checkAd

    soziale Gerechtigkeit  1811  0 Kommentare Unwort "soziale Gerechtigkeit":
    Warum sagen sie "Gerechtigkeit", wenn "Gleichheit" gemeint ist? - Seite 2

    2. "Gerechtigkeit" ist so schön diffus

    Zweitens: "Gerechtigkeit" ist so schön diffus. Deshalb eignet er sich für Demagogen besonders gut. Der Philosoph Professor Wolfgang Kersting schreibt in seinem Buch "Kritik der Gleichheit": "Gerade weil der Begriff der distributiven Gerechtigkeit keine kriterielle Schärfe besitzt, vermag er sich dem politischen Opportunismus und den Begehrlichkeiten der Verteilungslobby zu empfehlen. Er ist moralisch geschmeidig, kann jedem Maximierungsinteresse den Anschein moralischer Berechtigung geben. Die Rhetorik der sozialen Gerechtigkeit beutet undeutliche moralische Institutionen aus und bietet die jeweils angestrebte sozioökonomische Besserstellung als inhaltliche Klärung an."

    3. "Gerechtigkeit" kennt keine Grenzen

    Drittens: Der Begriff "soziale Gerechtigkeit" eignet sich hervorragend als Kampfinstrument gegen den politischen Gegner, weil er keinerlei Grenze kennt. Wenn CDU/CSU und SPD einen Mindestlohn von 8.84 durchsetzen, dann argumentiert die Linke, das sei nicht gerecht, denn ein "Leben in Würde" gebe es nur ab 12 Euro Mindestlohn. Würden die Managergehälter auf das 20fache des Durchschnittslohns beschränkt, dann würde morgen vom politischen Gegner erklärt, mehr als das 12fache sei ungerecht. "Gerechtigkeit" in diesem Sinne hat keine Grenze, solange nicht alle gleich sind.

    Einzelfälle beweisen nichts

    Der Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek erklärte einmal: "Mehr als zehn Jahre lang habe ich mich intensiv damit befasst, den Sinn des Begriff ‚soziale Gerechtigkeit' herauszufinden… ich bin zu dem Schluss gelangt, dass für eine Gesellschaft freier Menschen dieses Wort überhaupt keinen Sinn hat." In einem Buch zum Thema schrieb Hayek, der Ausdruck "soziale Gerechtigkeit" gehöre "in die Kategorie des Unsinns".

    Die Anhänger der "sozialen Gerechtigkeit" argumentieren nicht mit systematischen und logischen Überlegungen, sondern mit Einzelbeispielen. Und die gibt es für jedes Argument: So werden Manager angeführt, die hohe Gehälter bezogen, obwohl sie ihrem Unternehmen letztlich dann geschadet haben. Die gleichen Kritiker, die daraus ableiten, man solle generell die Manager-Gehälter massiv beschränken, würden sich zu Recht dagegen verwahren, wenn jemand Einzelfälle von Hartz IV-Missbrauch als Argument für eine massive Kürzung aller Hartz IV-Leistungen ins Feld führen würde.

    Viele Menschen lassen sich durch die Medienberichterstattung täuschen: Sie nehmen an, dass "Nieten in Nadelstreifen", die Millionengehälter für Minderleistungen beziehen, die Regel wären. Natürlich ist das nicht so: Es wird nur mehr über diese Fälle berichtet - so wie in der Zeitung eher über abstürzende Flugzeuge berichtet wird als über solche, die heil gelandet sind (vermutlich würde das auch die Leser langweilen).

    25 Besprechungen + Interviews zu Zitelmanns neuem Buch "Psychologie der Superreichen": http://psychologie-der-superreichen.de/presse/. Im März erstmals auf der Bestellerliste vom manager-magazin.


    Rainer Zitelmann
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
    Mehr anzeigen
    Seite 2 von 2
    Verfasst von Rainer Zitelmann
    soziale Gerechtigkeit Unwort "soziale Gerechtigkeit":
    Warum sagen sie "Gerechtigkeit", wenn "Gleichheit" gemeint ist? - Seite 2
    Alle reden darüber - aber keiner weiß, was genau damit gemeint ist: "Soziale Gerechtigkeit".

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer