Festgeldanlagen
Vorsicht bei der Zinsjagd
Ein Skandal erschüttert das Vertrauen in die Finanzbranche: Die Pleite der Greensill Bank in Bremen.
Mittlerweile ist das Geld der Sparer bei Greensill durch ein Moratorium der Finanzaufsicht (BaFin) eingefroren. Private Sparer können dennoch relativ entspannt bleiben: Sie wissen, dass sie ihr Geld zurückbekommen - im Gegensatz zu den Kommunen, die um eingefrorene Euro-Beträge in Millionenhöhe bangen.
Zwar muss zunächst geklärt werden, ob die Bank ihren Geschäftsbetrieb weiterführen kann. Wenn nicht, tritt der sogenannte Entschädigungsfall ein, und damit fließt das Geld aus anderen Töpfen: Bis zu einem Betrag von 100.000 Euro pro Sparer greift der gesetzliche Einlagenschutz über die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB), darüber hinaus bis 75 Millionen Euro der Sicherungsfonds der privaten Banken.
Geschädigte müssen sich jetzt wohl einige Wochen gedulden, bis klar ist, wie es weitergeht. Im Entschädigungsfall aber erhalten sie ihr Geld binnen sieben Tagen zurück. Genau von dieser Entschädigung profitieren die Kommunen jedoch nicht. Als institutionelle Anleger sind sie ausgenommen. Wie planlos offensichtlich manche Kommune mit den Steuergeldern ihrer Bürger umgeht, ist ein anderes Thema.
Aber auch private Verbraucher sollten genauer hinschauen, wohin sie ihr Geld geben. Der Greensill-Fall ist dafür mal wieder ein Warnschuss und gleicht dem Fiasko bei der isländischen Kaupthing Bank vor einigen Jahren. Verbraucherschützer pochen daher zu Recht immer wieder darauf, dass Sparer ihr Geld nicht einfach via Plattform über die ganze Welt verteilen, um noch ein paar Euro mehr zu verdienen.
Gemeint sind Zinsplattformen, über die viele Anleger arglos Geld auf Konten, auch außerhalb Deutschlands anlegen, um die lästigen Minuszinsen zu umgehen oder sogar überdurchschnittliche positive Zinsen einzustreichen. Vor allem Plattformen wie Weltsparen und Zinspilot vermitteln den Zugang zu Banken, die nicht am deutschen Markt mit einer Filiale aktiv sind. Festgeld von 5000 Euro über ein Jahr bringt bei einer Bank in Bulgarien oder Rumänien gerade mal rund 17 Euro mehr ein als im Inland. Der EU-weite Einlagenschutz gilt zwar auch dort. Aber umgesetzt wird die Absicherung vor Ort.
Wenn also bei einer Pleite einer größeren Bank der Einlagensicherungsfonds leer ist, müsste der betroffene Staat mit Steuermitteln deutsche Sparer entschädigen wollen und können. Und das Geld einklagen müssten die Sparer dort, wo es liegt. Anspruch auf ihr Kapital hätten sie überdies nur in Landeswährung.
Unser Rat: Dass Sparer versuchen, den Strafzinsen auszuweichen, ist verständlich. Dass sie sich aber über wildes Zinshüpfen für ein paar Euro mehr womöglich schlaflose Nächte einhandeln, weniger. Es macht daher in der Regel wenig Sinn, über Zinsplattformen in ganz Europa Aufschlägen in Höhe von Bruchteilen von Minizinssätzen nachzujagen. Lassen Sie es einfach!
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