Geldwäsche und Korruption
Wird Glencore von US-Justiz in die Mangel genommen?
Der Rohstoff- und Bergbaukonzern Glencore sei generell gut aufgestellt, so die Experten bei Goldman Sachs. Trotzdem sorgte eine angekündigte Prüfung - in Bezug auf mögliche Verstöße gegen Geldwäsche- und Antikorruptionsgesetze - für einen deutlichen Kursverlust am gestrigen Handelstag. Zeitweise verlor das Papier fast 12 Prozent.
Am 2. Juli 2018 erhielt Glencor vom US-amerikanischen Department of Justice (DoJ) einen Brief, in dem die Behörde Klarheit über mögliche Unregelmäßigkeiten bei Geschäften hinsichtlich Geldwäscher- und Antikorruptionsgesetzen in Nigeria, dem Kongo und Venezuale zwischen 2007 und 2018 Aufklärung verlangt, so "Finanzen und Wirtschaft". Laut Glencore lässt man die Vorladung derzeit prüfen. Charles Watenphul, ein Sprecher von Glencore, sagte am 03. Juli 2018: "Wir haben diesen Brief gestern Abend bekommen, wir gehen ihn durch", so die NYT. Während sich das Unternehmen bedeckt hielt, waren die Anleger eher verunsichert. Der Rückgang des Papiers um circa 12 Prozent sorgte für einen Verlust an Börsenwert von 4 Mrd. £.
Glencore beschäftigt weltweit circa 146.000 Arbeiter und gehört zu den größten Rohstoff- und Bergbaukonzernen der Welt. Kupfer und Kobalt gehören zu den Hauptrohstoffen die Glencore fördert und vermarket - Kobalt ist zentraler Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge und elektronischen Geräten wie Smartphones. Kobalt ist so wichtig, dass die Trump-Administration es als kritisch für die amerikanische nationale Sicherheit erachtet hat. Glencore ist mit 26 Minen in Ländern wie Australien, Kolumbien und Südafrika ebenfalls ein wichtiger Akteur im Kohlebereich.
Vor dem Hintergrund einer möglichen Korruptions-Prüfung von der US-Behörde schaute sich Goldman Sachs Glencore genauer an und kam zu dem Ergebnis, dass das betroffene Geschäftfeld "im Grunde einen vernachlässigbaren Beitrag liefere" so Eugene King von Goldman Sachs. Die Jahres-Performance der Aktie zeigt +21,62 Prozent - die Monats-Performance liegt bei -8,39 Prozent.
Die "NZZ" schreibt über den Rohstoff- und Bergbausektor: "Der Wirtschaftszweig vereint wie kein anderer die Probleme der Globalisierung in sich: Menschenrechte, Umweltschutz, Steuerfragen, die Verteilung der Ressourceneinnahmen, Einflussnahme und Korruption werden im Geschäft mit Rohstoffen stets diskutiert". Der Autor Gerald Hosp fragt sich jedoch, warum mögliche Missstände meist von USA-Behörden aufgedeckt werden. Im aktuellen Fall liegt es womöglich auch daran, weil die Schweiz den USA Rechtsbeihilfe für Fälle gewährt, in die der ehemalige Glencore-Partner Dan Gertler verwickelt ist (zu Gertler gleich mehr). Weiter schreibt Hosp: "Selbst traditionell verschwiegene Rohwarenhändler unternehmen erste Schritte, um Zahlungen an staatliche Stellen offenzulegen. Dies ist begrüssenswert, aber es ist noch nicht genug".
Dass es bei Glencore ebenso zu Unregelmäßigkeiten kommt, wie bei anderen Konzernen, liegt bereits auf der Hand. Glencore betreibt in Kongo-Kinshasa zwei Kupfer- und Kobaltminen, wo der Geschäftsmann Dan Gertler wegen Korruption und dunklen Geschäften mit Sanktionen belegt wurde. Dieser Fall lenkte die Aufmerksamkeit der US-Behörden auf Glencore, so die "NZZ".
Sollten die Untersuchungen der Geschäftspraktiken Unregelmäßigkeiten aufdecken, dann könnte der Rohstoffkonzern mit einer Strafe von bis zu 6,5 Mrd. Fr. belegt werden, so die NZZ. Dies scheint jedoch etwas zu hoch gegriffen zu sein, denn dies wären 10 Prozent der Marktkapitalisierung. Analytiker von Credit Suisse konstatierten, dass Vorladungen wie diese häufiger vorkämen und "der Kurseinbruch deshalb wohl nicht gerechtfertigt sei", so die NZZ.
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