E-Mobilität
Tropfen auf den heißen Stein: EU-Förderung für Batteriefabriken
Europa ist im Bereich der Elektromobilität ein Entwicklungsland. Das Schlusslicht bilden wir auch bei der Produktion von Batterien. Die EU-Kommission plant das zu ändern. Der Bau neuer Batteriefabriken soll zukünftig mit EU-Mitteln gefördert werden.
Wenn immer mehr Elektroautos gebaut werden sollen, dann braucht es auch mehr Batterien. Mit Unterstützung aus dem Juncker-Plan könnten erste große Batteriefabriken in Europa entstehen. Der EU-Kommissionspräsident hatte vor zwei Jahren den Europäischen Fonds für Strategische Investitionen ins Leben gerufen. Dieser verfügt über ein Volumen von 315 Milliarden Euro, siehe hier. Aus diesem Programm könnten Mittel für den Bau von Batteriefabriken kommen.
Deutschland: Batteriebau für E-Autos nur in Gedanken
Derzeit prüft Volkswagen den Bau einer Batteriefabrik in Deutschland. Der Standort Salzgitter wurde ins Auge gefasst. Auch Zulieferer Bosch analysiert, ob er in die Fertigung von Batterien einsteigen sollte. BMW-Chef Harald Krüger sprach sich dafür aus, die Batterien in der Nähe der Autowerke zu fertigen. Und die Daimler-Tochter Accumotive baut eine Batteriefabrik im sächsischen Kamenz.
Mangelware: Lithium in Deutschland
Für die Herstellung von Batterien ist Lithium der wichtigste Rohstoff. Er kann aus Salzlaugen gewonnen werden und kommt in Mineralien vor ("Wissenschaft"). Die weltweiten Lithiumvorkommen wurden auf 40 Millionen Tonnen geschätzt, wovon in Bolivien, Chile, USA, Argentinien und China die größten Mengen lagern.
Im Juni des vergangenen Jahres hatte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel angemahnt, dass Batterien in Europa hergestellt werden müssten ("FAZ"). Europaweit existieren nur ganz wenige Lithiumquellen. Der Abbau von Lithium in Deutschland wurde bislang nur von der Firma Solarworld vorangetrieben. Sie möchte zukünftig in Zinnwald (Osterzgebirge) Lithium abbauen. Die Gewinnung wäre mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden, weshalb Solarworld 2016 einen Partner suchte ("SZ"). Im Februar 2017 gab das Unternehmen bekannt, dass der kanadische Projektentwickler Bacanora Minerals Ltd. für das zukünftige Joint Venture gewonnen werden konnte ("Solarworld"). Bis es soweit ist, können noch einige Jahre vergehen.
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Deutsche Unternehmen interessieren sich stärker für den Lithiumabbau im Ausland. Beispielsweise hatte sich das Thüringer Unternehmen K-Utec in Bolivien umgeschaut und den Zuschlag für die Lithium-Förderung am Salzsee Uyuni erhalten ("Spiegel"). Der Abbau soll 2018 starten. Das eher landwirtschaftlich geprägte Bolivien hofft auf zukünftig hohe Einnahmen. Gleichzeitig sehen Umweltschützer die Gefahren für Natur und Mensch, denn mit dem Abbau wird die größte Salzwüste der Erde mechanisch erodiert.
Deutschland wird für die Herstellung größerer Mengen Lithiumbatterien auf Rohstoffimporte aus dem Ausland angewiesen sein. Alternativ könnten die Batterien für E-Autos importiert werden. Die Batterie macht derzeit circa 40 Prozent der Wertschöpfung eines Elektroautos aus, womit die Gewinnmargen deutscher Autobauer - sowohl mit Lithiumimporten, regionalem Lithium oder Batterieimporten - erheblich sinken dürfte.
Bedeutungszuwachs: Lithium ist das neue Gold bei Anlegern
Lithium ist überaus begehrt und wird als „neues Öl“ oder „neues Gold“ gehandelt. Genügten der Welt bis zur Jahrtausendwende jährlich nur 70.000 Tonnen Lithium, wird die Nachfrage in den nächsten Tagen signifikant zunehmen. Nachweislich waren die Preise für Lithium im vergangenen Jahr erheblich gestiegen („FAZ“). Die Deutsche Bank sieht großes Potential bei den Aktien der Produzenten.
Vorreiter: Batteriefabriken in den USA und China
In den USA entsteht die „Gigafactory“ von Tesla und Panasonic, die bei einer vollen Auslastung jährlich bis zu 500.000 Lithium-Ionen-Batterien herstellen könnte. Die jährliche Produktionsmenge der „Gigafactory“ wird der Batterieproduktion der ganzen Welten im Jahr 2013 entsprechen. Daneben ist China extrem an der E-Mobilität interessiert. Das Land der aufgehenden Sonne sieht darin seine Chance auf eine führende Rolle in der Automobilbranche der Zukunft. Hierfür setzt China auf eine Absatzquote von E-Autos ab 2018, siehe hier. Dass China den deutschen Autobauern bereits eine Nasenlänge voraus ist, zeigt das Beispiel BYD. Der chinesische Autobauer ist nicht nur der größte E-Autohersteller, sondern das einzige Unternehmen, das die benötigten Lithium-Ionen-Batterien komplett selber fertigt.
Der angekündigte Tropfen auf dem kochend heißen Stein
In Europa scheint es im Bereich der Batterieherstellung ähnlich große Hürden zu geben, wie bei den Ladestationen. Darüber hinaus liegen die Absatzzahlen von Elektroautos weit hinter denen von China und den USA. Die E-Mobilität kommt einfach nicht in Fahrt, vielleicht auch, weil die europäische Automobilbranche eine Marktsättigung durchläuft und uns noch der Dieselskandal in den Knochen steckt.