checkAd

    SAP: Wie geht es mit dem Software-Riesen weiter? - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum

    eröffnet am 06.07.00 14:15:50 von
    neuester Beitrag 06.07.00 17:38:48 von
    Beiträge: 2
    ID: 176.969
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 254
    Aktive User: 0

    SAP
    ISIN: DE0007164600 · WKN: 716460 · Symbol: SAP
    177,56
     
    EUR
    +0,48 %
    +0,84 EUR
    Letzter Kurs 20:02:02 Tradegate

    Werte aus der Branche Informationstechnologie

    WertpapierKursPerf. %
    1,0000+99.999,00
    52,10+323,58
    12,350+257,97
    0,5500+161,90
    5,2550+126,51
    WertpapierKursPerf. %
    171,15-26,20
    9.751,50-29,84
    1,1600-29,91
    8,5980-36,69
    5,2000-39,53

     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 06.07.00 14:15:50
      Beitrag Nr. 1 ()

      „Goldman Sachs hebt die Gewinnprognosen bei SAP an.“ Diese Meldung ließ gestern die Börsianer aufhorchen. Für den Anleger stand fest, dass diese Bewertung dem in den letzten Monaten arg gebeutelten Software-Unternehmen SAP (WKN: 716 463) einen guten Nährboden für eine positive Kursentwicklung bieten könnte. Doch kaum war die Empfehlung ausgesprochen, wurde sie auch schon wieder dementiert. Das Resümee des Analystenhauses fiel stattdessen zurückhaltender aus. Zur Zeit gebe es keinen Anlass zur Erhöhung der Prognosen, lautete das Fazit.

      Das durch diese Meldungen wieder aufkeimende Interesse an SAP und die Einschätzung des Analystenhauses Goldman Sachs haben wir uns zum Anlass genommen, den Walldorfer Softwarekonzern im Hinblick auf die Berg- und Talfahrten seines Aktienkurses während der letzten Monate näher unter die Lupe zu nehmen.

      1999 hatte das viertgrößte Software-Unternehmen der Welt neben der Wachstumsdelle in Japan merklich unter der sinkenden Bereitschaft der Unternehmen gelitten, vor der Jahrtausendwende in Betriebssoftware zu investieren. Nachdem sich der beliebte Titel bis Mitte Oktober 1999 konstant im Intervall zwischen 100 und 150 Euro bewegt hatte, sorgten im November vornehmlich zwei Aspekte wieder für Zukunftsfantasie: Einerseits sollte die lahmende Auftragslage im Software-Bereich mit dem erwarteten Ausbleiben des Jahr-2000-Bugs zum Jahresbeginn in einen neuen Auftragsboom umschlagen. Durch den sich zu der Zeit gerade erst langsam etablierenden geschäftlichen Austausch der Unternehmen über das Internet (B2B), für den SAP einen eigenen B2B-Marktplatz (my.sap.de) konzipiert hat, sollte SAP vom dem bereits bestehenden globalen Geflecht von Kundenbeziehungen profitieren. Diesem aufstrebenden Sektor wurden und werden für die kommenden Jahre überproportionale Wachstumsraten prognostiziert.
      Bis Mitte Januar 2000 kletterte der Titel nach rasantem Kurszuwachs um mehr als 100 Prozent auf 350 Euro.
      Doch noch schneller, als sie gestiegen war, fiel die Aktie innerhalb von zwei Monaten (März-Mai) knapp unter die 200 Euro-Marke und pendelt seitdem um 200 Euro.

      Wie hatte es nach diesen scheinbar so erfolgreichen Entwicklungen zu derartigen Rückschlägen kommen können? Was war schief gelaufen bei dem vielversprechenden Einstieg in den Bereich der B2B-Lösungen und dem damit in Zusammenhang stehenden Start in das Internet-Zeitalter?

      Diejenigen, die immer schon ein Auge auf den Walldorfer Software-Riesen geworfen haben, natürlich ganz zu schweigen von den Investoren und Aktionären, deren Gemütszustand in letzter Zeit von der „Fieberkurve“ der SAP-Aktie durchweg negativ beeinflusst wurde, kennen den Grund für ihre Talfahrt wahrscheinlich längst:

      Denn schon seit einiger Zeit sind vermehrt massive Vorwürfe laut geworden, dass der Konzern zu spät die Zeichen des längst angebrochenen Internet-Zeitalters erkannt und die kaufmännischen Programme Internet-tauglich gemacht habe.
      Viel zu lange hatte sich die Konzernführung auf den Lorbeeren ausgeruht, die ihnen die kaufmännische Bestseller-Software „R/3“, mit der Unternehmen sämtliche Daten von der Finanzbuchhaltung bis zum Personalmanagement erfassen und verarbeiten können, eingebracht hatte (Innerhalb der ersten fünf Jahre war der Wert der Aktien um sagenhafte tausend Prozent gestiegen).
      Nach dem Jahreswechsel und dem erwarteten Ausbleiben des Jahr-2000-Problems profitierten andere US-Firmen wie Oracle und Siebel von der vermehrten Nachfrage nach Internet-fähiger, kaufmännischer Software. SAP befand sich zu diesem Zeitpunkt mit seiner Internet-fähigen Software noch im Entwicklungsrückstand, und konnte am einsetzenden Aufschwung nicht teilhaben.

      Eine derartige Umstrukturierung der Produktpalette ist natürlich nicht als Trivialität zu bezeichnen, doch angesichts des rasanten Tempos der Internet-Branche hat SAP im Vergleich zu den kleinen und flexiblen Start-ups dieser Branche eher wie ein großer, behäbiger Mammut agiert. Scheinbar wollte man in der Konzernführung lange Zeit nicht war haben, dass ein Strukturwechsel vom traditionellen Anbieter kaufmännischer Software-Systeme zum modernen E-Commerce-Unternehmen für die weitere erfolgreiche Positionierung des Unternehmens auf dem Markt eher früher als später unabdingbar war.

      Im Frühjahr war das US-Tochterunternehmen von SAP im Silicon Valley zeitweilig regelrecht zum Topthema avanciert. Während der Börsenkurs weiter sackte, haben hunderte von Programmierern, Kundenberatern und Vertriebsspezialisten ihre Schreibtische bei SAP wie in einer Kettenreaktion verlassen, um bei Internet-Start-ups am Puls des Internet-Booms mitwirken zu können.
      Die Vorwürfe richteten sich gegen die deutsche Firmenzentrale in Walldorf, wo immer noch alle wichtigen Entscheidungen getroffen und fast alle Applikationen entwickelt werden.
      Als dann Vorstandssprecher Henning Kagermann kurz vor Ostern die Zahlen des ersten Quartals 2000 präsentierte, welches traditionell nie besonders stark war, musste dieses doch als eines der schlechtesten Ergebnisse der letzten zehn Jahre verbucht werden. Der Umsatz war nur um zehn Prozent auf 1,18 Mrd. Euro gestiegen. Außerdem war das für das Gros der Beschäftigten breit angelegte Mitarbeiterbonusprogramm STAR, welches sich nicht direkt mit einem echten Optionspaket im US-Stil vergleichen lässt, merklich zu Buche geschlagen. Der Gewinn vor Steuern (ohne Berücksichtigung der anteiligen Kosten für das Mitarbeiterbonusprogramm STAR) wuchs um 114 Prozent auf 334 Mio. Euro; einschließlich der STAR-Kosten verringerte sich der Gewinn vor Steuern um 45 Prozent auf 95 Mio. Euro. Das Konzernergebnis ging um 43 Prozent auf 56 Mio. Euro zurück. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese Zahlen nur zustande kamen, weil SAP Teile seines Venture-Portfolios im Wert von 238 Mio. Euro verkauft hatte.
      Zu diesem Zeitpunkt hatte die Aktie das Gröbste seiner Talfahrt bereits überstanden. Das schlechte Quartalsergebnis sorgte jedoch mit dafür, dass der Kurs noch einmal von rund 170 Euro um über 30 Euro fiel und im Mai mit 136 Euro sein vorläufiges Jahrestief erreichte.

      Mittlerweile hat SAP eine eigene Palette an Internet-Programmen auf den Markt gebracht und vertreibt diese zusammen mit der R/3-Software im Sinne der Dot.com-Marketing-Methode des Konkurrenten Oracle unter dem Namen „my.SAP.com“ (Vorbild: my.Oracle.com).
      Viele potenzielle Kunden wie beispielsweise General Motors, DaimlerChrysler, VW und die Deutsche Telekom haben sich bereits für die Lösungen von Konkurrenzunternehmen wie Ariba, Siebel, Commerce One oder i2 entschieden. Hier spielen die erheblichen Preisunterschiede zwischen den Konkurrenzprodukten eine große Rolle. Im Konkurrenzvergleich ist die SAP-Software generell teurer als die Internet-Lösungen der anderen Anbieter. Hinzu kommt, dass Firmen, die bereits mit der R/3-Software ausgestattet sind, für die neue Version der Software mit zusätzlichen Funktionen noch einmal tief in die Tasche greifen müssen. Ein einfaches Update täte es in diesem Fall nun sicherlich auch.
      Es sind aber auch erste Erfolge zu verzeichnen: Immerhin haben Branchengrößen wie BASF, Henkel und Nestlé das SAP-System gekauft.

      Im Juni wurde bekannt gegeben, dass SAP in Zukunft mit dem Internet-Pionier Commerce One, seinem bisher wichtigsten Konkurrenten, zusammenarbeiten wird. Auf diese Weise soll die auf Internet-Marktplätze spezialisierte SAP-Tochter SAPMarkets eingebunden werden.


      Was können Anleger und Investoren nun in Zukunft von SAP erwarten?
      Von ganz entscheidender Bedeutung wird in den nächsten Monaten sein, ob SAP noch rechtzeitig den Wandel vom traditionellen und „alt eingesessenen“ Sofware-Unternehmen zum „modernen“ E-Commerce-Unternehmen schafft. Zudem müssen die Unternehmen auf die Internet-Lösungen von SAP setzen und den Konkurrenzprodukten gegenüber vorziehen. Ausschlaggebend wird in diesem Zusammenhang sicherlich sein, dass sehr viele Unternehmen bereits seit langer Zeit mit der klassischen kaufmännischen Software „R/3“ von SAP arbeiten und mit dieser gute Erfahrungen gemacht haben.
      In den kommenden Monaten sollte man also gespannt sein, was sich in den Auftragsbüchern von SAP tun wird.

      Am Mittwoch hat Alla Gorelova, Analystin bei Sal. Oppenheim, im Gespräch mit wallstreet:online ihre Einstufung des SAP-Titels auf „akkumulieren“ bestätigt.
      Allgemein beurteilt sie die letzten Entwicklungen bei SAP als positiv. Derzeit möchte sie allerdings zuerst mehr Meldungen von Neuaufträgen sehen, bevor sie über eine Heraufstufung nachdenken würde. Außerdem möchte Alla Gorelova auch noch die zweiten Quartalszahlen abwarten, die für den 20. Juli erwartet werden.
      Die schwachen Zahlen des ersten Quartals dürfen ihrer Meinung nach nicht überbewertet werden. Die neuen Produkte seien noch nicht so angelaufen, und viele Firmen warteten im Konkurrenzvergleich erst noch auf die Referenzen der einzelnen Internet-Produkte.

      Für das zweite Quartal erwartet die Analystin einen Umsatz von 1,4 Mrd. Euro und einen Gewinn von 151 Mio. Euro (nach Abzug der STAR-Kosten).
      Im gesamten Geschäftsjahr soll eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum um ca. 22 Prozent auf 6,24 Mrd. Euro und ein Gewinn von 712 Mio. Euro (nach STAR) zu Buche schlagen. Gorelova hält diese Einschätzung eher für konservativ und schließt eine Korrektur nach Bekanntgabe der zweiten Quartalszahlen nicht aus.

      Derzeit gehört die SAP-Aktie zu den Verlierern des heutigen Börsentags, nachdem sie gestern die stärkste Kurssteigerung im DAX verbuchen konnte. Auf dem Frankfurter Parkett wird sie mit einem Minus von 1,83 Prozent zu 193,60 Euro gehandelt.

      Avatar
      schrieb am 06.07.00 17:38:48
      Beitrag Nr. 2 ()
      Brilliant!
      Wieso allerdings Reutters die angebliche Goldman-Sachs-Heraufstufung von SAP verbreitete, obwohl angeblich nichs `dran ist, weiss der Kuckuck. Offenbar arbeitet Goldm.Sachs doch daran. Wo Rauch ist, ist auch Feuer!


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.

      Investoren beobachten auch:

      WertpapierPerf. %
      -3,83
      +0,19
      +0,37
      -0,64
      -6,02
      +1,20
      +2,06
      -0,01
      -0,13
      +1,68
      SAP: Wie geht es mit dem Software-Riesen weiter?