Und wo bleibt jetzt der Aktien-Crash? - Seite 2
Damit fehlt Aktien weiterhin die Zinskonkurrenz. Früher, bei einem Habenzins von vier Prozent, brauchten Anleger nur 18 Jahre, um ihr Kapital zu verdoppeln. Bei einem heutigen „Hochzins“ von 0,01 Prozent sind dafür 7.200 Jahre nötig. Das schafft auch das älteste bekannte Säugetier der Welt, ein Grönlandwal von 211 Jahren, nicht. Nur Anoxycalyx Joubini, ein Riesenschwamm, der am Meeresboden der Antarktis lebt, würde dieses Anlageziel mit einer Lebenszeit von etwa 10.000 erreichen. Doch bei sich immer mehr häufenden Negativzinsen und damit einem in die ewigen Finanz-Jagdgründe eingegangenen Zinseszinseffekt hätten selbst die unsterblichen Helden der Mythologie keine Chance mehr.
Aber gegen Zins-Frust hilft Dividenden-Lust. Dividendenrenditen von vier Prozent sind keine Seltenheit. Das ermöglicht bei Wiederanlage einen alternativen Zinseszinseffekt, den Dividendendividendeneffekt.
Sicherlich ist z.B. der DAX mit einem diesjährigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 16 sportlich bewertet. Doch im relativen Vergleich mit der größten Alternativanlageklasse Zinsvermögen bleibt der Schreck aus. Bei einem Anlagezins von 0,01 beträgt ein vergleichbares KGV 10.000!
Das fundamentale Tal der Tränen wird durchschritten
Sicherlich wirkt der Handelskrieg fundamental auf Aktien wie eine Abrissbirne. Die Gewinne sind erodiert. Und aufgrund der Zollverunsicherung haben Unternehmen vor Investitionen ähnlich Angst wie Kinder vor dem 10 Meter-Brett im Schwimmbad.
Zwar wird es keine baldige oder sogar umfängliche Lösung im Handelsstreit geben. Das Säbelrasseln wird sich Trump im Präsidentschaftswahlkampf nicht nehmen lassen. Ohnehin wird er versuchen, die Demonstrationen in Hongkong als Druckmittel gegen China zu nutzen.
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Und dennoch, weder China noch Amerika haben aus rationalen Gründen ein Interesse an einem permanenten, geschweige denn eskalierenden Handelskrieg. Dieser handicapt deren Exportwirtschaften und nimmt US-Aktien die fundamentale Kraft. Damit würde Trump seine sehnsüchtig angestrebte Wiederwahl 2020, die ohnehin vom Amtsenthebungsverfahren belastet ist, torpedieren. Das setzt vor allem Trump unter eine gewisse Friedenspflicht. Hierbei ist aber eher mit einem verspäteten Weihnachtsgeschenk zu rechnen, das erst im nächsten Jahr überreicht wird.