Exxon als "grüner Ölkonzern"?
Volker Weber: "Ein Winzling in der Finanzbranche treibt einen Multi"
Im Juni kaperte ein grüner Hedgefonds das Exxon-Board. Folgt nun die Transformation des Ölgiganten? Wir haben mit Volker Weber vom Forum für nachhaltige Geldanlagen über den Fall und neue Chancen für Anleger gesprochen.
Vor zehn Jahren noch knapp 500 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz und das wertvollste Unternehmen der Welt, sanken mit dem grünen Gewissen der Investoren und den fallenden Ölpreisen die Gewinne des Ölgiganten Exxon Mobil. Im Juni wählten die Aktionäre den grünen aktivistischen Hedgefonds Engine No. 1 in den Verwaltungsrat von Exxon. Er besitzt zwar nur wenige Aktien, kontrolliert nun aber drei von zwölf Sitzen. Das Ziel? Eine grüne Transformation von innen heraus. Wird Exxon sich in Folge neu positionieren? Und: wird diese "braune Aktie" damit auch für Anleger interessant, die nachhaltig investieren wollen?
David gegen Goliath
"Ein Winzling in der Finanzbranche treibt einen Mulit – das ist wie David gegen Goliath und zeigt, wie fatal es sein kann, neue Entwicklungen zu unterschätzen", meint Volker Weber, Vorstandsvorsitzender vom Forum für nachhaltige Geldanlagen (FNG). Neben schlechten Geschäftszahlen sei das Unternehmen nicht gut für die Zukunft aufgestellt, sodass sich viele Aktionäre Gedanken über Exxons Zukunft machten, so Weber weiter.
In diesem Fall sei Engine No.1 genau rechtzeitig gekommen und habe es geschafft, jene kritischen Stimmen hinter sich zu sammeln. Es würden sich dadurch Veränderungen und gegebenenfalls sogar Veränderungen im Verhalten des Unternehmens ergeben, vielleicht käme es sogar zu einem Austausch des Managements, prognostiziert Weber: "Der erste Schritt der Transformation hin zu nachhaltiger Denk- und Handlungsweise ist meines Erachtens getan."
Buy oder Hold?
Es sei aber noch ein langer Weg, bis eine glaubhafte Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt und umgesetzt würde. „Wer die Transformation mit seinem Aktieninvestment unterstützen will, der kann diese Bewegung bei Exxon mit einem Aktienkauf unterstützen. Alle anderen sollten die Aktie auf Beobachten setzen und schauen, wie sich die Geschichte mit Engine No. 1 weiterentwickelt", empfiehlt der Experte.
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RWE als nächstes Exxon?
Exxon Mobil ist kein Einzelfall. Erst kürzlich berichtete Bloomberg, dass ein kleiner aktivistischer RWE-Investor den Vorstand und Aufsichtsrat von RWE kontaktierte, um die Transformation zu sauberer Energie zu beschleunigen. Er argumentierte mit einer daraus resultierenden Verdopplung des Aktienwertes. RWE bestätigte die Kontaktaufnahme und teilte mit, für Strategiedebatten mit Investoren stets offen zu sein. Bislang plant RWE, den Klimazielen der Bundesregierung folgend, das letzte Kohlekraftwerk bis 2038 abzuschalten.
Autorin: Gina Moesing, wallstreet:online Zentralredaktion