Zweifelhafte Top-Aktien: Finger weg von 100%+ Kursgewinn - Seite 2
Verlierer-Aktien: Versicherer im Rückwärtsgang
Während im April viele Aktien von der Erholung profitierten, gaben die Aktien einiger Versicherer weiter nach. Dabei zählt auch die Versicherungsbranche zu den Verlierern des jüngsten Börsencrashs. Eine Auswertung über alle Branchen zeigt, dass die Versicherer während des Crashs überdurchschnittlich stark verloren und von der folgenden Erholung nur unterdurchschnittlich profitierten. Dabei sind wirtschaftlichen Folgen des wirtschaftlichen Einbruchs für die Versicherer dreigestaltig.
Verluste durch Kursrückgänge
Versicherer halten ein Teil der Prämien in Wertpapieren, zu denen auch Aktien gehören. Fallen die Aktienkurse unter die Anschaffungskosten, sind in den meisten Rechnungslegungen Abschreibungen vorgesehen, was auf den Gewinn drückt. So musste die RLI Corporation als eine der Verlierer-Aktien laut Quartalsbericht Q1 2020 Abschreibungen auf den Aktienbestand in Höhe von 130,4 Millionen USD vornehmen.
Verluste durch Versicherungs-Schäden
Je nach Versicherungsart steigen aufgrund der wirtschaftlichen Verwerfungen die Versicherungsschäden signifikant an. Das gilt beispielsweise bei Versicherungen gegen den Ausfall von Großveranstaltungen. Ganz ohne Schadensfall werden auch Prämien teilweise auf Kulanzbasis zurückerstattet. Dies gilt in hohem Umfang für KFZ-Versicherungen betrieblicher Fuhrparks, weil die Autos kaum noch gefahren werden.
Verluste durch Zahlungsausfälle
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Laut einer Umfrage der amerikanischen Zentralbank FED im Jahr 2019 konnten 4 von 10 Amerikanern nicht einmal 400 USD als Notfallgroschen beiseite legen, und im Zuge der Corona-Krise haben im März und April 2020 in den USA über 20 Millionen Menschen ihren Job verloren. Das bedeutet, dass Millionen Amerikaner ihren Zahlungsverpflichtungen nicht länger nachkommen können. Normalerweise führt dies zum Erlöschen des Versicherungsschutzes sowie einer außerordentlichen Kündigung und einem Inkassoverfahren. Angesichts der schieren Masse zahlungsunfähiger Versicherter, entscheiden sich Versicherer wie beispielsweise GEICO von Berkshire Hathaway (siehe Q1 2020 Seite 26) dazu, Zahlungsaufschub zu gewähren. Kurzfristig führt dies dazu, dass die Versicherungsbeiträge sinken, der Versicherungsschutz aber erhalten bleibt.