Dividendenaktien
Streit um Dividende: Brasiliens Präsident schmeißt Petrobras-CEO raus!
Monatelang zog sich beim brasilianischen Staatskonzern Petrobras ein Streit um die Höhe der Dividendenauszahlung hin. Jetzt hat Präsident Lula da Silva die Reißleine gezogen.
- Präsident Lula da Silva entlässt Petrobras-CEO
- Petrobras-Aktie verliert nach Rauswurf 8%
- Künftig geringere Dividenden zu erwarten
Ein bei ausschüttungsorientierten Anlegern beliebter Wert ist die Aktie des brasilianischen Staatskonzerns Petrobras. Der Titel verbindet eine überaus günstige Bewertung, gegenwärtig handelt die Aktie zum Vierfachen der für dieses Jahr erwarteten Gewinne, mit einer überdurchschnittlich hohen Dividendenrendite.
Präsident entlässt Petrobras-CEO
Auf diese ist zur Deckung seiner Ausgaben auch der brasilianische Staat als Mehrheitseigner mit einem Anteil von etwas über 50 Prozent angewiesen. Dementsprechend ist die Höhe der Dividenden ein andauerndes Politikum – ähnlich wie im Fall des saudischen Staatskonzerns Aramco.
Nach einem monatelangen Streit um die Höhe der Ausschüttung – Petrobras hatte im März einen Teil einer geplanten Sonderdividende zurückgehalten, was zu Sorgen um den Verbleib der Mittel gesorgt hatte – hat der brasilianische Präsident Lula da Silva nun die Reißleine gezogen und CEO Jean Paul Prates rausgeschmissen.
Künftig geringere Dividenden zu erwarten
Dieser soll durch Magda Chambriard ersetzt werden, die früher Chefin der brasilianischen Aufsichtsbehörde für Öl- und Gasunternehmen war, und zuvor bereits 22 Jahre für Petrobras gearbeitet hatte.
Hintergrund für die Entscheidung könnte sein, dass sich Lula da Silva zunehmendem Druck der Arbeiterpartei ausgesetzt sieht, die seit Jahren stagnierende Wirtschaft Brasiliens wieder in Schwung zu bringen – und wenn nötig, hierfür auch Anteilseigner und internationale Investoren zu verprellen: Der Konzern soll künftig zulasten der Dividende für niedrigere Spritpreise und höhere Investitionen sorgen.
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Petrobras bricht nach Rauswurf um acht Prozent ein
Investoren zeigen sich am Mittwoch von der Entlassung Prates wenig begeistert, denn dieser stand in den vergangenen Jahren für einen Reformkurs des lange dahinsiechenden Unternehmens, das einen wachsenden Teil seiner Geschäfte an ausländische Investoren verkauft hatte.
Durch die Neubesetzung des Vorstandsvorsitzes ist aus Anlegerperspektive nun eine höhere politische Einflussnahme bei gleichzeitig niedrigeren Dividendenausschüttungen zu befürchten. Das verbürgt sich im politisch volatilen Brasilien für wenig Sicherheit – genau die wissen Investoren aber zu schätzen.
In der US-Vorbörse fliehen Anleger daher aus der Aktie, die sich gegenüber dem Vortag um rund acht Prozent auf rund 15,40 US-Dollar verbilligt. Damit wechselt das Papier gegenüber dem Jahresauftakt das Vorzeichen, notiert gegenüber dem Vorjahr aber noch immer mit einem Plus von etwa 40 Prozent.
Fazit: Politische Einflussnahme disqualifiziert Aktie
In der Aktie des brasilianischen Öl- und Staatskonzerns Petrobras ist nach dem Rauswurf des Vorstandsvorsitzenden künftig mit einer größeren politischen Einflussnahme zu rechnen. Das verprellt ausschüttungsorientierte Anleger, da die Dividende in Zukunft zugunsten niedriger Einnahmen und höherer Investitionskosten geringer ausfallen dürfte.
Damit disqualifiziert sich die Aktie sowohl aus Ausschüttungs- als auch Sicherheitsperspektive – die politischen Verhältnisse in Südamerika und insbesondere in Brasilien sind oft wechselhaft. Wer als Anleger auf der Suche nach vergleichsweise zuverlässigen Ausschüttungen im Öl-Segment ist, sollte sich daher lieber bei Shell, Exxon Mobil oder Chevron umsehen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion