Krisenbarometer
Düstere Aussichten: Italien auf der Kippe
Die italienische Volkswirtschaft wirkt zurzeit wie ein überempfindlicher Riese auf einem schmalen Felsgrat. Ökonomen sehen Gefahren, die die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt zum Absturz bringen könnten.
Bis 2020 wird sich das Wachstum Italiens verlangsamen und weiterhin unter dem Durchschnitt der Eurozone liegen. Hinzu kommen ein Anstieg der Inflation und nur ein langsamer Rückgang der immer noch zweistelligen Arbeitslosenquote. Das sind die Kernergebnisse einer aktuellen monatlichen "Bloomberg"-Umfrage unter Ökonomen.
Schwaches Wachstum bedeutet weniger Steuereinnahmen. Das führt zur Ebbe in der Staatskasse, so dass die teuren Wahlversprechen der italienischen Regierung kaum finanziert werden können, denn die Regierung will die Einkommen durch Steuererleichterungen steigern.
Die Anti-Spar-Politik untergräbt das Vertrauen der internationalen Investoren und verteuert die Kredite Italiens. Eine wichtige Marke ist das Drei-Prozent-Defizit-Kriterium der EU. Falls die italienische Regierung im September keine in den Augen der Investoren vernünftige Unter-Drei-Prozent-Haushaltspläne vorlegt, könnten die Renditen für italienische Staatsanleihen rasant steigen. Von Bloomberg-Journalisten befragte Banker sprechen von Renditen, die bis auf 4,7 Prozent kommen könnten. Das ist ein Niveau, dass im EU-Raum seit der Finanzkrise nicht mehr erreicht wurde.
Zweideutige Äußerungen wie die von Giancarlo Giorgetti, Staatssekretär und Lega Nord-Politiker, am Wochenende tragen nicht gerade zur Vertrauensbildung bei der internationalen Investoren-Gemeinde bei. Giorgetti sagte laut Bloomberg im Interview mit der Zeitung "Il Messaggero", dass es zwar an Italien liege, "glaubwürdig" zu sein. Aber gleichzeitig hoffe er, dass die Europäische Zentralbank das Quantitative Easing (QE) ausdehnen werde, um das Land vor Spekulanten zu schützen.
Für Giorgetti sind Fondsmanager mit Hang zur Spekulation die Übeltäter. "Spekulative Fonds machen ihren Job", während die EZB das QE abwickelt, sagte Giorgetti. "Es liegt an uns, glaubwürdig zu sein und diesen spekulativen Instinkt zu überwinden", meinte Giorgetti.
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