ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss
Kurskapriolen an der Wall Street belasten
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben angesichts der Turbulenzen an den US-Börsen endgültig kalte Füße bekommen. Zwar kam es am Dienstag nicht zum befürchteten freie Fall, der Dax beschleunigte seine jüngste Talfahrt aber und schloss 2,32 Prozent tiefer mit 12 392,66 Punkten. Zum Handelsstart war das Börsenbarometer allerdings noch in Richtung 12 200 Zähler abgesackt. Seit seinem Rekordhoch bei 13 596 Punkten vor zwei Wochen hat der Dax nun fast 9 Prozent eingebüßt.
Für den Index der mittelgroßen Werte MDax ging es am Dienstag um 1,85 Prozent auf 25 238,79 Punkte nach unten. Der Technologiewerte-Index TecDax fiel um 2,89 Prozent auf 2479,93 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 2,41 Prozent auf 3394,92 Punkte. Auch in Paris und in London standen die Kurs stark unter Druck.
Die nach der Rally der vergangenen Monate bereits herrschende leichte Katerstimmung war am Freitag nach starken US-Wirtschaftsdaten endgültig gekippt. Vor allem die Lohnentwicklung hatte Ängste vor einer stärker als erwartet anziehenden Inflation verstärkt. Das würde die US-Notenbank zwingen, die Leitzinsen schneller als bisher geplant zu erhöhen, um die Preissteigerung zu dämpfen. Steigende Zinsen wiederum gefallen Investoren nicht - sie verteuern neue Kredite und hemmen so das Wachstum.
Insgesamt bleiben Anleger denn auch nervös. Die Wall Street schwankte am Dienstag stark. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial fiel zuletzt um ein halbes Prozent, nachdem er zwischenzeitlich zugelegt hatte. Kurzfristig könnten die Kurse zwar einen Boden gefunden haben, sagten die Chartexperten von Index-Radar. Nach dem starken Anstieg seit der letzten größeren Korrektur Anfang 2016 stünden Investoren allerdings unter Druck, Gewinne zu sichern. Das könnte die Wall Street nochmals deutlich belasten, was auch die Börsen Europas wieder stärker unter Druck bringen würde.
Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank sieht aber weiterhin nur eine Gegenbewegung im heiß gelaufenen Aufwärtstrend. "Historisch gesehen sind Korrekturen von 10 bis 15 Prozent nichts Ungewöhnliches".
Alle 30 Dax-Werte gaben am Dienstag nach. Am besten hielten sich noch die Aktien der Deutschen Post mit einem Minus von 0,11 Prozent. Schlusslicht waren die Anteilscheine der Munich Re . Sie fielen nach der Vorlage von Geschäftszahlen um mehr als 5 Prozent. Naturkatastrophen hatten dem weltgrößten Rückversicherer einen noch herberen Gewinneinbruch eingebrockt als gedacht. Zudem enttäuschte der Vorschlag einer zum Vorjahr unveränderten Dividende von 8,60 Euro einige Anleger.
Die Jenoptik -Papiere fielen im TecDax um rund 9 Prozent, obwohl der Technologie- und Rüstungskonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr die Erwartungen übertroffen hatte. Die Analysten von Warburg Research bemängelten allerdings die Ausblick für die Gewinnmargen. Zudem waren die Aktien zuletzt stark gestiegen. Im MDax knickten die Aktien des Spezialverpackungsherstellers Gerresheimer nach dem überraschenden Rücktritt des erst seit wenigen Monaten amtierenden Konzernchefs Christian Fischer um mehr als 5 Prozent ein.
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Mit den Aktien des Ticketvermarkters CTS Eventim und den Immobilienpapieren Alstria Office schafften zwei MDax-Werte den Sprung in die Gewinnzone. Auch im TecDax gab es zwei Gewinner: Die Papiere des LED- und Chipindustriezulieferers Aixtron und die des Herstellers von Halbleiter-Wafern Siltronic .
Der Kurs des Euro erholte sich nach zwischenzeitlich größeren Verlusten auf zuletzt 1,2382 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2329 (Montag: 1,2440) Dollar fest gesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8111 (0,8039) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,51 Prozent am Vortag auf 0,46 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,25 Prozent auf 139,23 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,18 Prozent auf 158,76 Punkte nach./mis/he
--- Von Michael Schilling, dpa-AFX ---