In der Politik darf man keine halben Sachen machen - Seite 2
Auch für die deutsche Europa-Politik ist die Kanzlerinnendämmerung schädlich. Die EU-Partner werden die entstehende Führungslücke für eigene Zwecke ausnutzen. Die Euro-Südzone wird die Einführung einer europäischen Einlagensicherung und die Vergemeinschaftung von nationalen Schulden möglichst ohne stabilitätspolitische Gegenleistung forcieren. In Rom trinkt man bereits Prosecco: Ist die deutsche Stabilitäts-Katze aus dem Haus, tanzen die Schulden-Mäuse auf dem Tisch.
Es geht um klare Kante: Entweder man geht ganz oder gar nicht. Deutschland muss in Europa mit voller Kraft auftreten.
Wirtschaftskompetenz ist kein Schimpfwort
Wirtschaft und Finanzwelt machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube: Sie wünschen sich an der Spitze der CDU eine Europa-freundliche, aber auch wirtschaftskundige Persönlichkeit. Sie oder er sollen keinen innovationsarmen Status Quo fortschreiben, sondern beherzte Reformschritte gehen, damit Deutschland auch morgen noch in der World Champions League spielt. Von Nix kommt Nix. Auch auf dem Bauernhof gilt: Nur Hühner, die gefüttert werden, legen Eier.
Tatsächlich hat Deutschland seit Kriegsende immer mit einem wettbewerbsfähigen Standort aufgetrumpft. Nur so konnte Ludwig Erhards „Wohlstand für alle“ erreicht werden. Die Reformagenda 2010 sollte im Nachhinein nicht verteufelt werden. Politik muss immer bereit sein, schwere Kost auf den Tisch bringen, wenn es der Zukunftsfähigkeit, den Arbeitsplätzen und natürlich der Finanzierung eines Sozialstaats dient. Was nutzt eine politische Pralinenpackung, die versucht, wählerwirksam alle Geschmackswünsche zu erfüllen, am Ende jedoch nur zu wirtschaftlichen Magenproblemen führt?
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1997 sagte der damalige Bundespräsident „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen“. Möge dieser Ruck in Deutschland Ruck Zuck kommen.