei Anavex um den Faktor 4, umgekehrt vervierfacht sich der Kurs. Aktuell wird die Aktie mit dem Kürzel AVXLD
gehandelt. Nach 20 Tagen notiert sie dann wieder unter AVXL.
Der Zweck dahinter: Der Kurs soll hoch genug sein, damit ein Listing an der NASDAQ genehmigt wird. Auch diese Vorgehensweise ist meiner Erfahrung nach ein Mittel, das schwache Unternehmen wählen, um an eine regulierte Börse zu kommen. Der eigentliche Sinn des von der NASDAQ geforderten Mindestkurses für ein Listing wird damit durch simple Bilanzkosmetik umgangen.
Starke Unternehmen haben so etwas nicht nötig, denn deren Kurs steigt nach echten guten News von alleine.
Wie geht es nun weiter?
Anavex wird an der Alzheimer`s Disease-Konferenz (CTAD) in Barcelona vom 5. bis 7. November vorläufige Ergebnisse der 2a-Phase für ANAVEX
2-73 vorstellen. Meine persönliche Vermutung: Die Daten werden eine gute Verträglichkeit zeigen, aber keine wissenschaftlich signifikanten Ergebnisse hinsichtlich der Wirksamkeit des
Medikamentenkandidaten liefern.
Spätestens danach dürfte die Aktie stramm Richtung Süden tendieren. Mein Kursziel liegt bei maximal einem Zehntel des derzeitigen Kurses von 8,24 US-Dollar.
Meine Positionierung
Mir ist es aus Transparenzgründen wichtig, detailliert meine eigene Positionierung bei Anavex darzustellen. Ich hatte die Aktie am Dienstag
in bewährter Manier (siehe Teil 1 des heutigen Reports) kurz nach 16 Uhr zu 1,738 US-Dollar geshortet (Depotgewichtung 5,5%), nachdem TheStreetSweeper einen negativen Artikel zu Anavex veröffentlicht
hatte.
75 Prozent der Position habe ich dann am selben Tag zu 1,58 US-Dollar bzw. 1,48 US-Dollar wieder eingedeckt nachdem die Aktie intraday stark gefallen war. Nur eine relative kleine Position (1,4 % des Depotwerts) habe ich noch gehalten mit der ich nun nach dem extremen Anstieg im Minus liege.
Ein Ausbau der Short-Position ist aktuell nicht möglich, weil mein Broker Interactive Brokers aktuell keine Stücke zur Leihe zur Verfügung hat. Es kann also sein, dass ich in den nächsten Tagen zwangseingedeckt werde.
Auf Grund der geringen Gewichtung und der bereits realisierten schönen Gewinne bei 3/4 der Position sehe ich das sehr gelassen. Dennoch zeigt die Entwicklung, die Gefahr bei Shortpositionen. Man ist darauf angewiesen, dass der Broker einem dauerhaft Stücke zum Shorten ausleiht. Tut er das nicht mehr, kann es passieren, dass man gezwungen wird, zu schlechten Kursen einzudecken.
Übrigens: Das Mittel des Reverse Split haben Firmen in der Vergangenheit auch schon bewusst eingesetzt, um einen Short Squeeze zu provozieren, weil für eine kurze Zeit das Angebot an ausleihbaren Aktien stark verknappt ist. Spätestens nach der Bekanntgabe der Daten plane ich, meine Short-Position wieder deutlich auszubauen. |
|
||||||||||||
|
MEIN FAZIT:
Meiden Sie (Biotech-)Aktien, die
- via Reverse Merger (Mantel-Deal) an die Börse kommen,
- so gut wie keine institutionelle Investoren haben,
- über Jahre einen fallenden Börsenkurs aufweisen,
- extrem promotet werden, obwohl Nachweise über die Qualität (Wirksamkeit) des Produkts (Medikaments) fehlen und neutrale Experten sich gleichzeitig sehr negativ äußern
- eine rasant steigende Zahl ausstehender Aktien aufweisen und
- einen Reverse Split vollziehen, um ein Uplisting an eine regulierte Börse zu schaffen.
Meiden Sie Anavex Life Sciences!
Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion hält zum Zeitpunkt des Publikmachens dieses Artikels
eine Short-Position bei Anavex Life Sciences. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von
Wertpapieren dar.
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte
Aktuelle Themen
Weitere Artikel des Autors
Broker-Tipp*
Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.
* Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.