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     6758  0 Kommentare Finanzmärkte – was ist los? - Seite 3

    Die aktuelle Chartformation im S&P 500 entspricht der eines sich öffnenden Abwärtskeils. Die sich daraus ergebende Implikation ist eher bullisch, allerdings weist die Öffnung auf zunehmende Unsicherheit hin.

    Entfaltet sich die beschriebene Formation „regelgerecht“, wäre demnach mit einem maximalen Abwärtspotenzial auf deren untere Begrenzungslinie (aktuell 2285) zu rechnen.

    Angesichts der weiterhin hohen (guten) Stimmungswerte bei Firmen und Verbrauchern und der weiterhin jedenfalls nicht pessimistischen Einstellung der Investoren besteht die Gefahr, dass auch kleine Kursrücksetzer recht bald immer wieder gekauft werden. Damit kann es dann geschehen, dass nach einer solchen Akkumulationsphase nicht mehr genügend „Treibstoff“ auf der Seitenlinie steht, um den S&P 500 anschließend dynamisch über die Obergrenze der Formation und dann vor allem über das zuletzt gebildete Allzeithoch bei knapp 2400 hinaus zu treiben. Dann besteht die Gefahr, dass die mit der Trump-Wahl eingeleitete spekulative Übertreibung bei Aktien an ihrer Schnäppchenjäger-Mentalität verendet oder zumindest ernsthaft ins Stocken gerät. Spätestens dann müsste die Trump-Administration wieder zu ihrem Fokus auf die Binnenwirtschaft zurückkehren und ihre Vorhaben angeschoben bekommen.

    Wenn die Fed-Politik allerdings dazu führt, dass die Kreditkosten für die Käufe von Autos und Häusern deutlich ansteigen, dann könnte die Konjunkturmotor in den USA ernsthaft ins Stottern geraten. Die US-Autoverkäufe zeigen gegenwärtig Schwäche – gegenüber der Spitze nach 2008 im Dezember 2016 sind sie per März um zehn Prozent zurück gegangen. „Plateau“ ist eine optimistische Beschreibung des jüngsten Verlaufs. In diesem Zusammenhang sind auch die Hauspreise von grosser Bedeutung – hier ging es seit April 2012 im größeren Bild nur aufwärts – um insgesamt gut 39% nach Hauspreisindex CSXR. Vermutlich würden sich entsprechende Bremsspuren frühzeitig in den Vertrauens- und Sentiment-Indices der Verbraucher niederschlagen – gegenwärtig stehen diese so hoch wie seit 16, bzw seit zehn Jahren nicht.

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    In der Eurozone gibt aus konjunktureller Sicht keine Rechtfertigung für die Geldflut, die die EZB immer noch praktiziert. Sie bezieht ihre (interne) Rechtfertigung aus den Unsicherheiten hinsichtlich Präsidentschaftswahl in Frankreich, sowie aus den Brexit-Verhandlungen und dann sind da ja auch noch die Bundestagswahlen im September. Und wenn alles nichts hilft, dann wird dem EZB-Chef Draghi schon etwas anderes einfallen – vielleicht die Banken- und Schuldenkrise in Italien. Das Bankensystem der Eurozone ist hoffnungslos überdimensioniert, dementsprechend unterkapitalisiert und unprofitabel – das ist der wahre Grund. Die EZB verletzt damit ihr Mandat – aber das ist nichts Neues.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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