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    soziale Gerechtigkeit  1811  0 Kommentare Unwort "soziale Gerechtigkeit":
    Warum sagen sie "Gerechtigkeit", wenn "Gleichheit" gemeint ist?

    Alle reden darüber - aber keiner weiß, was genau damit gemeint ist: "Soziale Gerechtigkeit".

    Kein Begriff wird in der politischen Auseinandersetzung häufiger verwendet als "soziale Gerechtigkeit". Schaut man genauer hin, dann ist mit "Gerechtigkeit" meist einfach "Gleichheit" gemeint.

    Gleichheit ist ungerecht

    Dabei ist Gerechtigkeit eigentlich genau das Gegenteil von Gleichheit. Schon der griechische Philosoph Aristoteles meinte, Gerechtigkeit verlange Gleiche gleich und Ungleiche ungleich zu behandeln. Ich möchte es einfacher ausdrücken: Gerecht ist, wenn der das Gleiche bekommt, der das Gleiche tut.

    Wenn Sie so gut Fußball spielen können wie Thomas Müller, dann werden Sie auch so viel verdienen wie er. Sein Jahresverdienst 2016 belief sich auf 16 Millionen Euro. Ungerecht? Ist es ungerecht, dass nicht jeder so gut Fußball spielen kann wie Müller oder ist es ungerecht, dass sich sein Einkommen - so wie das aller anderen Menschen - durch Angebot und Nachfrage reguliert? Tätigkeiten, die fast jeder ausüben kann oder könnte (z.B. die einer Reinigungskraft) werden daher, auch wenn sie für die Gesellschaft sehr wichtig sind, geringer bezahlt als Tätigkeiten, die nur von ganz wenigen ausgeführt werden können (wie etwa die eines Herzchirurgen oder eines Top-Managers). Ungerecht?

    Wenn diejenigen, die für "soziale Gerechtigkeit" plädieren, in Wahrheit "mehr Gleichheit" meinen, warum sagen sie das dann nicht? Dafür gibt es drei Gründe:

    1. "Gerechtigkeit" klingt schöner als "Gleichheit"

    "Gerechtigkeit" klingt schöner als "Gleichheit". Nicht jeder ist für "Gleichheit", aber jeder ist dafür, dass es "gerecht" zugehen soll. Der Begriff eignet sich ideal für Stimmungsmache, denn fast jeder glaubt, wenn es gerecht zuginge, müsse er mehr bekommen, als er derzeit verdient. Zudem eignet sich der Begriff hervorragend zur Mobilisierung von Neidgefühlen, denn "sozial ungerecht" sind danach alle Einkommen, die außerhalb der Vorstellungssphäre des Durchschnittsbürgers liegen (z.B. Managergehälter). "Sozial gerecht" ist damit, wenn man anderen etwas wegnimmt, um seine eigene wirtschaftliche Situation zu verbessern. Ein Gedanke mit verführerischem Potenzial.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    soziale Gerechtigkeit Unwort "soziale Gerechtigkeit":
    Warum sagen sie "Gerechtigkeit", wenn "Gleichheit" gemeint ist?
    Alle reden darüber - aber keiner weiß, was genau damit gemeint ist: "Soziale Gerechtigkeit".