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    Was ist eigentlich mit Siemens los? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 30.04.08 14:54:10 von
    neuester Beitrag 13.12.08 07:06:09 von
    Beiträge: 38
    ID: 1.140.868
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      Avatar
      schrieb am 30.04.08 14:54:10
      Beitrag Nr. 1 ()
      Erstaunlich, dass das hier keinen zu interessieren scheint.
      Ist Korruption denn schon so selbstverständlich geworden?

      Meiner Meinung nach sollte das Hauptziel ganz einfach ein aufgeräumtes Siemens sein.

      Also sollten in erster Line für das Unternehmen relevant schädliche Mitarbeiter entlassen werden, sofern sie grob fahrlässig gehandelt haben (worunter Förderung und Inanspruchnahme von Korruption zählt).

      Schadenersatzforderungen sind m.E. nur bei Fällen von persönlicher Bereicherung sinnvoll. Man kann doch wohl nicht einen Manager auf zig-Millionen wegen entgangener Unternehmensgewinne verklagen, hier haben doch auch Kontrollen versagt - man hätte viel früher eingreifen müssen.

      Werden eigentlich auch interne Fälle von Betrug und ungerechtfertigter Bereicherung untersucht?

      Würde mich jedenfalls nicht überraschen, wenn bei einem so großen Unternhemen mit millionenschweren Projekten, Großaufträgen oder diversen internen Programmen einige Mitarbeiter auch größere Summen abzweigen - einfach mal gucken, wo die Gelder hinfließen.

      Mal eine genauere Untersuchung kann jedenfalls nicht schaden - wenn alles in Ordnung ist, dann kann man damit ja auch Werbung machen und so das Selbstbewusstsein/Selbstverständnis der Mitarbeiter, sowie das Bild in der Öffentlichkeit von Siemens, wieder stärken.
      Avatar
      schrieb am 30.04.08 15:14:21
      Beitrag Nr. 2 ()
      @WO
      Ups, es gab schon einen Thread zum Thema.

      Könntet ihr bitte ausnahmsweise zwei Threads tolerieren? Der andere Thread scheint nämlich eine ganz andere Zielrichtung, nämlich die Propagierung von Korruption zu haben.

      Ich finde, dass Korruption schädlich ist und verhindert werden sollte.
      Avatar
      schrieb am 30.04.08 15:23:37
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.002.540 von HeWhoEnjoysGravity am 30.04.08 15:14:21Ich finde, dass Korruption schädlich ist und verhindert werden sollte.

      EIGENARTIG WAS MAN DEN AMIS ALLES SO ABKAUFT:D:D:D


      lG
      Astralblue
      Avatar
      schrieb am 30.04.08 15:34:13
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.002.540 von HeWhoEnjoysGravity am 30.04.08 15:14:21Für mich ist es äußerst heuchlerisch, wie hier mit dem Thema Korruption umgegangen wird.

      Fakt ist nunmal, dass Korruption in allen Branchen mehr oder weniger existiert. Ich arbeite z.B. in der Exportfinanzierung einer Bank. Du kommst in gewissen Ländern, wie z.B. in Osteuropa, ohne Korruption nicht an Aufträge. Wenn Du Dir z.B: die Minister in einem Land wie Azerbaidschan oder Turkmenistan ansiehst, wirst Du feststellen, dass die alle miteinander verwandt sind. Und warum ? weil sie socj alle in ihrer Funktion als Minister bereichern wollen.... d.h. es sind nicht die kleinen Mitarbeiter bei einer auftraggebenden Firma, die sich bereichern, sondern die jenigen sitzen gaaaannnnzzz oben ! Wenn Du Dir ferner überlegst, dass man bis vor kurzem als Firma sogar Bestechungszahlungen von der Steuer absetzen konnte, weiss man, wie heuchlerisch die aktuelle Aktion bei Siemens ist ! Übrigens, gilt diese Absetzbarkeit von Bestechungszalungen in anderen Ländern weiterhin !
      Warum macht Siemens aktuell diesen Aufriss ? Weil sie durch Aktionismus die Strafzahlungen, die in MRD.-Höhe zu befürchten ist, möglichst gering halten wollen....... und was passiert danach ? usual as usual, meiner Meinung nach........
      Avatar
      schrieb am 30.04.08 17:49:47
      Beitrag Nr. 5 ()
      #4 Korruption schadet der Gemeinschaft und sollte deswegen bekämpft werden. Korruption behindert die marktwirtschaftliche Rückkoppelung (=> schlechtes setzt sich überproportional durch).

      Mit guten und marktfähigen Produkten braucht man keine Korruption. Auch in korrupten Ländern könnte man es der Konkurrenz (mit ihren schlechteren Produkten) mittels Werbung schwer machen: der korrupte Käufer müsste sich rechtfertigen und nachweisen, dass das mittels Korruption gepushte Produkt besser ist, was meist unmöglich sein dürfte, weil a) Korruption dann unnötig wäre und b) die Korruptionszahlung zwangsläufig den Produktpreis erhöhen.

      Viele Länder bekämpfen (mindestens offiziell) die Korruption, weswegen Siemens mit einem neuen guten Ruf viele (auch neue) Kunden gewinnen könnte, insbesondere, weil viele Siemensprodukte sehr gut sind. Oder anders gesagt: ein guter Ruf ist im langfristigen Anlagen- und Projektgeschäft viel wichtiger, als ein paar Prozente günstiger zu sein, weswegen Siemens ohne Korruption viel mehr Gewinn machen könnte.

      Korruption bewirkt eine schlechtere Produktqualität, weil man a) das Bakschisch wieder reinholen will aber trotzdem nicht zu teuer werden darf und b) trotz schlechter Produkte dank Korruption Aufträge bekommt. Schlechte Produkte + Korruption => schlechter Ruf => trotz Korruption keine Aufträge mehr.

      Ich frage mich, wieso ausgerechnet bei Siemens Korruption sich anscheinend eingebürgert hat, zumindest in einigen Bereichen ist Siemens doch (noch) quasi konkurrenzlos - viele reiche Länder wollen eben Qualität.

      Wie funktioniert eigentlich Korruption? Kriegt der konkrete Geldgeber (der, der die Geldzahlungen vor Ort einfädelt) vielleicht selbst einen Betrag zurück, weil er sich ja für den korrupten Kunden bei seiner Firma eingesetzt hat?

      Fazit:
      1) Deutschland kann sowieso nicht mit billigem Massenschrott punkten, sondern muss Qualität liefern.
      2) Deutsche Hersteller sind daher nicht auf Korruption angewiesen.
      3) Es ist also gut, dass jetzt bei Siemens (und später woanders) die Korruption bekämpft wird.

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      Avatar
      schrieb am 30.04.08 18:13:48
      Beitrag Nr. 6 ()
      Siemens verkauft Kraftwerke, Telekommunikationssysteme, Schienenfahrzeuge, usw. in die ganze Welt.
      Das heisst öffentliche Auftraggeber. Diese sind nun mal in weiten Teilen der Welt korrupt.

      Konsumgüterhersteller müssen nicht schmieren.


      In Asien, Afrika und Lateinamerika muss eben etwas geschmiert werden. Siemens ist ja nicht der einzige Anbieter.

      Dieselben Gutmeschen beklagen sich dann aber wieder wenn Aufträge ausbleiben und man dann Arbeitsplätze abbaut.
      Bis in die 90er Jahren konnte man im Ausland bezahltes Schmiergeld noch von der Steuer absetzen. Mittlerweile sind wir aber alle Gutmeschen und das ist eben nicht mehr schicklich.

      Glaubtst Du, dass zum Beispiel in Simbabwe ein Kraftwerk gebaut wird ohne dass der Mugabe etwas Cash in die Täsch bekommt?
      Avatar
      schrieb am 30.04.08 18:16:04
      Beitrag Nr. 7 ()
      Schaden ist nur entstanden, weil man den arschtueren Anwälten mehrere hundert Millionen Euro in den Arsch schiebt.
      Avatar
      schrieb am 30.04.08 18:17:33
      Beitrag Nr. 8 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.004.383 von HeWhoEnjoysGravity am 30.04.08 17:49:47Mit guten und marktfähigen Produkten braucht man keine Korruption.

      :laugh:

      Japaner und Chinesen bieten auch gute Produkte an. Wenn die dann noch etwas schieren....Wer bekommt dann wohl den Auftrag? :D
      Avatar
      schrieb am 30.04.08 18:19:57
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.004.383 von HeWhoEnjoysGravity am 30.04.08 17:49:47
      Ich frage mich, wieso ausgerechnet bei Siemens Korruption sich anscheinend eingebürgert hat, zumindest in einigen Bereichen ist Siemens doch (noch) quasi konkurrenzlos - viele reiche Länder wollen eben Qualität.


      Mit ihren Telekommunikationssystemen sind die doch schon längst abgesoffen.
      Kraftwerke und Schienenfahrzeuge können auch andere herstellen.

      Ein Haferbreihersteller muss nicht schmieren mangels öffenntlicher Auftraggeber.
      Avatar
      schrieb am 01.05.08 08:35:17
      Beitrag Nr. 10 ()
      Wenn alle bestechen, bringt Bestechung nichts mehr ... und zwar keinem - außer den privaten Geldempfängern natürlich und selbst die haben dann kein gutes Gewissen und sind unbeliebt.

      Das Geld für die Bestechung muss irgendwoher kommen: entweder sind die Produkte zu teuer oder minderwertig. Alleine mit der Verbreitung diesen Argumentes könnte man Bestechung erschweren.

      Die langfristig bessere Startegie ist auf alle Fälle das sonst für Bestechung verschwendete Geld lieber in die Entwicklung marktfähiger Produkte zu stecken - niemand kann erwarten nur dank Bestechung Gewinne zu machen, das wäre ja ein monetäres Perpetuum mobile

      Ist es wirklich so, dass wenn alle bestechen, dass derjenige, der als erster damit aufhört, pleite gehen muss? Ich denke nicht. Gerade Siemens kann es sich leisten damit anzufangen. Das Lustige ist doch, dass dann die Regierungen korrupter Länder quasi öffentlich begründen müssten, wenn sie ein Großobjekt woanders und nicht bei Siemens kaufen ... wurden sie etwa bestochen? Und die Verkäufer müssen sich Fragen lassen: habt ihr etwa Bestechungsgelder gezahlt und so die verwerfliche Korruption gefördert?

      Wenn ein solch positiver Rückkoppelungskreis erstmal angestoßen wurde, gibt es ruckzuck keine Korruption (zumindest bei Großaufträgen) mehr. Das Risiko zu bestechen und öffentlich zu behaupten es nicht zu tun, wäre für große Unternehmen untragbar.
      Avatar
      schrieb am 01.05.08 09:06:44
      Beitrag Nr. 11 ()
      Sowas gibt es auch:

      Eines Tages bekam das mittelständische Unternehmen von Klaus-Erich Kremer Besuch vom BND. Ob er nicht für sie arbeiten wolle, fragten die Agenten. Kremer lehnte ab - und seine Firma geriet in die Mühlen der Behörden. Jetzt kämpft sie ums Überleben.
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,550124,00.html

      Wie passt das hier rein? Nun, vielleicht auf vielfältige Art. Z.B. hat dieser Unternehmer jetzt immernoch (wieder) einen sehr guten Ruf. Wenn dagegen irgendwann eine BND-Mitarbeit nachweisbar wäre, dann hätte er seine Produkte kaum noch verschenken können.

      Jetzt könnten einige vielleicht sagen: aber ist er denn nicht ein Verräter an Deutschland, weil er seine Mitarbeit verweigert hat?
      Nein, ist er nicht. Der Verkauf seiner Produkte war anscheinend legal (eher zur Verteidigung geeignet). Er musste zudem den Verdacht haben, dass der BND zweifelhafte Ziele verfolgt und Deutschland damit schadet. Was hat der BND in Pakistan zu suchen? Soll der sich nicht um die Verteidigung von Deutschland kümmern? Also im Zweifelsfall ist es richtig sich an höhere Prinzipien wie Wahrheit und Ehrlichkeit zu halten.
      Avatar
      schrieb am 01.05.08 11:45:59
      Beitrag Nr. 12 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.007.937 von HeWhoEnjoysGravity am 01.05.08 08:35:17"Das Geld für die Bestechung muss irgendwoher kommen: entweder sind die Produkte zu teuer oder minderwertig. Alleine mit der Verbreitung diesen Argumentes könnte man Bestechung erschweren."

      Das Geld für die Bestechung ist sicherlich aus höheren Gewinnen gekommen. Ich nehme mal an, daß die zuständigen Siemensleute gut rechnen konnten. Die haben also schon zugesehen, daß die Korruptionssumme mit dem Auftrag gut und etwas höher wieder reinkam, wenn sie denn den Auftrag kriegten.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 01.05.08 12:02:36
      Beitrag Nr. 13 ()
      #12 Also hätte man ohne Bestechung die gleichen Gewinne bei einem geringeren Preis und somit höherer Konkurrenzfähigkeit erzielt.
      Avatar
      schrieb am 02.05.08 03:20:52
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.008.617 von Wilbi am 01.05.08 11:45:59die fatalen folgen solcher geschäfte sind dir offensichtlich nicht bewusst.

      wirtschaftgiganten/monopolisten erkaufen sich via bestechungsgelder praktisch die aufträge ! und kleine innovative
      unternehmen mit den möglicherweise besseren produkten/preisen bekommen diese aufträge nicht weil sie nicht in der lage sind exorbitante bestechungsgelder alla siemens und konsorten den jeweiligen entscheidungsträgern in den ar..... zu schieben.

      das ist verhinderung und unterdrückung von wettbewerb,innovation,+++ nichts anderes ! zu wessen lasten und zu wessen kosten wohl ?

      wie dumm muss man sein um sowas gut zu heissen ???

      was wäre wohl aus deinem bimbeskanzler kohl ohne diese koruppten/kriminellen machenschaften geworden ???? und von wem wurde der wohl beraten ?????

      3 mal darfst du raten wilbi !!! L O L

      merke : korruption,kriminelle machenschaften,,, und misswirtschaft führen letztendlich .........chaos,elend,not,kriege,,,, ++++

      amen
      Avatar
      schrieb am 02.05.08 10:55:40
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.007.937 von HeWhoEnjoysGravity am 01.05.08 08:35:17Hi, Du bist ein Träumer !!!!!!!

      Glaubst Du etwa, dass es in einem Land wie Turkmentistan oder Azerbaidschan eine freie Presse gibt ? Schau einfach mal nach Russland, wo ein Herr Putin mehr oder weniger die freie Presse in den letzten Jahren eleminiert hat - und dann glaubst Du tatsächlich, dass es eine "freie" Presse in diesen drittrangigen Staaten gibt ?

      Noch ein Hinweis. Ein Wirtschaftsminister verdient in diesen Ländern sicher, für dortige Verhältnisse, ein riesiges Gehalt - aber eben nicht für internationale Verhältnisse. Die einzige Möglichkeit für solche Personen ist es nunmal, ihre Schlüsselpositionen zu eigenen Vorteil auszunutzen ! Du kannst eben bei einem neuen Kraftwerks-, Telekommunikations- oder Stauwerkprojekt, die über mehrere Mio. EUR lauten, ohne Probleme "Wartungs- oder Beratungs- oder sonstige Dienstleistungsverträge" mit dem Exporteur vereinbaren, ohne das es besonders herauskommt.....

      Des weiteren erfolgt die Besicherung solcher Kredite durch andere, abstrakte Sicherheiten wie Staatsgarantien, Bankgarantien, Fördermittel von Entwicklungsbanken etc., aber nicht durch Sicherheiten am Objekt selber...Von daher prüfen die Banken auch nicht den Auftragswert im Verhältnis zum Kreditbetrag. Wie sollte den eine internationale Bank auch prüfen, ob die veranschlagten Baukosten des inländischen z.B. türkischen Bauunternehmers mit 25 Mio. EUR zu hoch liegen (weil hier auch Schmiergelder z.B. von 1. Mio. EUR enhalten sind ?)?

      Um deine andere Frage zu beantworten. Es gibt tausenderlei Gründe, die dazu führen können, dass Du als Auftraggeber nicht das günstigste Angebot annimmst bzw. annehmen musst. Bei gleichen Angebotspreisen können z.B. unterschiedliche Finanzierungsstrukturen dazu führen, dass das eine Angebot (z.B. weil es einen längeren Finanzierungszeitraum mit einem gerinfügig höheren Zinssatz anbietet) wesentlich teurer kommt als das andere Angebot. Auch unterscheidliche Dienstleistungsverträge, wie z.B. Schulungsleistungen für die zukünftigen Mitarbeiter des Betreibers, Gewährleistungsdienstleistungen oder die Frage, ob Preisangleichungsklausen vereinbart werden (z.B. als Ausgleich für die Inflationsentwicklung eines Landes während der Bauzeit eine Objektes) können dazu führen, das Angebote nicht eins zu eins vergleichbar sind....

      Ferner schau Dir doch die Reichtümer ehemaliger Staatsoberhäupter an. Wie kam wohl eine Familie Marcos auf den Philippinen, oder der Familienclan Rafdschanjani im Iran oder alle ehemaligen Diktatoren in Afrika zu Ihren Reichtum ? Nur durch Bestechung !

      Zu guter Letzt noch ein Hinweis. Wenn in einem Land wie Deutschland, dass sicherlich im internationalen Korruptionsverzeichnis im oberen Bereich angesiedelt ist, Korruptionsfälle wie IKEA oder dem Stadionbau von München vorkommen - und dies wahrscheinlich auch nur ein Bruchteil dessen offenbart, was in Deutschland an Bestechung abgeht, dann kannst Du Dir sicherlich vorstellen, wie hoch die Bestechungsquote in armen Entwicklungsländern ist ! Das traurige ist für mich nur, dass die Nutzniesser dieser Korruption immer die Selben sind und eben nicht der kleine Beamte in Alma Ata sondern der jeweilige Minister....

      Zu guter Letzt ein anderes Beispiel. Man kann sich z.B. die Frage stellen, wie der neue Job unseres ehemaligen Bundeskanzlers bei Gazprom zustande gekommen ist ! Rein nüchtern betrachtet kann man sich die Frage stellen, was eine Fa. Gazprom wohl veranlasst ein Beratungsvertrag mit Herrn Schröder abzuschliessen ? Fachliche Kenntnisse wohl kaum (es gibt bessere bzw. erfahrenere Kanzleien) -schon eher die Beziehungen von Herrn Schröder zu den deutschen bzw. europäischen Energiekonzernen. Wenn wir diesen Gedanken weiterspinnen und uns die Frage stellen, was für energiepolitische Entscheidungen Herr Schröder in seiner Amtszeit getroffen hat, die dem russischen Energiekonzern gefallen haben, würden mir so einige einfallen..... (ich sage nur: Gaspipline nach Deutschland, Verkauf von Ruhrgas, Blockierung der erneuerbaren Energien etc.) Somit könnte man versucht sein die Unterstellung aufzustellen, dass gewisse Entscheidungen, die im Vorfeld des Beratervertrages gefallen sind, die Voraussetzung für einen solchen Betratervertrag dargestellt haben könnten...... Beweise hat man halt nicht für eine solche Unterstellung - daher habe und würde ich auch eine solche Behauptung nie aufstellen ! :D
      Avatar
      schrieb am 02.05.08 11:07:33
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.008.693 von HeWhoEnjoysGravity am 01.05.08 12:02:36Nein, weil die Auftragserteilung an gewisse Baugenehmigungen, Bewillungsbescheiden etc. abhängig sind. Diese Bewilligungsbescheide, Genehmigungen von Staatsgarantien (die wiederrum im Haushaltsausschuss von Ministern genehmigt und im Staatshaushalt berücksichtigt werden müssen) erfolgen nicht ausschliesslich nach dem Motto: Der billigste Anbieter kriegt den Zuschlag ! Es spielen viele Gründe eine Rolle, die zu einer Zuschlagserteilung oder eben nicht erfolgter Zuschlagserteilung führen. Um auch ein politisches Beispiel zu nennen: Jeder Auftrag an ein ausländisches Unternehmen erzeugt auch Abhängigkeiten gegenüber dem Land des Exporteurs. Z.B. spielt nicht die mangelnde Konkurrenzfähigkeit amerikanischer Anlagenbauer (General Electric z.B.) oder amerikanischer Ölanlagenindustrie (Schlumberger etc.) dazu, dass die USA sogut wie nichts im Bereich des Maschinenbaus bzw. Anlagenhaus in den IRAN exportiert - es sind ausschliesslich poltische Gründe !

      Übrigens sind u.a. diese o.g. Baugenehmigungen, Genehmigungen der Staatsgarantien etc. oft die Ansatzhebel der Minister für die Notwendigkeit der Bestechung .....
      Avatar
      schrieb am 02.05.08 11:27:22
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.012.327 von monika1955 am 02.05.08 03:20:52Hi Monika,

      es geht Wilbi, und übrigens mir auch nicht, nicht darum Korruption gut zu heissen !

      Es geht uns vielmehr darum bei diesem Thema realistisch zu sein.

      Mich regt nur dieser Aktionismus rund um Siemens so auf ! Mich regt auf, Herrn v. Pierer als Kriminellen hinzustellen wobei alle wissen, dass es alle anderen namhaften Firmen in der einen oder anderen Weise, direkt oder indirekt auch machen ! Weisst Du wie mir dieses Thema vorkommt ? So wie das Thema Doping beim Radrennen! Beim ersten Fall von Doping ein riesen Aufschrei in der Öffentlichkeit und nach jahrerlanger Ermittlung die Erkenntnis, dass so gut wie jeder gedopt hat verbunden mit der Kernaussage: Ohne Doping wären diese Leistung nicht erzielt worden ! Mit anderen Worten: Nur wer gedopt hat konnte gewinnen und nur der Sieg zählte und das wussten unausgesprochen alle - einschliesslich die Zuschauer an den Strecken und am Fernseher !

      Umgemünzt in unserem Fall. Nur wer mehr oder weniger besticht, erhält Aufträge und erzielt Gewinne - und nur diese Gewinne interessieren die Aktionäre - das ist nunmal auch eine der vielen negativen Auswirkungen des Shareholder-Value-Gedankens !!!!

      Dies alles ist nunmal Fakt ! Wenn man das ändern will, müssen per Gesetz in diesen Abnehmerländern festgeschrieben werden, dass alle Aufträge öffentlich auszuschreiben sind. Ferner müsste die Auftragsvergabe durch unabhängige und namentlich nicht bekannte Dritte/Ausschuss erfolgen. Die jeweiligen involvierten Behörden müssten auf dieser Basis dann die Genehmigungen erteilen.

      Nur, eine solche Vorgehensweise ist ja nicht mal in Deutschland vorgeschrieben (bis auf das Ausschreibungserfordernis ab einer gewissen Höhe im öffentlichen Sektor)- wie können wir uns also anmassen, dies bei anderen Ländern zu fordern....
      Avatar
      schrieb am 02.05.08 11:31:35
      Beitrag Nr. 18 ()
      #15 Selbst hierzulande fühlt sich die freie Presse auch frei das Volk zu verböden oder irgendwelchen zweifelhaften Interessen zu dienen - bestenfalls können wir uns noch etwas auf die Meinungsfreiheit einbilden.

      Es ist doch gar nicht notwendig in den Zielländern öffentlich Werbung zu machen, z.B. könnte Siemens seine Angebote im Internet veröffentlichen (warum nicht? warum muss der Preis bei einem öffentlichen Großprojekt geheim sein? die Konkurrenz kann nicht einfach so die gleiche Leistung erheblich billiger anbieten und der Auftragnehmer kann auch immer mit Hinweis auf die Konkurrenz um einen Preisnachlass bitten).

      Zweck der Übung ist, dass es dann andere Unternehmen sehr schwer haben mittels Korruption schlechtere Qualität (relativ) teurer zu verkaufen. Alleine wenn ein Rechtfertigungsdruck erzeugt werden würde, wäre schon viel gewonnen.

      Sicher gibt es viele Ursachen für Korruption, aber es ist durchaus möglich die Korruption (Angebot und Inanspruchnahme) in Deutschland zu verbieten. Ich bin mir sicher, dass das Deutschland und auch den deutschen Unternehmen nutzen würde.

      PS: Gerhard Schröder (http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Schr%C3%B6der) macht eigentlich keinen schlechten Eindruck auf mich, ein paar kleine Fehler hat jeder.
      Avatar
      schrieb am 02.05.08 11:36:09
      Beitrag Nr. 19 ()
      #16 Du willst mir hier doch nicht etwas weismachen woll, dass Korruption unvermeidlich oder gar nützlich ist? Offensichtlich ist Korruption insgesamt schädlich (siehe diverse Beiträge hier) und daher ist es von Vorteil die Korruption zu bekämpfen. Wenn etwas einen Nutzen hat (Bekämpfung von Korruption) dann ist dies der stabiliere Zustand und dieser somit prinzipiell erreichbar und haltbar.
      Avatar
      schrieb am 08.05.08 16:51:11
      Beitrag Nr. 20 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.014.273 von HeWhoEnjoysGravity am 02.05.08 11:36:09Nur so ohne Wertung zur Info...

      Aktuell steht in der Zeitung, dass auch ALSTOM, einer der schärfsten Konkurrenten von Siemens, derzeit mit Bestechungs -bzw. Korruptionsvorwürfen zu kämpfen hat.....

      Ich lese daraus, siehe mein Vergleich mit dem Doping, und wie auch bereits von mir vermutet, dass Korruption weit mehr verbreitet ist als derzeit vermutet.......

      Bezugnehmend auf Deine letzte Mail hast bzw. willst Du mich nicht verstehen.......Für mich ist Korruption nicht nützlich....Es kotzt mich nur diese Scheinheiligkeit der Öffentlichkeit bzw. seitens des jetzigen Vorstandes von Siemens an, wenn Sie so "entrüstet" tun, was angeblich ein Herrn v. Pierer bei Siemens geduldet hat.....

      Ich sage Dir, man macht die ganze Aktion bei Siemens nur, um das Strafmaß der SEC (=Wertpapieraufsicht in den USA) möglichst gering zu halten..... um dann über kurz oder lang wieder zur Tagesordnung überzugehen.........

      Wer Korruption bekämpfen will, muß meines Erachtens in erster Linie bei den Auftraggebern ansetzen und nicht bei den Firmen, die um die Aufträge kämpfen... Ferner müsste man das Strafmass drastisch erhöhen. Wenn ich eine Bank überfalle und EUR 30.000 erbeute, komme ich für 20 Jahre in den Knast. Wenn ich mich bestechen lasse und über Jahre hinweg Millionen an EUR einstreiche, bekomme ich eine Bewährungsstrafe oder max. 3 bis 4 Jahre die ich bei guter Führung nach 1 Jahr abgesessen habe.....
      Avatar
      schrieb am 08.05.08 18:56:08
      Beitrag Nr. 21 ()
      #20 Ist mir klar, dass auch viele andere Bestechungsgelder zahlen.

      Um so größer der Imagevorteil, wenn Siemens damit aufhört.
      Wie schon gesagt, verringert eine Korruptionskultur die Produktqualität.
      => Siemens profitiert von einem Verzicht auf Bestechung.

      > Ich sage Dir, man macht die ganze Aktion bei Siemens nur, um das Strafmaß der SEC (=Wertpapieraufsicht in den USA) möglichst gering zu halten..... um dann über kurz oder lang wieder zur Tagesordnung überzugehen.........
      Hoffentlich nicht, das wäre sehr schade. Insbesondere, weil das nur möglich ist, wenn es nicht gelingt Deutschland zu reformieren (http://www.wallstreet-online.de/diskussion/1138605-1-500/mit…).

      > Wer Korruption bekämpfen will, muß meines Erachtens in erster Linie bei den Auftraggebern ansetzen ...
      Na, also wenn Siemens weder Bestechungsgeld anbietet noch auf Verlangen auszahlt, dann ist Schluss mit Korruption bei Siemens. Wir können hier nur in Deutschland anfangen, die anderen werden dann schon folgen.

      > Ferner müsste man das Strafmass drastisch erhöhen.
      Nö, das bringt wenig. Man muss die Kontrollen verschärfen, so dass Korruption quasi unmöglich wird. Ebenso wichtig sind gute Strukturen und Verfahren, die (auch eine interne) eine Kontrolle erleichtern. Trotz hoher Strafen gibt es auch Mord, der, sofern bewusst geplant, meist in der Hoffnung auf Straffreiheit begangen wird.
      Avatar
      schrieb am 08.05.08 20:11:23
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.014.172 von schulzse am 02.05.08 11:27:22"Hi Monika,

      es geht Wilbi, und übrigens mir auch nicht, nicht darum Korruption gut zu heissen !

      Es geht uns vielmehr darum bei diesem Thema realistisch zu sein."


      Das versteht leider unsere ewig unzufriedene Gutmenschentante nicht. Wenn man nur einen Tatbestand beschreibt oder ev. Beweggründe aufzeigt, warum Firmen das tun, dann gilt man gleich als Befürworter.
      Bei einigen ist Hopfen und Malz verloren.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 08.05.08 20:11:24
      Beitrag Nr. 23 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.014.172 von schulzse am 02.05.08 11:27:22"Hi Monika,

      es geht Wilbi, und übrigens mir auch nicht, nicht darum Korruption gut zu heissen !

      Es geht uns vielmehr darum bei diesem Thema realistisch zu sein."


      Das versteht leider unsere ewig unzufriedene Gutmenschentante nicht. Wenn man nur einen Tatbestand beschreibt oder ev. Beweggründe aufzeigt, warum Firmen das tun, dann gilt man gleich als Befürworter.
      Bei einigen ist Hopfen und Malz verloren.
      wilbi
      Avatar
      schrieb am 08.05.08 20:48:55
      Beitrag Nr. 24 ()
      #23 Klar bin ich mit Siemens und Deutschland unzufrieden. Zwar könnte immer alles noch schlimmer sein, aber es ist definitiv schlimm genug. Keine Frage, dass endlich was getan werden muss. Es wird einem doch wirklich leicht gemacht: in einem idealer Staat würde es allen besser gehen ... aufgrund besserer Haftbedingungen selbst den Verbrechern (die sich derzeit übrigens zum Glück noch nicht mit Sicherheit freikaufen können und manche, die es doch schaffen, müssen am Ende vielleicht sogar noch mehr bezahlen, wer weiß).

      Wobei ich in der Übergangsphase durchaus für eine pragmatische Rechtsprechung wäre:
      eine Rechtsprechung, die weniger harte Strafen als mehr die Verhinderung weiterer Schäden anstrebt.

      Sag' einfach ehrlich, dass du gegen Korruption und für deren effektive Bekämpfung bist ...
      ... und schon giltst du nicht mehr als Befürworter der Korruption.
      Avatar
      schrieb am 08.05.08 22:37:52
      Beitrag Nr. 25 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.002.336 von HeWhoEnjoysGravity am 30.04.08 14:54:10hier nochmal ein thread von mir
      wann werdet ihr endlich wach, es geht um eure gut bezahlten arbeitsplätze


      NEBEN GUTEN INGENIEUREN BRAUCHEN UNSERE FIRMEN AUCH SCHMIERGELDKASSEN

      SIEMENS
      Gewinn bricht um zwei Drittel ein
      Der Siemens-Gewinn ist im zweiten Geschäftsquartal um zwei Drittel eingebrochen. Vor allem missratene Großprojekte im Kraftwerksbau und der Zugsparte drückten auf das Ergebnis. Konzernchef Peter Löscher rechnet für das Gesamtjahr jetzt nur noch mit stagnierenden Gewinnen. ...mehr
      · Siemens: "Fehlverhalten in nahezu allen Bereichen"
      · Konzernumbau: Siemens verkauft Gigaset-Sparte

      ich habe bei mehreren konzernen in D als ingenieur gearbeitet und weiss wovon ich rede.
      ob ostasien, golfstaaten oder afrika, ohne schmiergeld geht nichts.
      die anderen europäer machen es uns vor.
      da stoppen regierungen sogar gerichtsverfahren im nationalen interesse.

      die einzige firma, die für aufträge (ausserhalb europas)schmiergelder ablehnte war die firma:
      HOESCH in dortmund
      vor ca 20 jahren beschäftigte die noch ca 40 000 menschen (mit subfirmen) die gutes geld verdienten.
      jetzt, nachdem thyssen sie gekauft und geschlossen hat, sind es noch ca 1200.
      die verantworlichen bei hoesch sahen damals so aus und dachten so wie unser beamten-hans-eichel.

      ps.
      ich rede nicht von steuerschmiergeldern wie bei trienekens, der die halbe spd in köln gekauft hatte,
      wo der verantwortliche richter dann eine akte vergessen hatte und dadurch das verfahren gegen ein bussgeld von ca 5 mio eingestellt werden musste
      oder vw-gewerkschaftlern, die entwicklungshilfe für die puffs in brasilien aus der firmenkasse gespendet haben
      Avatar
      schrieb am 09.05.08 13:16:23
      Beitrag Nr. 26 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.058.648 von HeWhoEnjoysGravity am 08.05.08 18:56:08Um so größer der Imagevorteil, wenn Siemens damit aufhört.
      Wie schon gesagt, verringert eine Korruptionskultur die Produktqualität.

      => Siemens profitiert von einem Verzicht auf Bestechung.

      Ich glaube, in diesem Punkt liegst Du (leider) komplett falsch..... Es in der Praxis extrem schwierig, mehrere vorliegende Angebote von verschiedenen Firmen objektiv vergleichen zu können.. Der eine hat eine längere Bauzeit, die anderen bieten gleich eine Finanzierung mit an, die Dritte und Vierte Firma hat unterschiedliche Leistungswerte (Produktionsausstoss etc.), die Maschine eines vierten Anbieters ist flexibler einsetzbar - was auch immer - derjenige, der am Schalthebel der Macht sitzt, sprich derjenige, der letztendlich den Auftrag erteilt, wird immer
      Gründe finden, warum er den Zuschlag für den Auftrag der einen oder anderen Firma erteilt hat....

      Was heisst Imagevorteil, wenn Siemens sagt, sie ist nicht bestechlich.....? Es besteht eher die Gefahr, dass Siemens bei Aufträgen nicht mehr zur Angebotsabgabe eingeladen wird, weil derjenige, der die Aufträge zuschiesst, weiss, dass Siemens nicht mehr bestechlich ist aber bestochen werden will.....Ich verweise hier nur auf die Ausführungen vom User rohrberg...

      Ferner glaube ich kaum, dass die Siemensaktionäre Verständnis dafür zeigen werden, wenn Siemens einen Einruch im Auftragseingang von 30 % im Kraftwerksbau im Jahre 2009 haben wird, z.B. gegenüber einen Anstieg im Auftragseingang bei Alstom um 20 %, nur weil Siemens sagen kann, die von Ihnen weniger an Land geholten Aufträge erfolgten ohne Bestechung........

      Ich kann nur sagen, dass ich in der Exportfinanzierung einer großen Bank arbeite. In den 80er Jahren wurden die Bestechungsprämien als Teil des Gesamtauftragswertes ausgewiesen und mitfinanziert. Teilsweise betrug dieser Betrag 20 % bis 30 % des Gesamtauftragswetes - jetzt auf einmal werden Sie nicht mehr ausgewiesen... Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass es deshalb keine Bestechung mehr gibt...Dafür gibt es "Beraterverträge" oder sonstige Unterstützungsleistungen.... Wie immer man das Kind auch nennt.......

      Schau Dir z.B. die, ich nenne es mal "politische" Bestechung, von chinesischen Firmen an.... Warum sind wohl chinesische Firmen in Afrika so erfolgreich ? Nicht nur weil Sie billiger sind !! Sondern, weil chinesische Firmen keinerlei politische Bedenken haben, was z.B. das Thema Umwelt oder Menschenrechtsverletzungen im jeweiligen Land angeht....
      Avatar
      schrieb am 09.05.08 14:22:24
      Beitrag Nr. 27 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 34.064.378 von schulzse am 09.05.08 13:16:23es geht hier nicht nur um siemens, sondern um
      alle weltweit bekannten konzerne in der EU[/b)]

      tony blair hat kurz vor seiner abwahl in GB noch einen prozess persönlich einstellen lassen bei dem es um bestechungsvorwürfe gegen eine britische firma ging.
      der grund war dass es um das wirtschaftliche interesse des staates, oder so ähnlich, ging.
      Avatar
      schrieb am 09.05.08 15:39:10
      Beitrag Nr. 28 ()
      #26 > Ich kann nur sagen, dass ich in der Exportfinanzierung einer großen Bank arbeite. In den 80er Jahren wurden die Bestechungsprämien als Teil des Gesamtauftragswertes ausgewiesen und mitfinanziert. Teilsweise betrug dieser Betrag 20 % bis 30 % des Gesamtauftragswetes
      Wenn das stimmt, dann heißt das, dass ein Unternehmen, das auf Korruption verzichtet, mindestens um 20% günstiger ist. Hinzu dürften viele weitere Synergieeffekte kommen, z.B. wenn auch interne Korruption und persönliche Bereicherung nicht mehr möglich ist. Das bedeutet, dass Siemens in beträchtlichem Umfang von einer sauberen Geschäftspraxis und besseren Kontrollen profitieren wird.

      Ich bin davon überzeugt, dass ein korruptionsfreies Siemens sehr viel erfolgreicher sein wird.

      > Warum sind wohl chinesische Firmen in Afrika so erfolgreich ? Nicht nur weil Sie billiger sind !! Sondern, weil chinesische Firmen keinerlei politische Bedenken haben, was z.B. das Thema Umwelt oder Menschenrechtsverletzungen im jeweiligen Land angeht....
      So kann es aber nicht ewig weitergehen.
      Wenn ein Meinungsumschwung kommt, könnte Siemens mehr Aufträge bekommen, als Siemens abarbeiten kann.

      Insbesondere, wenn einige auf die äußerst schwachsinnige Idee kommen sollten, an falschen Stellen zu sparen, d.h. z.B. dringend benötigte Mitarbeiter nicht einzustellen, anstatt falsche Strukturen (mangelnde Kontrollen) und Korruption abzuschaffen, um Geld zu sparen.
      Avatar
      schrieb am 19.05.08 14:38:25
      Beitrag Nr. 29 ()
      Vielleicht kann ja Siemens diese Idee irgendwie zu Geld machen (oder gab's die schon?):

      Man kann die benötigte Übertragungsbandbreite bei Bildtelefonie reduzieren, indem

      1) Sender und Empfänger ein identisches (virtuelles) universelles Modell eines Menschen haben.

      2) Der Sender in den ersten Sekunden vor dem Gespräch (z.B beim Verbindungsaufbau) die Modellparameter ermittelt, die das universelle Modell dem Sender möglichst ähnlich machen.

      3) Diese Modellparameter werden als erstes zum Empfänger übertragen, der damit ein Sender-Modell für die Anzeige erstellt. Gleichzeitig ermittelt der Empfänger die Modellparameter seiner selbst und überträgt sie zum Sender, der ein Empfänger-Modell für die Anzeige erstellt.

      4) Während dem Gespräch müssen nur noch Änderungen übertragen werden, wie z.B. Blickrichtung, blinzeln, Mundbewegungen, Kopfhaltung und in seltenen Fällen Modell-Updates (Brille runtergefallen).

      5) Das Modell könnte je nach CPU-Leistung unterschiedlich gut sein, d.h. bis hin zur Physikengine die die Haarpracht simuliert. Vorteile:
      - mehr Bandbreite für hochwertige Sprachqualität übrig,
      - höhere Aktualisierungsrate des Bildes,
      - Empfänger kann das Bild großformatig und doch relativ detailreich darstellen.

      Kurz gesagt: trotz weniger Bandbreitenverbrauch eine höhere und skalierbare Bildqualität.
      Avatar
      schrieb am 26.05.08 15:11:48
      Beitrag Nr. 30 ()
      Die Beichte des braven Siemens-Soldaten

      Er hat ausgepackt wie kein anderer: Ohne Reinhard S. hätte die Staatsanwaltschaft das komplizierte Korruptionssystem bei Siemens kaum durchschaut. Beim Prozessauftakt präsentierte sich der ehemalige Firmendirektor jetzt als bodenständiger und pflichtbewusster Angestellter.

      Hamburg - Bergeweise Akten hatte er zusammengetragen: Beraterverträge, Kassenausgabebelege, Buchungsbelege und sogar eine von ihm erstellte "Gesamtbilanz" übergab Reinhard S. den Ermittlern, als sie im November 2006 bei ihm klingelten. Ganze 38-mal ist der ehemalige Siemens-Direktor seither bei der Staatsanwaltschaft erschienen und hat die Papiere erklärt. Unentbehrlich seien diese Unterlagen im Laufe der Ermittlungen gewesen, um das Korruptionssystem bei Siemens verstehen zu können, so das Fazit der Münchner Staatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl.

      Trotzdem steht der "Pfadfinder durch den Siemens-Dschungel", wie ihn die "Süddeutsche Zeitung" beschreibt, seit Montag vor Gericht - und belastete zum Prozessauftakt seine Vorgesetzten schwer.

      Auf 185 Seiten werden dem 57-Jährigen die Veruntreuung von über 764.000 Euro vorgeworfen, in 58 Fällen sollen S. und seine Kollegen die Gelder von Siemens abgezogen haben, die dann für Schmiergeldzahlungen in Griechenland, Vietnam oder Saudi-Arabien eingesetzt wurden.

      Brisant ist das Verfahren aber vor allem aus einem Grund: Der kleine Mann mit dem kugeligen Bauch könnte der Kronzeuge der Anklage im größten Schmiergeldskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte werden. Denn der ehemalige kaufmännische Leiter der Telekommunikationssparte war 38 Jahre lang bei Siemens und kennt das System der Schmiergeldzahlungen wie kein anderer.

      "Lüg' nicht", ließ er ausrichten

      Und er ist äußerst redselig: Zwei Wochen und zwei Tage lang sollen die Vernehmungen gedauert haben, während denen S. den Ermittlern das Bild eines ausgeklügelten Systems aus Scheinfirmen und Strohmännern von den British Virgin Islands bis nach Dubai zeichnete. Er gab der Staatsanwaltschaft Tipps und nannte vor allem eins: Namen. "Lüg' nicht", ließ er anderen Beschuldigten ausrichten, wenn diese bei den Vernehmungen jede Mitschuld bestritten, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Manchmal soll er das den anderen Beschuldigten auch direkt gesagt haben.

      Das Verhalten passt zu dem bodenständigen Mann, der jahrzehntelang seinen Kopf hinhielt, der vom Lehrling über den Disponenten und Wirtschaftsplaner zum Direktor mit einem Jahresgehalt zwischen 150.000 Euro und 200.000 Euro aufgestiegen ist. Denn der Sohn eines Malers hat nie die Bodenhaftung verloren: Er wurde in der kleinen, bayerischen Stadt Erding geboren, ging dort auf die private Handelsschule und fing gleich nach der Schule bei Siemens an. Bis heute lebt er mit seiner Frau dort in einer Doppelhaushälfte, seine beiden erwachsenen Kinder studieren in München.

      Als er im Jahr 2004 bei Siemens ausschied, hatte er es zum Prokuristen gebracht, er konnte Zahlungen in unbegrenzter Höhe freigeben - was er auch munter tat. Doch selbst dabei ging es ordentlich zu: Wer "nützliche Aufwendungen" oder "Provisionszahlungen" - Tarnbegriffe für Korruptionszahlungen - zur Erlangung eines Auftrags brauchte, wer "Consultants" oder "Promotoren" belohnen wollte, der musste auch dafür ein Formular ausfüllen: "Grundsatzpapier Provision für Kundenaufträge" hieß dieses Papier, in dem das Auftragsland, das Projekt, der Wert und die Höhe der Provision angegeben werden mussten. Abgezeichnet wurde das Papier jeweils vom technischen und kaufmännischen Leiter, allerdings auf einem gelben Post-it-Zettelchen - denn die konnten bei Problemen schnell entfernt werden.

      Über die Jahre wurde S. nervöser

      1999 wurde die Bestechung von Amtsträgern im Ausland auch in Deutschland strafbar - und das schuf neue Probleme: Erstmals ermittelte die Staatsanwaltschaft Genf in einem Bestechungsfall in Nigeria, viele der Auslandskonten, über die bisher Gelder geflossen waren, mussten geschlossen werden. Es gab Krisengespräche bei Siemens: "Alle guckten auf mich", erinnerte sich S. bei der Vernehmung. Er entwickelte ein neues System aus Scheinberatungsverträgen, die Kollegen dankten es ihm heftig.

      Und doch: Der pflichtbewusste Mitarbeiter wurde mit den Jahren nervöser - und wütender. 2004 weigerte er sich laut "Süddeutscher Zeitung", eine Compliance-Erklärung zu unterschreiben. Einerseits habe man von ihm erwartet, "diskrete Zahlungen" zu vollziehen, andererseits sollte er versichern, nur legal zu arbeiten. Das habe er nicht mehr mitgemacht, soll er den Ermittlern erzählt haben. Irgendwann wollte S. nicht mehr in der Schusslinie stehen, drängelte und wurde schließlich mit einem Beratervertrag und einer Abfindung von Siemens entlassen.

      Doch da war es schon zu spät: Gegen S. und andere lief in Vaduz bereits ein Verfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche. Weil Siemens nicht bereit war, einen hochrangigen Manager dorthin zu schicken und zu seinen Gunsten auszusagen, entschied sich S., die illegalen Geschäftspraktiken offenzulegen. Allerdings nicht, ohne seine Kollegen vorher zu warnen: "Hi, nur zur Kenntnis (…) Ich werde ab morgen Fakten offenlegen (…) Vielleicht könnt ihr noch was tun, wenn nicht, dann werden wir halt ein großes Problem bekommen. Gruß", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" aus einer E-Mail, die er am Tag vor seiner Verhaftung an seine Kollegen schrieb. Ein pflichtbewusster Siemens-Soldat eben.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,555396,00.html
      Avatar
      schrieb am 26.05.08 20:15:35
      Beitrag Nr. 31 ()
      Multimillionen-Mann gesteht - und klagt an

      Hier mal eine Million, dort mal eine: Beim Auftakt zum ersten Siemens-Prozess versuchte der Angeklagte Reinhard S., das Schmiergeldsystem des Konzerns zu erklären. Ihm selbst seien die illegalen Zahlungen zuwider gewesen. Doch ohne einen wie S. hätte es die Affäre kaum gegeben.

      München - Seine Aufgabe wuchs Reinhard S. über den Kopf, das wird im Verhandlungssaal des Landgerichts München schnell klar. "Das ist so, wie wenn ein ICE mit 250 km/h auf einen Bahnhof zu rast", bricht es aus dem Angeklagten heraus. "Den können Sie auch nicht so einfach stoppen." Hilflos guckt er den Richter an, als suche er ein wenig Verständnis in dessen Blick.

      S. hat keine Krawatte angezogen, obwohl der legere Look nicht besonders gut zu dem kleinen Mann mit dem grauen Haar und der Metallbrille passt, ist sein Hemd oben offen. Er wusste wohl, dass ihm heiß werden würde. Der ruhige Bayer ist sichtlich nervös, muss sich oft räuspern, zupft sich dauernd am Ohrläppchen. Man mag kaum glauben, dass dieser unauffällige 57-Jährige der viel beschrieben "Herr über die schwarzen Kassen" ist.

      Doch Reinhard S., geboren am 9. Oktober 1950 in Erding, verheiratet, zwei Kinder und 38 Jahre lang bei Siemens tätig - von der Kaufmannslehre an - , soll eine tragende Rolle im größten Wirtschaftsskandal der deutschen Wirtschaftsgeschichte gespielt haben. Ein "großes Rad" sei er gewesen im Schmiergeldbetrieb bei Siemens, sagt der Münchner Oberstaatsanwalt Anton Winkler vor Prozessbeginn noch einmal. Veruntreuung in 58 Fällen wirft die Staatsanwaltschaft Reinhard S. vor. Er soll in der Festnetzsparte ein eigenes System schwarzer Kassen und Scheinberaterverträge aufgebaut und so über 50 Millionen Euro an Geldern für spätere Schmiergelder generiert haben.

      "Der muss es gewusst haben"

      Der Prozess ist der erste in der gigantischen Affäre, Zeugen mit großen Namen sind geladen: Ehemalige Siemens-Topmanager wie Heinz-Joachim Neubürger, Volker Jung und Thomas Ganswindt sollen aussagen, zudem der amtierende Finanzvorstand Joe Kaeser. Vor allem aber der Auftritt des langjährigen Grand Seigneurs des Konzerns wird mit Spannung erwartet: Heinrich von Pierer, Konzernchef von 1992 bis 2005, danach Aufsichtsrat bis 2007.

      Dementsprechend groß ist das Interesse am Verfahren. Denn weder gegen Pierer noch gegen einen anderen der inzwischen 300 Beschuldigten wurde bislang genügend Beweismaterial für eine Strafanzeige zusammengetragen. Bislang kam es lediglich zu einem Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Pierer und weitere Ex-Topleute. Es reiche nun einmal nicht für eine Anklage, "wenn Siemensianer sagen, der muss es gewusst haben", sagt Staatsanwalt Winkler vor dem Prozess. Vielleicht bringen ja die Aussagen in diesem ersten Prozess weitere Fakten zutage.

      Schmiergeldaufträge mit Post-its

      Reinhard S. zumindest ist gewillt, so viel Munition zu liefern, wie es nur geht. Denn bislang liest sich die Anklageschrift wie ein Freispruch für die früheren Konzernoberen. Nur S. und zwei seiner Untergebenen hätten die Details des Systems gekannt - und dem Kaufmann sei bewusst gewesen, dass "sein Verhalten und das seiner Mittäter von Siemens nicht toleriert, sondern lediglich von seinem direkten Vorgesetzten gedeckt wurde", heißt es in der Anklageschrift. S. habe "in eigener Machtvollkommenheit" entschieden, wer Gelder erhielt und wer nicht. Jetzt will S. zeigen, dass er eigentlich nur einer war, der gewissenhaft die Aufgaben erledigte, die ihm aufgetragen wurden - das ist seine Verteidigungsstrategie.

      "Um es klar zu sagen: Der komplette Bereichsvorstand war natürlich informiert, dass diese Tätigkeit von mir vorgenommen wurde", sagt S. zu seiner Verteidigung. Die Bereichsvorstände waren zu dieser Zeit unter dem Zentralvorstand angegliedert. Er sei auch immer davon ausgegangen, "dass das Thema im Zentralvorstand bekannt ist" - also auch bei Pierer.

      Egal, ob S. mit seinen Vorwürfen ein mildes Urteil bewirken kann- der Prozessbeginn am Montag zeigt vor allem eines: wie selbstverständlich und systematisch über Jahrzehnte mit Millionen und Aber-Millionen Aufträge und Informationen beschafft wurden - und welche groteske Bürokratie dahinter stand. Noch einmal erklärt S. mit monotoner Stimme das Auftragspapier für etwaige Schmiergeldaufträge: Die Unterschriften wurden auf gelben Post-its geleistet, die sich bei eventuellen Nachforschungen leicht abziehen ließen.

      Vor allem aber wird deutlich, dass es ohne einen wie S. nicht gegangen wäre: einen loyalen Siemensianer, seit Jahrzehnten dabei, mit "solidem Charakter", wie einer seiner Anwalt sagt. S. sei einer gewesen, "der mit jedem gut war, mit dem man sich auch an den Biertisch sitzen konnte", wie es ein früherer Siemensianer beschreibt, der früher zwei Ebenen unter S. arbeitete und an diesem Tag im Publikum sitzt. Warum S. da mitgemacht habe? "Es ging halt nicht ohne." War S. auch machthungrig? "Ne, nicht der S. Der wirkte immer eher im Verborgenen."

      "Man musste nicht sonderlich intelligent sein"

      Wenn man S. zuhört, wie er von "Dienstleistungen" spricht, von "nützlichen Aufwendungen" oder nur vom "Thema", möchte man die Beschreibungen glauben. "Zuwider gewesen" sei ihm der Wildwuchs, sagt er in einem Ton, als sei das vollkommen klar. Bei einem konspirativen Treffen in einem Gasthaus sei auch allen klar gewesen, dass sie Illegales taten. "Aber wir tun's nicht für uns, sondern für die Firma", habe man gedacht. Und er habe immer versucht, die Schmiergeldzahlungen herunterzufahren - den ICE zu bremsen. Als man ihn aber gebeten habe, die heiklen Aufgaben zu übernehmen, "gab es aus meiner Sicht keinen anderen Weg." Schließlich hätten Mitarbeiter im Ausland "gefährlich gelebt", wenn eingegangene Verbindlichkeiten von einem Tag auf den anderen gekappt worden wären. So spricht S. und guckt wieder den Richter an.

      So ganz will das Alles nicht zur Anklageschrift passen. Denn demnach legte S. Beamten-Fleiß an den Tag, um die Schmiergeldpraxis noch besser zu vertuschen. Wegen einer neuen Gesetzeslage wurde die einfache Abwicklung der dunklen Geschäfte über zwei Schwarzgeldkonten in Österreich zu heikel. Also begann S., wie er auch offen zugibt, über diverse Briefkastenfirmen und die Unternehmen eines befreundeten iranischen Geschäftsmannes Scheinberaterverträge abzurechnen. Hier mal 993.662,95 Euro für angebliche Beratungen zum chinesischen Telekommunikationsmarkt, dort mal 1,03 Milliarden Euro für das angebliche Aufzeigen neuer Geschäftsmöglichkeiten in der Ukraine. Das Geld wurde auf diversen Konten gesammelt - und bei Bedarf weiterverteilt.

      Das gigantische Betrugsszenario sei "keine große Kunst" gewesen, tut S. seinen Erfindungsgeist an diesem Tag ab: "Man muss nicht wahnsinnig intelligent sein, um so etwas zu erfinden."

      "Siemens zahlt alles"

      Die Schmierereien gerieten vollkommen aus dem Ruder. Der Ex-Siemensianer, der auch in der kaufmännischen Abteilung arbeitete, erinnert sich immer noch mit Erstaunen an die Autorechnung der Gattin eines Siemens-Auslandsbeauftragen. "Die hatte ich dann auf dem Schreibtisch. So nach dem Motto: Siemens zahlt alles."

      In diesem Fall wurde die Bitte den Berichten des Mannes zufolge zwar offenbar abgelehnt. Wenn aber Verbindungsleute aus Nigeria oder Libyen persönlich in der Münchner Siemens-Zentrale aufkreuzten, um sich für den Deutschland-Urlaub ein bisschen Geld abzuholen, wurden Ihnen nach SPIEGEL-Recherchen auch schon Mal ein paar Tausend Euro zugesteckt.

      2004 wurde auch die Lage für S. immer brenzliger. Denn zu diesem Zeitpunkt gab es bereits Ermittlungen in mehreren Ländern - und S. fühlte sich von seinen Vorgesetzten im Stich gelassen. Schließlich weigerte er sich, eine Compliance-Erklärung zu unterschreiben, die der Vorstand von Managern regelmäßig verlangte, um sich selbst von Schuld frei zu waschen. Es kam zum Eklat. Schließlich verließ S. das Unternehmen nach heftigem Hin- und Her mit einer saftigen Abfindung und einem Beratervertrag.

      S. war von Anfang an geständig, brachte der Staatsanwaltschaft kofferweise Akten, Rechnungen, Unterlagen. Vielleicht ist es auch das Gefühl, trotz seiner loyalen Dienste verraten worden zu sein, dass ihn zu seinen ausufernden Geständnissen in dem Prozess treibt. Ein Hauch von Rachelust mag den ehemaligen Buchhalter in den vergangenen Jahren gepackt haben.

      Ein früherer Siemens-Mitarbeiter im Publikum ist ob der umfassenden Geständnisse seines früheren Chefs trotzdem irritiert. "Dass der so viel sagt...", wundert er sich in der Pause. Ob er das als Mangel an Loyalität empfinde? "Ein bisschen schon."

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,555492,00.html

      Okay, klar ist es auch ein Mangel an Loyalität gegenüber Siemens.
      Aber es gibt höheres - ein Unternehmen ist nicht der Maßstab aller Dinge.
      Hier handelt es sich schließlich um ein ordentliches Gerichtsverfahren.

      Man kann davon ausgehen, dass die Aufklärung höchstwahrscheinlich nicht schaden, sondern gutes bewirken wird.
      Avatar
      schrieb am 02.06.08 17:08:53
      Beitrag Nr. 32 ()
      Ex-Bereichsvorstand belastet Neubürger schwer

      Schmiergeldzahlungen, Geheimkonten, Schwarze Kassen: In der Siemens-Schmiergeldaffäre gerät Heinz-Joachim Neubürger zunehmend unter Druck. Nach Aussage des früheren Bereichsvorstands Michael Kutschenreuter hat der einstige Konzernfinanzchef genaue Kenntnis von dem System gehabt.

      München - Eine glaubwürdige Erklärung, die die Aussagen entkräften könnten, fällt immer schwerer: Neubürger sei über das System der schwarzen Kassen in der ehemaligen Siemens-Telekommunikationssparte Com im Bilde gewesen, zitierte Staatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl am Montag vor dem Münchner Landgericht aus Kutschenreuters Vernehmung. Kutschenreuter, gegen den ebenfalls ermittelt wird, erschien nicht persönlich als Zeuge in dem Prozess. Nach Angaben der Ermittler versucht er derzeit in Dubai mit einem Immobilienfonds beruflich wieder auf die Beine zu kommen.

      Neubürger habe gewusst, dass Schmiergeldzahlungen gang und gäbe gewesen seien, zitierte die Staatsanwältin Kutschenreuter am vierten Verhandlungstag des ersten Prozesses gegen Beschuldigte in der Siemens-Korruptionsaffäre. Der Finanzchef habe Kutschenreuter damals sogar geraten, sich mit dem Chef der Kraftwerkssparte auszutauschen, um zu erörtern, wie dort "nötige Provisionszahlungen" organisiert würden.

      2003 seien den Wirtschaftsprüfern Bargeldzahlungen nach Nigeria aufgefallen, auf die sie Neubürger hingewiesen hätten, gab der frühere Bereichsvorstand laut Staatsanwältin an. Dazu habe es auch einen entsprechenden Vermerk gegeben, der neben Neubürger auch an den früheren Siemens-Korruptionsbekämpfer Albrecht Schäfer gegangen sei.

      Auch über die Schließung von zwei Geheimkonten in Österreich sei Neubürger informiert gewesen. Das Auffliegen dieser beiden Konten soll Anlass dafür gewesen sein, dass der angeklagte Reinhard S. ein System von Scheinberaterverträgen mit Tarnfirmen entwickelte, über das jahrelang Schmiergeldzahlungen abgewickelt worden sein sollen.

      Der Kollege der Kraftwerkssparte, der wegen Schmiergeldzahlungen an Mitarbeiter des italienischen Energiekonzerns Enel bereits verurteilt worden ist, habe sich aber verschlossen gezeigt. Neben Neubürger habe auch der Com-Spartenchef und spätere Zentralvorstand Thomas Ganswindt das System gekannt.

      Gegen beide Top-Manager gehen die Ermittler vor. Ganswindt hat nach Angaben von Bäumler-Hösl gestanden, über die Rolle des im Prozess angeklagten Reinhard S. informiert gewesen zu sein. Neubürger und sein Anwalt waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

      S. hat nach eigenen Angaben im Einvernehmen mit seinen Vorgesetzten ein System aus Scheinberaterverträgen aufgebaut und darüber rund 53 Millionen Euro für Schmiergeldzahlungen in schwarze Kassen geleitet. Insgesamt geht es in dem Skandal um dubiose Zahlungen von 1,3 Milliarden Euro, die im Ausland als Schmiergeld eingesetzt worden sein sollen. Die Affäre hatte den Elektrokonzern Siemens in eine tiefe Krise gestürzt. Der Prozess soll am Donnerstag fortgesetzt werden.

      02. Juni 2008, 15:23 Uhr
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,557181,00.html
      Avatar
      schrieb am 27.07.08 07:53:57
      Beitrag Nr. 33 ()
      Anwälte von Ex-Vorständen drohen Siemens mit Klage
      Siemens droht eine Schlammschlacht um die Schmiergeldaffäre: Falls der Aufsichtsrat Schadensersatzklagen gegen Ex-Zentralvorstände beschließt, wollen deren Anwälte zurückklagen. Wenn der Konzern wolle, könne er Krieg haben, sagte ein Rechtsberater dem SPIEGEL. ... http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,568278,00.html

      Meiner Meinung nach könnte man sich da ruhig irgendwie pragmatisch einigen. Wichtiger als die Bestrafung für vergangene Straftaten ist die Verhinderung neuer Straftaten. Das ganze System ist korrupt, man wird nie alle erwischen. Was man aber machen kann, ist an einer Verbesserung des Systems zu arbeiten und dabei muss man die wichtigen Dinge zuerst tun und darf sich nicht verzetteln. Anstatt Zeit und Energie mit den alten Vorständen zu verschwenden, sollte man sich lieber um bestehende Mißstände kümmern.
      Avatar
      schrieb am 28.07.08 20:28:30
      Beitrag Nr. 34 ()
      Ex-Siemens-Manager nur Rädchen im "System der Unverantwortlichkeit"
      http://www.heise.de/newsticker/Ex-Siemens-Manager-nur-Raedch…

      Mir scheint (allgemein, nicht auf Siemens bezogen), dass das derzeitige Unrechtssystem und die Korruption viele Ausreden erfindet, aber in Wirklichkeit nur (moralisch) korrupten und schlechten Menschen zu Geld verhelfen soll. Alles was sie dafür tun müssen, ist das System der Ungerechtigkeit und Korruption zu unterstützen.

      Bleibt die Frage, wozu das eigentlich gut sein soll, denn ein ordentliches und ideales System wäre so viel effizienter, dass man mit Leichtigkeit allen (auch Arbeitslosen) ein angenehmes Leben finanzieren könnte. Millionen geht es derzeit dreckig, weil ein paar Tausend Korrupte eine Villa haben wollen. Unglaublich. Wie konnte das nur passieren?
      Avatar
      schrieb am 29.07.08 09:33:47
      Beitrag Nr. 35 ()
      träumt weiter.
      die ersten entlassungen bei siemens sind erst der anfang.
      multi-kulti geht weltweit nicht ohne schmiergeld.

      vielmehr stört mich:

      für politische mandatsträger ist bestechung keine straftat mehr.
      das kostet uns steuerzahler richtig kohle.
      Avatar
      schrieb am 26.10.08 14:44:16
      Beitrag Nr. 36 ()
      Bahn droht ICE-Herstellern mit Regress

      Zwischen der Deutschen Bahn und den Herstellern der ICE-Züge könnte ein Rechtsstreit entbrennen. Die Bahn will Schadenersatz von den Unternehmen fordern, falls diese für die Probleme mit den Achsen verantwortlich sind. Die Bahn setzt viele der Züge derzeit nicht ein.

      "Wir werden Schadenersatzforderungen gegen die Industrie prüfen, denn wir sind auf absolut verlässliche Garantien angewiesen", zitierte die "Bild am Sonntag" Bahnchef Hartmut Mehdorn.

      Wegen Zweifeln an der Sicherheit der Achsen hatte die Bahn am Samstag fast alle 67 Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ ICE T mit Neigetechnik kurzfristig aus dem Verkehr gezogen. Deshalb mussten bundesweit mehr als 30 Zugverbindungen gestrichen werden, andere Strecken werden mit Ersatzzügen bedient, was wegen deren geringeren Geschwindigkeit aber zu Verspätungen führt. Für den Sonntag empfiehlt die Bahn, möglichst frühe Züge zu nehmen, und Verbindungen am Nachmittag oder frühen Abend wegen des starken Fahrgastaufkommens zu meiden.

      Mehdorn sieht in den Problemen mit den ICEs auch einen Imageschaden für Deutschland. Die jüngste Entwicklung, die eine Sicherheitsüberprüfung von vieler Züge notwendig macht, sei für den "Wirtschafts- und Technologiestandort sehr unerfreulich." Sicherheit sei und bleibe "unser höchstes Gut", sagte Mehdorn. "In diesem Punkt sind wir völlig kompromisslos und hoffen darauf, dass unsere Kunden dafür Verständnis zeigen."

      Warum die Achse des ICE "Wolfsburg" am 9. Juli brach und den Zug bei der Abfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof entgleisen ließ, steht noch nicht fest. Siemens hatte am Freitag versichert: "Wir haben die Züge nach Stand der Technik und nach geltenden Normen gebaut. Von den Aufsichtsbehörden wurden die Züge so genehmigt."

      Brief an Siemens-Zentralvorstand

      "Der Spiegel" berichtete am Samstag, Mehdorn beschwere sich in einem Brief an den für die Bahntechnik zuständigen Siemens-Zentralvorstand Heinrich Hiesinger. Der Bahnchef werfe den Herstellern Inkompetenz vor, nachdem sich das aus Siemens, Alstom und Bombardier bestehende Herstellerkonsortium am Freitag bei einer Krisensitzung in Berlin nach seiner Ansicht nicht auf verbindliche Aussagen über die Haltbarkeit und die Wartungsintervalle der ICE-Achsen festlegen wollte.

      Da den Herstellern "Informationen zu den Achsbelastungen angeblich nicht vorliegen", dränge sich die Frage auf, "nach welchen Kriterien sie diese Züge für uns entwickelt und geliefert haben", zitiert das Nachrichtenmagazin den Bahnchef. Dies "beunruhigt uns mindestens ebenso sehr wie die Reduzierung der Inspektionsintervalle".

      Besonders erbost sei Mehdorn darüber, dass die Hersteller offenbar noch "vier bis sechs Wochen" bräuchten, um verlässliche Angaben über die tatsächliche Haltbarkeit der umstrittenen Bauteile machen zu können, hieß es weiter in dem Vorabbericht. "Dies müssen wir als für uns völlig inakzeptabel zurückweisen."

      Chaos bleibt bislang aus

      Trotz des Ausfalls zahlreicher ICE-Verbindungen hielt sich das befürchtete Chaos auf den deutschen Bahnhöfen bis zum Samstagnachmittag in Grenzen. Der Ersatzfahrplan greife, und der Verkehr laufe stabil, teilte die Bahn in einer ersten Bilanz mit. Größere Probleme gebe es lediglich zwischen Berlin, Leipzig und München, wo es zu Verspätungen von bis zu 30 Minuten käme. Zwischen Frankfurt am Main und Leipzig verkehrten die Züge mit bis zu 15 Minuten Verspätung. Auf den Bahnhöfen, wo zusätzliches Personal eingesetzt werde, laufe der Betrieb weitgehend normal. http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/430506.ht…
      Avatar
      schrieb am 29.11.08 09:19:46
      Beitrag Nr. 37 ()
      Siemens setzt KPMG vor die Tür
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,593406,00.html

      Sehr gut.

      Ich empfehle Siemens dringend einen Rückzug von der US-Börse.
      Siemens soll sich so schnell (und günstig) wie möglich von der US-Börse zurückziehen.
      Siemens hat nur Nachteile von einem Listing an der US-Börse.

      Ein erster und unverbindlicher Schritt könnte eine ordentliche Nutzen-Risikoanalyse und die Erarbeitung einer Rückzugsstrategie sein. (alles imho)
      Avatar
      schrieb am 13.12.08 07:06:09
      Beitrag Nr. 38 ()
      Siemens muss in den USA 800 Millionen Dollar zahlen
      Siemens steht in der Schmiergeldaffäre offenbar unmittelbar vor einem Vergleich mit den US-Behörden. Gerichtsunterlagen zufolge soll der Konzern insgesamt 800 Millionen Dollar an die Börsenaufsicht SEC und das Justizministerium zahlen - dafür würden die Ermittlungen fallengelassen. ...

      ... Der Korruptionsfall hat Siemens bereits 2,5 Milliarden Euro gekostet. Am teuersten waren interne Ermittlungen durch Anwälte und Wirtschaftsprüfer, die auf Druck der SEC erfolgten. Dazu kamen Steuernachzahlungen für Beträge, die falsch verbucht und in schwarze Kassen geleitet wurden, sowie eine vom Münchner Landgericht verhängte Geldbuße für Korruptionsdelikte in der früheren Sparte Telekommunikation über 201 Millionen Euro. Insgesamt sind in den Jahren 1999 bis 2006 bei Siemens 1,3 Milliarden Euro in dunkle Kanäle geflossen. ... http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,596225,00.html


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