Heibel-Ticker Leserfrage
So bereiten Sie sich auf die straffere Geldpolitik vor
Was passiert, wenn Jay Powell das Anleihe-Kaufprogramm reduziert oder beendet und die US-Zinsen steigen? Wie kann man sich optimal auf diesen Schritt vorbereiten?
Hallo Herr Heibel,
ich habe eine Frage, die vermutlich viele Ihrer Leser beschäftigt. Hintergrund ist der enttäuschende US-Arbeitsmarktbericht vom letzten Montagmorgen, der zu vielfältigen Reaktionen geführt
hat.
Viel interessanter ist natürlich, was passiert, wenn Jay Powell das Anleihe-Kaufprogramm reduziert oder beendet und die US-Zinsen steigen? Wir kann man sich optimal auf diesen Schritt
vorbereiten?
Antworten erhoffe ich mir in folgender Form:
- Die Goldpreise dürften steigen, da Gold keine Zinsen erwirtschaftet?
- Japanische, chinesische und viele andere ausländische Papiere dürften fallen, da der USD-Wechselkurs steigen wird?
- Rentenpapiere im Depot dürften fallen - oder muss man zwischen solchen mit kurzer und langer Duration (oder zwischen Staatsanleihen und
Unternehmensanleihen oder zwischen US- und anderen Papieren) unterscheiden?
- Steigende Zinsen haben negative Auswirkungen auf Wachstumspapiere - sollte man die jetzt verkaufen?
- Viele Papiere werden fallen - gibt es auch welche, die profitieren werden?
- Wie sollte ich mein Depot umbauen, damit steigende Zinsen keine bösen Konsequenzen haben?
Über eine Antwort würde ich mich riesig freuen,
Danke und Gruss aus Bochum, Andreas
ANTWORT
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Wir müssen unterscheiden zwischen dem Anleihe-Kaufprogramm, dem Leitzins und der Inflation … und vielem mehr, aber belassen wir es vorerst bei diesen drei Komponenten.
Wenn das Anleihe-Kaufprogramm irgendwann herunter gefahren wird, dann werden wir an den Aktienmärkten noch keinen Gegenwind verspüren. Der Rückenwind der vergangenen Jahre wird nur ein wenig
schwächer. Davon bremst man also noch nicht, lediglich die hohe Wachstumsgeschwindigkeit kann dann vielleicht nicht mehr ganz gehalten werden.
Das heißt, strukturell ändert sich erst einmal sehr wenig, solange der Rückenwind nur etwas reduziert wird. Insgesamt wird der Aktienmarkt gebremst, vielleicht kommt es sogar zu einer kleinen
Korrektur. Doch das dürfte schnell vorübergehen. Der Leitzins jedoch bleibt unverändert. Der negative Einlagenzins (Strafzins) für Guthaben der Geschäftsbanken bei den Notenbanken sowie auch der
Guthaben von Privatanlegern bei ihren Banken dürfte noch lange Zeit bestehen bleiben.
Der Inflationsdruck jedoch könnte durch die Reduktion der Anleihekäufe etwas abgemildert werden. Wenn weniger Liquidität im Umlauf ist, konkurrieren die Waren um weniger Geld, es entsteht
Preisdruck, sofern es sich nicht um eine anderweitig verursachte Knappheit handelt (bspw. Chips).