Die Angst und die Aktienmärkte - Seite 3
Zweitens misst das eingangs erwähnte BIP, auf das sich vor allem die Ökonomen, aber auch die Massenmedien konzentrieren, etwas ganz anderes als der Aktienmarkt. Aktienkurse reflektieren die Erwartungen von Investoren bezüglich der zukünftigen Gewinne börsennotierter Unternehmen. Das BIP dagegen ist eine mehr oder weniger genaue Schätzung dafür, was in einer Volkswirtschaft innerhalb einer bestimmten Zeit insgesamt erzeugt wird. „Insgesamt“ bedeutet dabei, dass auch der öffentliche und private Sektor berücksichtigt werden. Aktiengesellschaften sind also nur ein Teil dieses „Gesamtpakets“.
Es geht immer um die Lücke zwischen Realität und Erwartung
Hinzu kommt: Das BIP ist von vornherein vergangenheitsbezogen. Wenn seine Größe halbwegs genau feststeht, ist schon das nächste Quartal vorbei. Die Aktieninvestoren konzentrieren sich dann längst auf die Ergebnisse dieses neuen Quartals (z.B. in der bevorstehenden Berichtssaison, die ab Mitte April in den USA Fahrt aufnimmt) und vor allem auf die Gewinnerwartungen für die darauffolgenden Perioden.
Drittens ist die Ökonomie nicht der einzige Treiber für die Aktienkurse, wenn natürlich auch ein ganz wichtiger. Aber (geld-)politische und stimmungstechnische Faktoren spielen ebenfalls eine große Rolle – zumindest zeitweise. Und auch für diese beiden Bereiche gilt das oben Gesagte bezüglich der Lücke zwischen Realität und Erwartung. Die jüngsten Reaktionen auf die Fed-Sitzung im März waren ein eindrucksvolles Beispiel dafür.
Und falls es z.B. beim Brexit noch eine halbwegs „vernünftige“ Lösung geben sollte und/oder es doch noch zu einer Einigung im Handelsstreit USA/China kommt (wie am Wochenende einmal mehr hoffnungsvoll in den Medien berichtet), könnten ebenfalls einige (niedrige) Erwartungen übertroffen werden, was weiteres Potenzial für Kurssteigerungen bietet.
Darum ist die aktuelle Lage für Aktien vielversprechend
Also: Selbst, wenn das Wachstum gering ist, aber keine politischen Risiken drohen und auch keine allzu hohen Erwartungen gehegt werden, ist die Grundlage für steigende Aktienkurse gelegt. Diese Beschreibung entspricht ziemlich gut der aktuellen Lage: Das aktuelle Wachstum in den USA von 2,2 % ist zwar nicht überragend, aber eben doch recht ordentlich – es entspricht nahezu dem Durchschnittswert seit dem Ende der Rezession 2009 (2,3%).
Wirtschafts- und Geldpolitik haben zuletzt ihre weiteren Pfade abgesteckt, neue größere Maßnahmen oder Änderungen sind – auch im Hinblick auf den bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf in den USA – vorerst nicht zu erwarten. Und die Erwartungen für die Unternehmensgewinne sind mittlerweile tief im negativen Bereich (siehe Börse-Intern vom 13.03.2019). Hier braucht es also nicht viel für eine positive Überraschung!
Wir dürfen daher der beginnenden Quartalsberichtssaison mit einiger Spannung entgegensehen. In den kommenden Wochen könnten zumindest die US-Aktien unter Umständen die verbleibende Zeit der saisonal positiven Hälfte des Börsenjahres noch zu weiteren „überraschenden“ Kursgewinnen nutzen. Lassen Sie sich also – und das schreiben wir bereits seit vielen Jahren – nicht vom Angstgeschrei der Medien ins Bockshorn jagen. Die wollen nur „spielen“, sprich: Geld verdienen…
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Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
(Quelle: www.stockstreet.de)