Ingvar Kamprad
Der IKEA-Gründer ist tot* - Seite 2
IKEA traf genau den Geschmack der Kunden und war mit seinen Möbeln so erfolgreich, dass es dem Unternehmen zunehmend schwerfiel, den Warennachschub zu organisieren. Weil es sich die Hersteller nicht mit den alteingesessenen Möbelhändlern verscherzen wollten, boykottierten sie ihn. Für IKEA schien das ein fast unlösbares Problem. In dieser Situation machte Kamprad etwas Außergewöhnliches: Er schrieb einen Brief an einen polnischen Minister, in dem er sein Unternehmen vorstellte und sein Interesse an einer Zusammenarbeit mit polnischen Möbelherstellern bekundete. Tatsächlich erhielt er eine Einladung nach Polen, aber die Gespräche scheiterten fast schon am Anfang, weil man ihm verbieten wollte, außerhalb Warschaus zu reisen und die Möbelfabriken in Augenschein zu nehmen. Kamprad wollte schon abreisen, als die Polen einlenkten.
Der Boykott erwies sich als Glücksfall
Später sollte sich der Boykott der schwedischen Möbelindustrie als Glücksfall erweisen. Kamprad machte die Entdeckung, dass in jedem Problem auch eine Chance steckt - wenn man diese
erkennt. Die Zusammenarbeit mit den polnischen Möbelherstellern verlief zwar zunächst nicht ohne neue Probleme, entpuppte sich dann jedoch als riesiger Erfolg. Zeitweilig stammte sogar jeder zweite
Artikel im IKEA-Katalog aus der Sozialistischen Volksrepublik Polen. "Es war eine Krise, die zum Auftrieb wurde, weil wir ständig neue Lösungen fanden", so Kamprad. "Wer weiß, ob wir so erfolgreich
gewesen wären, wenn sie uns einen ehrlichen Kampf geboten hätten?" Hier wird Kamprads Einstellung zu Problemen und Schwierigkeiten deutlich, die auch die Einstellung aller erfolgreichen
Persönlichkeiten ist. Seine erste Folgerung: In jedem Problem steckt auch eine Chance. Die zweite Folgerung lautete: "Es lohnt sich niemals, negativ zu agieren." Wer im Wirtschaftsleben seine
Energie darauf verschwendet, die Konkurrenz zu behindern, statt ihr etwas Konstruktives entgegenzusetzen, wird auf Dauer damit keinen Erfolg haben.
Die Konkurrenten dachten jedoch anders und taten alles, ihm immer neue Schwierigkeiten zu bereiten. Nachdem in einer renommierten Zeitschrift ein Testbericht erschienen war, der belegte, dass IKEA zu deutlich geringeren Preisen liefern konnte als andere Häuser mit vergleichbarer Qualität, versuchte die Möbelindustrie, mit einem Anzeigenboykott das Blatt mundtot zu machen. Der Chefredakteur der Zeitschrift ließ sich jedoch nicht mürbe machen, sondern ging in die Offensive und machte den Rundbrief des Möbelverbandes, in dem zum Anzeigenboykott aufgerufen wurde, in einer Fernsehsendung öffentlich. Am Ende nutzte die Sache IKEA mehr, als sie schadete, denn die Menschen identifizierten sich fortan mit dem "David", der gegen "Goliath" antrat.