Agenda 2010 !!! - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 02.07.03 10:50:15 von
neuester Beitrag 02.07.03 20:31:30 von
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Das Leben 2010...
Es ist Montag, der 3. Juni 2010, 5 Uhr morgens. Der Radiowecker reißt Günther S. (46) aus dem Schlaf. Der Oldie-Sender spielt Modern Talking. Herr S. quält sich aus dem Bett. Gestern ist es etwas später geworden. Bei der Arbeit. Dienst am Pfingstsonntag - mal wieder. Früher konnte er danach wenigstens ausschlafen. "Ja ja, der Pfingstmontag", murmelt Herr S.,"ist das wirklich schon sieben Jahre her?"
Es hat sich wirklich einiges getan seit damals. Nur nicht in
seinem Haus.
Als 2005 die Eigenheimzulage plötzlich doch gestrichen
wurde, mussten sie eben Abstriche machen. Und inzwischen hat
sich Familie S. daran gewöhnt. An die frei liegenden
Leitungen, den Betonfußboden.
Gut, denkt Herr S., dass damals die Garage noch nicht fertig war. Denn der Wagen ist längst verkauft. Zu teuer, seit es keine Kilometerpauschale mehr gibt. Und mit Bus und Bahn dauert es in die City ja auch nur zwei Stunden.
Und was man dabei für nette Leute trifft. Zum Beispiel die
Blondine, die Herrn S. immer so reizend anlächelt.
Zurücklächeln mag er nicht. Wegen seiner Zähne. Aber was will man machen?
3000 Euro für zwei Kronen sind viel Geld. Und schon die
Brille musste er selbst bezahlen. Hat dabei aber 15 Euro
gespart. Weil er nicht gleich zum Augen-, sondern erst zum
Hausarzt gegangen ist. Wegen der Überweisung.
Trotzdem: Der Urlaub fällt flach. "Das könnte Ärger geben zu
Hause", stöhnt Herr S. vor sich hin. Traurig erinnert er
sich an letzte Weihnachten. Als es nichts gab.
2009 wurde nämlich auch in der freien Wirtschaft das
Weihnachtsgeld gestrichen. Im öffentlichen Dienst ist das ja
schon länger her. "Und bis wann gab´s eigentlich
Urlaubsgeld?", fragt sich Herr S.- er kommt nicht drauf.
Damals hatte man jedenfalls noch genügend Urlaub, um das
Urlaubsgeld auszugeben. Heute sind´s ja gerade mal 19 Tage im Jahr. Pfingstmontag? 1. Mai? Geschichte. Das stand nicht auf der Agenda 2010 - so hieß sie doch, oder? Aber man soll
nicht meckern. Die da oben, weiß Herr S., müssen noch viel
mehr ackern.
Darum kann Günther S. mit der 45-Stunden-Woche auch ganz gut leben. Er hat auch keine Wahl. Seit der Kündigungsschutz
auch in großen Betrieben gelockert wurde, mag man es sich mit den Bossen nicht mehr verscherzen. Wer will sich schon
einreihen in das Heer von sechs Millionen Arbeitslosen? Aberden Feiertagszuschlag für den Dienst an Pfingsten vermisst er schon.
Was soll´s, in 23 Jahren hat Herr S. es hinter sich. So üppig wird die Rente zwar nicht ausfallen, wenn das mit den
Nullrunden so weitergeht. Doch wer weiß: Vielleicht bringt
ihn das Rauchen vorher um. Obwohl er weniger qualmt, seit
die Schachtel neun Euro kostet. Aber heute, auf den letzten
Metern zum Büro, steckt Günther S. sich trotzdem eine an.
Mit der 45-Stunden-Woche kann man leben....man hat ja auch
keine Wahl ...«
Es ist Montag, der 3. Juni 2010, 5 Uhr morgens. Der Radiowecker reißt Günther S. (46) aus dem Schlaf. Der Oldie-Sender spielt Modern Talking. Herr S. quält sich aus dem Bett. Gestern ist es etwas später geworden. Bei der Arbeit. Dienst am Pfingstsonntag - mal wieder. Früher konnte er danach wenigstens ausschlafen. "Ja ja, der Pfingstmontag", murmelt Herr S.,"ist das wirklich schon sieben Jahre her?"
Es hat sich wirklich einiges getan seit damals. Nur nicht in
seinem Haus.
Als 2005 die Eigenheimzulage plötzlich doch gestrichen
wurde, mussten sie eben Abstriche machen. Und inzwischen hat
sich Familie S. daran gewöhnt. An die frei liegenden
Leitungen, den Betonfußboden.
Gut, denkt Herr S., dass damals die Garage noch nicht fertig war. Denn der Wagen ist längst verkauft. Zu teuer, seit es keine Kilometerpauschale mehr gibt. Und mit Bus und Bahn dauert es in die City ja auch nur zwei Stunden.
Und was man dabei für nette Leute trifft. Zum Beispiel die
Blondine, die Herrn S. immer so reizend anlächelt.
Zurücklächeln mag er nicht. Wegen seiner Zähne. Aber was will man machen?
3000 Euro für zwei Kronen sind viel Geld. Und schon die
Brille musste er selbst bezahlen. Hat dabei aber 15 Euro
gespart. Weil er nicht gleich zum Augen-, sondern erst zum
Hausarzt gegangen ist. Wegen der Überweisung.
Trotzdem: Der Urlaub fällt flach. "Das könnte Ärger geben zu
Hause", stöhnt Herr S. vor sich hin. Traurig erinnert er
sich an letzte Weihnachten. Als es nichts gab.
2009 wurde nämlich auch in der freien Wirtschaft das
Weihnachtsgeld gestrichen. Im öffentlichen Dienst ist das ja
schon länger her. "Und bis wann gab´s eigentlich
Urlaubsgeld?", fragt sich Herr S.- er kommt nicht drauf.
Damals hatte man jedenfalls noch genügend Urlaub, um das
Urlaubsgeld auszugeben. Heute sind´s ja gerade mal 19 Tage im Jahr. Pfingstmontag? 1. Mai? Geschichte. Das stand nicht auf der Agenda 2010 - so hieß sie doch, oder? Aber man soll
nicht meckern. Die da oben, weiß Herr S., müssen noch viel
mehr ackern.
Darum kann Günther S. mit der 45-Stunden-Woche auch ganz gut leben. Er hat auch keine Wahl. Seit der Kündigungsschutz
auch in großen Betrieben gelockert wurde, mag man es sich mit den Bossen nicht mehr verscherzen. Wer will sich schon
einreihen in das Heer von sechs Millionen Arbeitslosen? Aberden Feiertagszuschlag für den Dienst an Pfingsten vermisst er schon.
Was soll´s, in 23 Jahren hat Herr S. es hinter sich. So üppig wird die Rente zwar nicht ausfallen, wenn das mit den
Nullrunden so weitergeht. Doch wer weiß: Vielleicht bringt
ihn das Rauchen vorher um. Obwohl er weniger qualmt, seit
die Schachtel neun Euro kostet. Aber heute, auf den letzten
Metern zum Büro, steckt Günther S. sich trotzdem eine an.
Mit der 45-Stunden-Woche kann man leben....man hat ja auch
keine Wahl ...«
Das Leben 2015...
Günther S. (51) räkelt sich am Strand auf Hawaii, als er vom Handyklingeln geweckt wird. Eine SMS mit dem neuesten Stand seines Wertpapierdepots. Seit gestern Mittag wieder 10% Rendite. Also würde er später doch die größere Yacht kaufen.
Nachdem die Agenda 2010 und andere Sozialkürzungen nach 7 Jahren Rezession Ende 2010 endlich ihre Wirkung entfaltet hatten, wuchs das BIP von Jahr zu Jahr stärker. Selbst China und Indien träumten plötzlich von den deutschen Rekordzahlen.
Günther machte sich auf den Weg ins Hotel. Eigentlich hätte er noch eine Woche Urlaub gehabt, aber leider hatte sein Chef gestern angerufen. Verzweifelt hatt er gebettelt, Günther möge doch bitte wieder arbeiten kommen. Das Gehalt könne er sich aussuchen. Tja, seitdem es keine Arbeitslosen mehr gab, hatten es die Arbeitgeber nicht leicht.
Auch der Staat wußte nicht mehr wohin mit seinen Haushaltsüberschüssen und zahlte den Bürgern doch tatsächlich jede noch so sinnlose Schönheitsoperation. Seit 2 Jahren hatte Günther daher nicht nur wieder ein strahlend schönes Gebiss sondern auch einen teuer-modellierten Adoniskörper.
Seitdem würde es sicherlich auch mit der Blondine aus der Bahn klappen. Schade nur, dass seit kurzem niemand mehr Bahn fuhr, sondern sich alle den eigenen Chauffeur leisten konnten.
Als Herr S. die Lobby des 5-Sterne Hotels betrat dachte er reumütig an die Jahre vor dem Boom und schämte sich, dass er Gerhard Schröder nicht vertraut hatte. Der Mann war eben doch ein Wirtschaftsguru gewesen...
Plötzlich erschallt Modern Talking im Radio und reißt Günter S. aus dem Schlaf. Verdammt, wieder nur geträumt. Wenigstens konnte er mittlerweile länger liegen bleiben, denn zu arbeiten gab´s ja in Deutschland eh nix mehr...
Günther S. (51) räkelt sich am Strand auf Hawaii, als er vom Handyklingeln geweckt wird. Eine SMS mit dem neuesten Stand seines Wertpapierdepots. Seit gestern Mittag wieder 10% Rendite. Also würde er später doch die größere Yacht kaufen.
Nachdem die Agenda 2010 und andere Sozialkürzungen nach 7 Jahren Rezession Ende 2010 endlich ihre Wirkung entfaltet hatten, wuchs das BIP von Jahr zu Jahr stärker. Selbst China und Indien träumten plötzlich von den deutschen Rekordzahlen.
Günther machte sich auf den Weg ins Hotel. Eigentlich hätte er noch eine Woche Urlaub gehabt, aber leider hatte sein Chef gestern angerufen. Verzweifelt hatt er gebettelt, Günther möge doch bitte wieder arbeiten kommen. Das Gehalt könne er sich aussuchen. Tja, seitdem es keine Arbeitslosen mehr gab, hatten es die Arbeitgeber nicht leicht.
Auch der Staat wußte nicht mehr wohin mit seinen Haushaltsüberschüssen und zahlte den Bürgern doch tatsächlich jede noch so sinnlose Schönheitsoperation. Seit 2 Jahren hatte Günther daher nicht nur wieder ein strahlend schönes Gebiss sondern auch einen teuer-modellierten Adoniskörper.
Seitdem würde es sicherlich auch mit der Blondine aus der Bahn klappen. Schade nur, dass seit kurzem niemand mehr Bahn fuhr, sondern sich alle den eigenen Chauffeur leisten konnten.
Als Herr S. die Lobby des 5-Sterne Hotels betrat dachte er reumütig an die Jahre vor dem Boom und schämte sich, dass er Gerhard Schröder nicht vertraut hatte. Der Mann war eben doch ein Wirtschaftsguru gewesen...
Plötzlich erschallt Modern Talking im Radio und reißt Günter S. aus dem Schlaf. Verdammt, wieder nur geträumt. Wenigstens konnte er mittlerweile länger liegen bleiben, denn zu arbeiten gab´s ja in Deutschland eh nix mehr...
@huckleberry
Grüsse
Bullish
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