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    Offensiv  28466  6 Kommentare Max Otte über Marcel Fratzscher: "Propaganda-Sprachrohr der Regierungslinie", "vollkommen kritik- und diskussionsunfähig", "Gefälligkeitsökonom"

    Max Otte nimmt kein Blatt vor den Mund. Seine geopolitische Bestandsaufnahme und der dazugehörige Ausblick beschreiben schwierige Rahmenbedingungen, mit denen Unternehmen und Staaten zurecht kommen sollten, um eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft zu gestalten. Unterdessen ist Otte auf Marcel Fratzscher, den Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mit Sitz in Berlin, nicht allzu gut zu sprechen. Exklusiv-Interview:

    wallstreet:online: Herr Otte, Ihr neues Buch „Weltsystemcrash" ist phänomenal eingeschlagen und hält sich seit fünf Wochen in der Spiegel-Bestsellerliste. Ihre Analyse mündet im zweiten Teil, der die Überschrift „Im Crashmodus" trägt, in eine recht düstere Vorhersage, die Sie mit drei Zukunftsszenarien skizzieren. Welches Szenario ist – wenn man „einen klaren Kopf bewahrt", um eine weitere Kapitelüberschrift in Ihrem neuen Buch zu zitieren, die wahrscheinlichste und warum?

    Max Otte: Es ist klar, dass die alte, US-dominierte Weltordnung am Ende ist. Ich zeige drei Szenarien auf - einen neuen Kalten Krieg, einen heißen Krieg und eine multipolare Weltordnung. Der US-Politikwissenschaftler Graham Allison, langjähriger Dekan der Kennedy School of Government an der Harvard University, beschreibt die Gefahr eines heißen Krieges sehr eindringlich. Er warnt, dass wir darüber nachdenken müssen, um zu verhindern, dass er durch einen Unfall entsteht, wie es 1914 der Fall war.

    Eine multipolare Weltordnung beinhaltet die Chance auf eine Emanzipation Europas.

    Am wahrscheinlichsten ist jedoch eine neue Blockbildung mit einem amerikanisch-europäischen und einem chinesischen Block und ein neuer Kalter Krieg. Da wäre Europa den USA "angeschlossen", wie es schon mit TTIP versucht wurde. Russland und Indien sind in diesem Szenario Unbekannte. Dieses Szenario wäre relativ stabil aber für Europa kein Gutes, das wir die Entscheidungen über unsere eigene Zukunft delegiert haben.



    wallstreet:online: Marc Friedrich, einer der Autoren von „Der größte Crash aller Zeiten", hat bei „maybritt illner" für seine Beweisführung, dass es bald zu einem Crash kommen würde, Gegenwind von Marcel Fratzscher, dem Präsidenten des DIW Berlin, bekommen. Fratzscher meinte an einer Stelle, dass Friedrich „überhaupt keine wissenschaftliche Basis für seine Argumente" hätte. Wie weit käme Fratzscher, wenn er Ihnen das entgegnen würde.

    Max Otte: Ich halte Fratzscher für ein Propaganda-Sprachrohr der Regierungslinie. Er ist vollkommen kritik- und diskussionsunfähig und hat zum Beispiel den absolut seriösen und sachlichen Finanzmarkt- und Eurokritiker Daniel Stelter auf Twitter geblockt. Es kann zu einem Crash kommen, oder es kommt mehr Zwangswirtschaft und Enteignung, wie wir es jetzt schon sehen.

    Dass Fratzscher, der ein Gefälligkeitsökonom ist, mit dem Etikett "wissenschaftlich" argumentiert, passt nicht. Die Crashgefahr ist real.

    wallstreet:online: Was unsere Leser am meisten interessieren dürfte, sind Lösungen - Antworten auf die Fragen: Wie bereite ich mich auf einen Crash vor? (Sie haben ein „8-Punkte-Programm zur Vorbereitung (...)“ in Ihrem neuen Buch verfasst.) Und: Welche Kapitalanlagen sind die richtigen für den Krisenfall? Ohne zu viel zu verraten, könnten Sie uns bitte zwei Antworten geben?



    Max Otte: Erstens was die Vermögensanlage angeht: nicht alles auf eine Karte setzen. Streuung ist nach wie vor wichtig, denn gerade in der Krise kann es ganz anders kommen, als man es sich ausgemalt hat. Eine gute Portion Aktien - auf jeden Fall mehr als die 15%, die Friedrich und Weik vorschlagen, also mindestens 30-40 Prozent, gehört auf jeden Fall dazu, denn Aktien sind Realvermögen (Real Assets). Kontoguthaben und Anleihen sind in der nächsten Krise viel mehr gefährdet, auch wenn Aktienkurse schwanken können.

    Zweitens Krisenvorsorge: in „Der Crash kommt“ hatte ich das Thema harte Krisenvorsorge bewusst ausgespart, um nicht alarmistisch zu klingen. Nun widmet sich selbst das Bundesamt für Katastrophenschutz dem Thema. Das greife ich auf: Vorsorge für die harte Krise, "prepping" ist nicht verkehrt.

    Was in diesem Zusammenhang gerne unterschätzt wird, ist Sozialkapital. Investieren Sie in gute und tragfähige Beziehungen und Verbindungen. Eine bessere Krisenvorsorge gibt es nicht.



    wallstreet:online: Ralf Flierl, der von uns sehr geschätzte Chefredakteur von Smart Investor, der Partnerredaktion von wallstreet:online, ist der Meinung, dass sie kein Anhänger der Österreichischen Schule seien. Stimmt das? Ich bitte Sie in jedem Fall um erklärende Worte. Wo verorten Sie sich?

    Max Otte: Das stimmt. Ich schätze vieles an der Österreichischen Schule, sehe mich aber als politischer Ökonom, der einen ganzheitlichen soziologischen Ansatz vertritt. Da finde ich die Soziologie, die National-Ökonomie und die deutsche historische Schule interessant. Die österreichische Schule hat keine, oder eine nur negative Theorie der Macht. Spätestens seit Obi-Wan Kenobi wissen wir aber, dass die Macht uns alle beeinflusst. Zwinkersmiley.

    wallstreet:online: Herr Otte, lassen Sie mich kurz noch tiefer bzw. näher bohren. Wenn es richtig hart auf hart käme, wenn auch Vermögenswerte keine entscheidende Rolle mehr spielen würden, auf wen oder was würden Sie dann bauen/vertrauen?

    Max Otte: Auf meinen Garten, mein Jagdgewehr, meine Familie und meine Kirchengemeinde!

    wallstreet:online: Herr Otte, herzlichen Dank für das Interview!

    Das Interview führte Christoph Morisse.





    wallstreetONLINE Redaktion
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