Ingvar Kamprad
Der IKEA-Gründer ist tot* - Seite 3
Das Hochsteuerland Schweden vertrieb ihn
Die Auseinandersetzungen mit den Möbelherstellern waren jedoch nicht die einzigen Schwierigkeiten, die er zu meistern hatte. Damals herrschte in Schweden eine besondere Spielart des Sozialismus,
welche die freien Kräfte des Marktes und Unternehmer wie ihn fast erdrückte. Der Spitzensteuersatz lag bei 85 Prozent. Zudem musste er eine hohe Vermögensteuer aus seinem Privatvermögen bestreiten.
Manchmal erdrückte ihn fast die hohe Steuerlast. Kamprad wollte eines der kleineren Unternehmen, die sich in seinem Privatbesitz befanden, mit Gewinn an IKEA verkaufen, um damit die Schulden, die
er als Privatperson bei IKEA hatte, zu tilgen. So handelten damals viele schwedische Unternehmer, um die erdrückende Vermögensteuerbelastung zu reduzieren. Aber als Kamprad daranging, diese
Transaktion vorzubereiten, änderte Schweden die Steuergesetzgebung - und zwar rückwirkend. Er blieb auf seinen hohen Kosten sitzen und ärgerte sich darüber, dass in seinem Land Unternehmer so
schlecht und unfair behandelt wurden. Der deutsche Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger schrieb damals über Schweden: "In einer solchen Gesellschaft haben die Reichen, so scheint es, wenig zu
lachen. Ja, wenn es nur die Steuern wären! Die wollen sie, als anständige Staatsbürger, wenn auch ungern, so doch pünktlich bezahlen. Was sie viel mehr kränkt, ist der Umstand, dass niemand
Verständnis für ihr Los aufbringt." Schweden habe sich zu einem Land entwickelt, in dem sich die Reichen "überflüssig, missachtet und ausgeschlossen" fühlten, so Enzensberger. Wie dumm es vom
schwedischen Staat war, erfolgreiche Unternehmer so zu drangsalieren, sieht man an Kamprads Beispiel, der 1974 den Entschluss fasste, nach Dänemark auszuwandern und später dann in die Schweiz, wo
er bis vor wenigen Jahre lebte.
"Fehler sind gut"
Wer von außen den großen Erfolg der Möbelmarke IKEA sieht, vergisst vielleicht, wie viele Niederlagen und Probleme Kamprad zu meistern hatte. Er hatte sich entschlossen, einen Teil der bei IKEA
verdienten Gewinne in einer anderen Branche zu investieren, und beteiligte sich an einem Hersteller von TV-Geräten. Das Unternehmen kam jedoch nicht aus der Verlustzone. Als sich die Verluste
bedrohlich summierten, stieg er aus. Der Ausflug in eine andere Branche kostete ihn sehr viel. Er verlor mehr als ein Viertel des damaligen IKEA-Kapitals mit diesem Investment.
Fehler zu machen war jedoch für Kamprad nichts Schlechtes - und das predigte er auch seinen Mitarbeitern. "Fehler zu machen ist das Vorrecht des Tatkräftigen", so seine Philosophie. "Die Angst, Fehler zu machen, ist die Wiege der Bürokratie und der Feind jeglicher Entwicklung. Keine Entscheidung kann für sich in Anspruch nehmen, die einzig richtige zu sein. Es ist die Tatkraft hinter der Entscheidung, die deren Richtigkeit bestimmt." Deshalb, so seine Folgerung, müsse es erlaubt sein, Fehler zu machen.
* Der Artikel ist ein (aktualisierter) Auszug aus Rainer Zitelmanns Buch: "Setze dir größere Ziele!"