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    Dr. Friedrich (Allianz/Dresdner) im Chat bei N-TV - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 10.08.02 00:24:32 von
    neuester Beitrag 12.08.02 21:06:52 von
    Beiträge: 10
    ID: 618.372
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      Avatar
      schrieb am 10.08.02 00:24:32
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ich habe mal den 23-Uhr-Chat bei ntv mitgeschnitten und mit einige Kommentaren versehen:
      ==========================================
      Willkommen im Live-Chat von n-tv.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Moderator :
      Guten Abend, liebe Chatter. Herr Dr. Friedrich ist nun bei uns - Sie können nun Ihre Fragen stellen...

      Klaus Friedrich :
      Hallo, ich freue mich auf Ihre Fragen!

      acegi :
      Guten Abend, Herr Friedrich. Welchen Dollar-Euro-Kurs sehen Sie mittelfristig, z.B. in einem Jahr?

      Klaus Friedrich :
      1,05 Dollar por Euro.

      Lars11 :
      Für wie wahrscheinlich halten Sie das Auftreten einer scharfen weltweiten Rezession wie zu Beginn der 90iger Jahre?

      Klaus Friedrich :
      Wahrscheinlichkeit erheblich unter fünfzig Prozent.

      Vermögensberater :
      Herrn Dr. Friedrich, glauben Sie wir haben an den Aktienmärkten, speziell Nasdaq aber auch Dow Jones, das Schlimmste überstanden, sprich wir sehen die Tiefstkurse der letzten beiden Wochen nicht mehr, oder geht es noch tiefer? Meine Meinung ist, wir konsolidieren die nächsen Tagen und dann geht es zunächst weiter aufwärts. Was glauben Sie?

      Klaus Friedrich :
      Wenn wir es nicht überstanden haben, sind wir - glaube ich - zumindest nahe am Boden.

      famoos :
      nabend ,wie sehen sie die aussichten der LV gesellschaften,im bezug auf aktienquote, verzins ungs garantie im hinblick auf stille reserven ungsungs garantien

      Klaus Friedrich :
      Auch ich lese Zeitung... In Deutschland haben die sechs Prozent über die Jahre eine magische Bedeutung erlangt, ungeachtet der Tatsache, dass durch das Verschwinden der Inflation der Realgehalt dieses Zinssatzes stark gestiegen ist. Das ist das eigentliche Problem der Lebensversicherungen. Nabend.

      Lars11 :
      Warum erheblich unter 50% Herr Friedrich eine scharfe Rezession, droht nicht eine Abwärtsspirale in Zusammenhang mit dem stürzen der Aktienmärkte, danke

      Klaus Friedrich :
      Danke für die Rückfrage. Ich glaube eben nicht, dass eine Spirale droht, sondern ich glaube - wie auch zum Beispiel die EZB oder der IWF - an eine, wenn auch moderate, Erholung der Realwirtschaft. Dies wird früher oder später die Aktienmärkte nach sich ziehen.

      Wohl eher später ...

      HlPPO :
      Die Wirtschaft in den USA hängt doch erheblich von der Entwicklung der Börse ab. Bringen weitere Zinssenkungen der Realwirtschaft überhaupt etwas oder wäre nicht ein Intervenieren der FED am Aktienmarkt für die Konjunktur effektiver (auch im Hinblick auf evtl. Schieflagen von Pensionsfonds)?

      Klaus Friedrich :
      Stimmt. Aber sie hängt auch von anderen Dingen ab, zum Beispiel der Immobilienkonjunktur, und die ist bisher recht gut gelaufen. Ich finde auch, dass es jetzt Risiken für die Fed gibt, bei weiteren Zinssenkungen. Aber ein direktes Intervenierren am Aktienmarkt gehärt einfach nicht zum Instrumentarium der Federal Reserve und würde wahrscheinlich vom Kongress auch nicht erlaubt werden.

      Da war er noch zuversichtlich, die Gemeinde für dumm verkaufen zu können ...

      ergo :
      Bleibt Aktien das attraktivste Investment/Altersvorsorgung für private Personen?

      Klaus Friedrich :
      Ich glaube ja. Allerdings ist das Problem immer der Zeitpunkt, der Entnahme. Wenn dieser in eine Baisse am Aktienmarkt fällt, leidet die Altersvorsorge. Es gibt aber Produkte, die im Aufbaustadium auf Aktien basiert sind und im Entnahmestadium zunehmend auf Festverszinsliche umgeschichtet werden. Somit reduziert sich das Risiko eines festen Entnahmetermins.

      almrausch :
      Herr Dr. Friedrich, es gibt ernstzunehmende Ansichten, dass der Boom im letzen Jahrzent in den USA lediglich auf manipulierten Statistiken beruht, bzw. die Berechnungsmethoden so modifiziert wurden, dass die Wirtschaft besser dasteht. Besonders das Wachstum der Produktivität sei ein Phantom. Was halten Sie davon?

      Klaus Friedrich :
      Ich persönlich nehme diese Ansicht nicht ernst. Das Wachstum der Produktivität erscheint mir sogar ohne Statistik einsichtig, wenn man nur einmal die Leistungsfähigkeit des durchschnittlichen Computers über die letzten zehn Jahre vergleicht. Natürlich ist keine Statistik harrgenau, und die Amerikaner haben sich geradce eine fast haarsträubende Revision ihrer GDP-Serie geleistet. Das irritiert, aber es führt nicht zum Verdacht von Manipulation.

      Ausgerechnet die Leistungssteigerung bei den Computern ist die Ursache für die statistischen Veränderungen ...
      http://www.schweizerzeit.ch1702wirtschaft.htm

      ANDREASFOC :
      Wie sollte man sich als Sparer in Aktien momentan verhalten, wenn permanent von weiteren Überbewertungen an Märkten die Rede ist und auch Deflationsszenarien gespielt werden? Besten Dank im voraus Herr Dr. Friedrich!

      Klaus Friedrich :
      Erstens: Im Aktienmarkt nur Geld anlegen, auf das man für eine Weile verzichten kann! Zweitens: Jetzt Aktien kaufen, und erst in fünf Jahren wieder hingucken!

      Ob er das für den japanischen Aktienmarkt vor 10 Jahren auch empfohlen hätte?

      famoos :
      dieEZB hat wohl nicht geholfen ,die börse zu stützen ,wie sie sagten ,die FED auch nicht?

      Klaus Friedrich :
      Die Fed hat den Dow jahrelang gestützt durch ihre Stützung des sogenannten Greenspan-Booms. Dies aber nur indirekt (über die Realwirtschaft). Wenn es nicht um die Realwirtschaft ginge, warum sollte eine Zentralbank den Aktienmarkt stützen? Im Augenblick, meiner persönlichen Meinung nach, ist der Dax eine gewisse Bedrohung für die realwirtschaftliche Entwicklung, und deshalb sollte die EZB sich bald zu einer Zinssenkung entschließen.

      Ob er das wirklich glaubt?

      almrausch :
      Der US-Konsument ist bis an die Halskrause verschuldet, hat keine Rücklagen. Wie soll er da die US-Wirtschaft retten?

      Klaus Friedrich :
      Wieso keine Rücklagen? Er hat die Immobilien, die durch die letzten Schwankungen hindurch sehr stabil gewesen sind. Er kann bei den verringerten Zinsen seine Hypothek refinanzieren und den Cash-out für Konsumzwecke verwenden. Aber Sie haben recht, die Zinsen sind schon so niedrig, dass das Ende der Fahnenstange in Sicht ist.

      So langsam kommt er auf die richtige Spur ...

      ergo :
      Die Amerikane haben viel Geld durch Aktien verloren. Werden die Amerikane in der Zukunft weiterhin in Aktienmarkt stark investieren wie bis jetzt?

      ChannelMaster :
      Es ist jetzt 23.30 Uhr.

      kurpfalz :
      einen schönen guten abend herr friedrich als volkswirt der dresdener bank würde ich gerne wissen warum der vvi ausgewogen aus ihrem hause ein solches defizit seit zwei jahren verbucht sitzen da die falschen manger am schreibtisch danke im voraus für die antwort

      Klaus Friedrich :
      In den vorausgegangenen Jahren haben die Amerikaner aber auch viel Geld durch Aktien gewonnen. Ich glaube, die Amerikaner, besonders die Institutionellen, wie z. B. Pension Funds, werden weiter auf die Aktie setzen.

      Klaus Friedrich :
      Grüße zurück, Kurpfalz! Ich möchte mich auch nicht vor einer schwierigen Frage drücken. Es ist fast unmöglich, einen Fonds vor Verlusten zu bewahren, in einem Umfeld, in dem der gesamte Markt in die Knie geht. natürlich gibt es Unterschiede, und dazu haben wir die Benchmark. Ich kann Ihnen versichern, dass unsere Manager ihr Bestes tun und sich der Tatsache bewusst sind, dass Sie als Kunde zwischen einer Vielzahl von Institutionen wählen können.

      Oder in Goldminen investieren sollen ...

      Polo1975 :
      Sie sprachen gerade den Immobilienmarkt an. Wird die Entwicklung an den Aktienmärkten sich nicht irgendwann auch in fallenden Immobilienpreisen widerspiegeln? Kann eine solche Abkoppelung der Märkte langfristig Bestand haben?

      Klaus Friedrich :
      Gute Frage, Polo. Wie ich bereits sagte, ist der Pferdefuß an der Geschichte die mögliche Erwartung von dem Ende der Zinssenkungen. Man sieht auch zur Zeit erste Schwächezeichen im Immobilienmarkt. Wenn also das Wachstum schwach bleibt, die Fed ihre Munition verschossen hat, könnte Ihr Szenario durchaus eintreten.

      Gut erkannt ...

      gigi0815 :
      Sehr geehrter Herr Friedrich! Wie Sie in der Call-In-Sendung erwähnten glauben sie nur an ein Problem in Sachen Cost/Income-Ratio in der europäischen Bankenlandschaft, anders als bei den japanischen Banken Anfang der 90er Jahre. Ein weiteres Problem der Japaner wareb die schwachen Immoblienmärkte. Wie schätzen sie die Lage in D. bzw. Euroland ein? Vielen Dank

      Klaus Friedrich :
      Nur weil ich nur von Cost-Income-Ratio gesprochen habe, ist das immer noch ein sehr großes Problem für uns. Aber wir haben erstens weit weniger notleidende Kredite als die japanischen Banken und zweitens keine systematische Schwäche in unseren Immobilienmärkten. Insofern bleibt das Banksystem stabil und funktionsfähig.

      Schmauff :
      Sie fordern eine baldige Zinssenkung durch die EZB - wenn man sich heute Japan anschaut, scheinen Zinssenkungen auch nicht immer die Lage zu verbessern.

      Klaus Friedrich :
      Noch sind unsere Kurzfristzinsen über drei Prozent, die japanischen sind bei Null. Man kann also noch lange nicht von japanischen Verhältnissen reden..

      Keine Antwort ist auch eine ...

      Vermögensberater :
      Wird das Bild des US-Konsumenten nicht etwas falsch dargestellt, meines Wissen fließen dort auch die Imobilienkredite mit ein? Allerdings wären wir hier auch gleich beim Thema: Stimmt es, dass in USA durch den Immobilienboom der letzten 15 Jahre, mittlerweile die Objekte bis zu 140$ beliehen werden, nach dem Motto, in ein paar Jahren ist das Haus sowieso mehr wert... könnte nicht hier die wirkliche Bedrohung für den Markt stecken, falls der Immobilienmarkt kippt, und die Banken ihre Sicherheiten für gegebenen Kredite schwinden sehen... ?

      Klaus Friedrich :
      Das sehe ich auch so.

      Der wird ja richtig mutig ...

      idi :
      Brasilien hat diese Woche einen namhaften IWF-Beiostand bekommen. Ist damit ein Flächenbrand in Lateinamerika gebannt?

      Klaus Friedrich :
      Ich würde sagen, gebannt ist ein anspruchsvolles Wort. Sicherlich nicht für alle Zeiten, denn Strukturprobleme wie zum Beispiel Brasiliens hohe Verschuldung relativ zu den Exporterträgen werden auch durch diesen Kredit nicht behoben. Dennoch, ein Großteil der so genannten Brasilienkrise ist nicht durch Brasilien verschuldet worden, und wenn der IWF Kredite macht, ist hier die richtige Stelle.

      Neues Thema und erstmal wieder an der Frage vorbei geantwortet ...

      Roald :
      Guten Abend Herr Friedrich, wie sehen Sie die Entwicklung des Ölpreises in den nächsten Monaten, unabhängig von einem Krieg im Nahen Osten? Danke

      Klaus Friedrich :
      Es wäre schön, wenn man diese Unabhängigkeit in der Tat zugrundelegen könnte. Aber, um Ihre Frage zu beantworten, die meisten Schätzungen zeigen unter Voraussetzung normaler Umstände einen Rückgang der Ölpreise in die Gegend von 20 Dollar. Wie gesagt, unabhängig von ...

      Moderator :
      Wir haben noch eine ganze Reihe von Fragen, bitten abe schon mal um Verständnis, dass wir nicht mehr alle schaffen werden. Herr Dr. Friedrich muss morgen wieder in Frankfurt sein und möchte natürlich bis dahin auch noch ein paar Stunden schlafen...

      vfervers :
      Guten Abend, Herr Dr. Friedrich. Welche Begründung hat Ihre Feststellung, daß sich das amerikanische Handelbilanzdefizit in Zukunft negativ auf die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft auswirkt? Ein Handelsbilanzdefizit bedingt einen Nettokapitalimport (da die Rechnungen ja in inländischer Währung bezahlt werden müssen), der doch zeigt, daß die ausländischen Käufer Vertrauen in die Wirtschaftskraft haben. Die BRD mit ihrem Leistungsbilanzüberschuß war in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich ähnlich gesund wie die USA mit ihrem Leistungsbilanzdefizit. Vielen Dank.

      Klaus Friedrich :
      Natürlich kann man eigentlich von einem Ungleichgewicht (der Leistungsbilanz) nicht sprechen, wenn dieses Defizit nur zu freiwillig vom Ausland finanziert wird. Das haben wir erlebt in den Zeiten des starken Dollars. Was sich geändert hat, ist das VErtrauen der ausländischen Käufer in die Wirtschaftskraft der Vereinigten Staaten, und damit wird das Defizit zum Problem.

      Vertrauenskrise, sehr richtig erkannt ...

      ergo :
      Vielen Dank, Herr Dr.Friedrich!

      almrausch :
      Herr Dr. Friedrich, Ihnen sollte doch die Funktion des Kredites für Brasilien bekannt sein. Was passiert mit dem Geld?

      Klaus Friedrich :
      Der Kredit für Brasilien wird mit aller Wahrscheinlichkeit entweder nie angerührt oder wenn, dann vorzeitig zurückgezahlt werden. Er ist eigentlich nur eine Vertrauenserklärung der internationalen Finanzwelt. Hier wird Munition geliefert für ein Gefecht, dass in aller Wahrscheinlichkeit nicht stattfinden wird, weil es die Spekulation gegen die brasilianische Währung von vornherein aussichtslos macht.

      Genau, der Kredit dient nur zur Stützung von JPM und Konsorten ...

      Moderator :
      Nun müssen wir leider zum Schluss kommen...

      Klaus Friedrich :
      Liebe Chat-Freunde, es tut mir Leid, dass ich nicht alle Fragen beantworten konnte. Und ich gebe zu, von Gold verstehe ich rein gar nichts - sorry Almrausch! Ich wünsche Ihnen einen guten Abend!

      Mit dieser Historie will er nichts von Gold verstehen???
      Dr. Klaus Friedrich ist Chefvolkswirt der Allianz Gruppe und der Dresdner Bank. Er berät die Vorstandsvorsitzenden und die Vorstände der Allianz Gruppe und der Dresdner Bank in volkswirtschaftlichen Fragen. Dazu gehören Analysen und Prognosen zum Verlauf der deutschen und internationalen Wirtschaft sowie die Beurteilung von Länder- und Branchenrisiken.

      Friedrich studierte in Bonn und Heidelberg und promovierte an der amerikanischen Cornell Universität. Er war Professor für internationales Finanzwesen an der Pennsylvania State Universität. Vor seinem Eintritt in die Dresdner Bank war Friedrich außerdem beim Board of Governors der U.S. Federal Reserve und danach als Direktor für Europa beim Institut of International Finance, jeweils in Washington, tätig.


      cyas
      Avatar
      schrieb am 10.08.02 01:11:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      danke für die mühe, die aussagen sind beeindruckend! der chefvolkswirt hat keine ahnung von gold - und morgen steigt der dax auf 10.000.

      gut nacht - allianz - und alle
      svc
      Avatar
      schrieb am 10.08.02 03:00:05
      Beitrag Nr. 3 ()
      Der IWF- Kredit von 30 Milliarden wird in seiner Bedeutung nicht so richtig gewürdigt.

      Vor allem wird nicht gewürdigt die sensationelle Höhe des IWF- Kredites, die Bedeutung dieser Höhe.

      Das war ein Schuß in den Arm aller großen Geldhäuser der westlichen Welt, die sonst zur Unzeit mit Abschreibungen belästigt worden wären.

      Jetzt bleibt der 11. September, der die Börse zum Flattern bringen könnte.

      Und es bleibt der krieg gegen Iraq.

      Ich tippe darauf, daß die Weltwirtschaft im Moment einen krieg gegen Iraq nicht verkraften würde, sie ist zu labil. Bush pokert. Und die Reaktion von Saddam Hussein hat erkennen lassen, daß dieser weiß, er ist im Moment sicher.

      Es ist im Moment ein Krieg der Worte.

      Wie schwach es im Moment aussieht, kann man daran ablesen, daß in den USA eine Forderung nach Zinssenkungen um weitere 0,75 % diskutiert wird. Bei diesem ohnehin geringen Zinsniveau ist eine Forderung nach weiterer Absenkung in dieser Größenordnung eigentlich ein negatives Zeichen für den Markt.

      Überraschenderweise hatte der Euro darauf mit einer Abschwächung reagiert. Es floß also Geld in die USA, obwohl zu dem Zeitpunkt der IWF- Kredit noch nicht gewährt war, und eigentlich die verringerte Zinsspanne zwischen USA und EU dazu hätte führen sollen, daß Geld aus den USA abfließt.

      Tatsächlich wurde das Geld in den USA positioniert, um den derzeitigen US- Börsenaufschwung mitzunehmen.

      Das kann nur so interpretiert werden, daß die Banken und Institutionellen vorab wußten, daß der IWF in Brasilien in nennenswerter Weise reingeht, und daß sich daraufhin die Sorgen, vor allem der US- Bankhäuser, relativierten würden.

      Ich gehe dann weiter davon aus, daß dieses Insider- Wissen im Moment auch eine zutreffende Einschätzung über die Wahrscheinlichkeit eines neuen Golf- Krieges abdeckt.

      Wird in den USA tatsächlich das Zinsniveau weiter abgesenkt, oder gewinnt der Euro aus anderen Gründen an Stärke, so wird als Folge hier in Europa das Wirtschaftswachstum erheblich erschwert. Auch wenn wir nur noch 20 % in die USA exportieren.

      Diese US- Zinssenkung erfüllt nämlich nicht die Funktion, ein Gleichgewicht auf dem Geldmarkt wiederherzustellen, es erfüllt vielmehr die Funktion, den Ereignissen nachlaufend die wegbrechende Kaufkraft der Konsumenten aufrecht zu erhalten. Die Last der hohen Konsumentenverschuldung zu lindern.

      Eine sterbende Konjunktur mit billigem Geld anzukurbeln, das hat schon in Japan nicht funktioniert. Die Konsumenten dort haben sich durch niedrige Zinsen nicht zu neuem Konsum anstacheln lassen. Japan rauschte in eine Krise.

      Es ist eine Glaubenskrise, eine psychologische Krise, in der die USA reinzuschliddern droht. Es ist keine monetäre Krise.

      Senkt die FED im Herbst die Zinsen, so ist das also aus meiner Sicht ein schlechtes Zeichen.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 10.08.02 07:51:48
      Beitrag Nr. 4 ()
      Eine Zinssenkung kann nur den Zweck verfolgen, dass das unausweichliche Platzen der Immobilienblase weiter hinausgezögert wird.

      Es soll eine weitere Refinanzierungsrunde ausgelöst werden, vielleicht in der vagen Hoffnung, dass es reicht, bis andere Faktoren (welche?) zu mehr Nachfrage führen.

      Ich habe leider die Fundstelle nicht mehr, kann mich aber erinnern, dass ich irgendwo gelesen habe, das AG als derjenige in die Geschichte eingehen will, eine Rezession mit geldpolitischen Mitteln verhindert zu haben.

      cyas
      Avatar
      schrieb am 10.08.02 08:27:16
      Beitrag Nr. 5 ()
      @sep

      voll auf den Punkt gebracht

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      Avatar
      schrieb am 10.08.02 10:14:25
      Beitrag Nr. 6 ()
      Der "Markt"er- wartet doch bereits am Dienstag die lustige Zinssenkung von 25-75 BP, so quatscht doch die Journaille bereits in den Medien.
      J2
      Avatar
      schrieb am 10.08.02 10:40:55
      Beitrag Nr. 7 ()
      #3 Eine sterbende Konjunktur mit billigem Geld anzukurbeln, das hat schon in Japan nicht funktioniert. Die Konsumenten dort haben sich durch niedrige Zinsen nicht zu neuem Konsum anstacheln lassen. Japan rauschte in eine Krise.

      Da ist ein großer Denkfehler.Man kann die Konsumenten in Japan nicht mit denen in Amerika vergleichen.

      Grüße Talvi
      Avatar
      schrieb am 10.08.02 13:14:08
      Beitrag Nr. 8 ()
      Die Anleihen von Schwellenländern bleiben trotz IWF-Gelder riskant

      Weiter politische Unsicherheit in Brasilien / Argentinien kündigt erste Gespräche über Umschuldung an


      rac./mos. FRANKFURT/BUENOS AIRES, 9. August. Die Freude an den Anleihemärkten über die Finanzspritze des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Brasilien ist am Freitag der Nachdenklichkeit gewichen. Aufgrund von Gewinnmitnahmen gaben die Kurse vieler Schwellenländer-Anleihen wieder etwas nach. "Es sind noch immer Zweifel im Markt", hieß es. Zwar wurde die Finanzhilfe weiterhin als sehr positives Signal eingeschätzt, zumal sie mit 30 Milliarden Dollar deutlich größer als erwartet sei. In der Folge hatten sich die Renditeaufschläge nicht nur für Brasilien, sondern für Schuldnerländer in der ganzen Welt verringert. Experten warnen aber davor, die psychische Wirkung der Finanzspritze für Länder wie die Türkei zu überschätzen. "Die Situation hat sich nicht fundamental geändert", hieß es.

      Anleihestrategen verwiesen zudem auf die verbleibenden Risiken in Brasilien, die vor allem mit der politischen Unsicherheit im größten lateinamerikanischen Land zusammenhingen. Zweifel an der wirtschaftspolitischen Solidität der in Umfragen führenden Anwärter auf das Präsidentenamt, Ciro Gomes und Luiz Inacio Lula da Silva, belasten die Märkte weiter.

      Die kräftigsten Kurssprünge hatten am Donnerstag brasilianische Staatsanleihen gemacht, die schon in naher Zukunft fällig werden. Bei diesen liege die Ausfallwahrscheinlichkeit nun nahe Null, urteilten Experten. Der Kurs der im März nächsten Jahres auslaufenden brasilianischen Euro-Anleihe stieg auf fast 95 Prozent. Auf dem Höhepunkt der Krise Ende Juli hatte die Anleihe noch unter 80 Prozent notiert. Auch länger laufende brasilianische Staatsanleihen verzeichneten Kursgewinne. Sie notieren aber noch immer auf Niveaus, die erhebliche Unsicherheit implizieren. Zum Beispiel liegt die im Februar 2010 auslaufende Anleihe mit einem Zinskupon von 11 Prozent, die Ende Juli unter 40 Prozent gerutscht war, noch immer bei nur 55 Prozent. Daraus errechnet sich eine Rendite von rund 25 Prozent, was noch immer ein hohes Risiko widerspiegelt. Experten mahnen denn auch weiter zur Vorsicht. Benjamin Kirchhoff von der Hamburgischen Landesbank empfiehlt risikoaversen Anlegern, das gestiegene Kursniveau zum Ausstieg zu nutzen. Auch Mauro Toldo von der DZ Bank verweist auf die politische Unsicherheit, rät aber, brasilianische Eurobonds vorerst zu halten.

      Für das größte Sorgenkind der Region, Argentinien, sehen die Experten auch weiterhin wenig Hoffnung. Die Finanzhilfe des IFW sei als vertrauensbildende Maßnahme zu interpretieren, meint Kirchhoff. Dies könne Brasilien helfen, weil die Krise des Landes eine Vertrauenskrise sei. Argentinien aber stecke in einer tiefen strukturellen Krise. "Kein IWF-Geld der Welt kann das wiederherstellen", sagte Kirchhoff.

      Unterdessen hat der argentinische Wirtschaftsminister Roberto Lavagna angekündigt, Ende dieses Jahres Verhandlungen mit seinen Gläubigern über die Restrukturierung der Staatsschulden aufzunehmen. Zuvor müsse aber ein Abkommen mit dem IWF abgeschlossen werden, sagte Lavagna. Der Minister glaubt, schon in den nächsten Wochen eine Einigung mit dem Währungsfonds erzielen zu können. Volkswirte der Dresdner Bank sind skeptisch: Es sei unwahrscheinlich, daß die Umschuldungsverhandlungen vor den argentinischen Präsidentenwahlen im März 2003 beginnen könnten. Es werde der Regierung schwerfallen, weitere Fiskalreformen und andere vom IWF vorgeschlagene Maßnahmen vor den Wahlen umzusetzen. Dies werde ein Stolperstein für die Verhandlungen mit dem Währungsfonds bleiben.

      Argentinien hatte Anfang dieses Jahres die Bedienung seiner Anleiheschulden ausgesetzt. Argentinische Anleihen gelten zu den gegenwärtigen Kursen von 20 bis 30 Prozent des Nennwerts immer noch als überbewertet. Die Preise würden noch in die Nähe von 10 Prozent des Nennwerts fallen, glauben Anleihespezialisten der Deutschen Bank.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.08.2002, Nr. 184 / Seite 17
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 12:06:38
      Beitrag Nr. 9 ()
      nochmals zu #3

      habe am Wochenende die Kommentare zu USA durchgelesen, eine Zinssenkung in den USA würde als ein Indiz für einen Mangel an Vertrauen gewertet, also als ein negatives Zeichen. Demnach sollte sich die FED mit einer Zinssenkung zurückhalten.

      Wenig hingegen habe ich gefunden zu den Hintergründen, die uns in der vergangenen Woche einen kleinen Börsenaufschwung gebracht hatten.

      Es war der Riesen- Kredit des IWF an Brasilien, der sicherstellte, daß das dort im Risiko stehende Weltbankensystem nicht in die Schieflage gerät. Praktisch alle großen Banken sind in Brasilien engagiert.

      Der IWF hat die Banken rausgehauen, er hat Brasilien aus Eigennutz geholfen.

      Diese Entlastung hat in den Bankenvorständen, die von der Kreditgewährung natürlich eher erfahren haben als wir, den Weg freigemacht, die Aktienmärkte wieder hochzuziehen.

      Damit die dann wieder Material an uns zu etwas (für sie) günstigeren Konditionen abgeben können.

      Ich sehe weltweit nicht einen einzigen Sektor, der den tournround geschafft hat, ich sehe keine einzige Innovation, auf der sich ein neuer Aufschwung gründen ließ.

      Dagegen sehe ich eine angeknickte Psychologie, die immer mehr zu Mutlosigkeit führt.

      Sowie latent vorhandene Spannungen ( Irak, Taiwan) mit einer drohenden Auswirkung auf den Ölpreis, also die Energiekosten.

      Der IWF- Kredit, seine gigantische Größe, seine dagegen fade offizielle Begründung, das ist an unserer kritischen Wahrnehmung vorbeigegangen.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 21:06:52
      Beitrag Nr. 10 ()
      "Dagegen sehe ich eine angeknickte Psychologie, die immer mehr zu Mutlosigkeit führt."

      Ja, diese Aussage passt ja auch zur Threadüberschrift.
      Gucke diese Comedy-Telefonaktion-Sendung ja nur gelegentlich, aber noch nie habe ich so verzweifelte Zuschauerfragen mitbekommen. ("Deflation? Dann Hyperinflation, LV-Krise,Bankenkrise (Antwort war hier: nur im operativem Bereich, aber nicht fundamental. Hmm, die Kurseinbrüche im Finanzsektor sprechen eine eigene Sprache)
      Immobilienblase, Lateinamerikakrise, kann ich überhaupt irgendetwas kaufen?
      (dass die Goldminen eine gute Chance haben, sich in diesem Umfeld zu behaupten, hat er natürlich nicht gesagt, wusste es vielleicht auch nicht)

      Ansonsten stimme ich zu: Beim plötzlichen Börsenanstieg vom letzten Mittwoch war der Kredit durchgesickert.
      Über die Tatsache, dass die radikalen Zinssenkungen der FED bislang nichts gebracht haben (was zuletzt in der WWK der Fall war), wird auch nicht viel berichtet. Das Thema wird auch noch verstärkt aufkommen, wenn die Senkung erneut verpuffen wird.


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