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     2968  0 Kommentare Die Untergangs-Propheten sind wieder da - Seite 2

    Aber zurück zu Mr. Dent, dem Fahnenträger der Crash-Propheten. Er gesteht, dass man keine exakte Zeitangabe für einen Crash machen kann, weil - und jetzt kommt es - die Zentralbanken weiter eine marktbeherrschende Rolle spielten. Das ist wohl auch der Grund, warum Dr. Dent nach dem großen Crash einen neuen Bullenmarkt von 2024 bis 2039 erwartet! Uns allen böte sich die Kaufgelegenheit des Lebens. Übrigens werde sich die nächste Hausse neben Asien, insbesondere Indien und China, auch wieder in den USA abspielen.

    Die Geldpolitik wird die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen können

    Seit der Finanzkrise 2008 gibt es eine regelrechte Inflation an Crash-Szenarien, die bislang alle an der Allmacht der Notenbanken scheiterten. Natürlich kann auch eine Fed schon aus Glaubwürdigkeitsgründen die aktuelle Inflationsbeschleunigung nicht leugnen und muss reagieren. Doch selbst wenn die US-Notenbank scheinbar in das Team Vorsicht gewechselt ist, sollten die Anleger zwischen den Zeilen lesen. Jetzt zins- und geldpolitisch die 180 Grad-Wende zu erwarten, ist falsch. Aus der Saulus- kann keine Paulus-Fed werden.

    Denn dann würde die ohnehin nur künstliche Schuldentragfähigkeit vieler Schuldnerländer zerrinnen wie Sand zwischen den Fingern. Große Kapitalsammelbecken würden aus Angst vor Kursverlusten ihrer Anleihen und zur Sicherung ihrer Liquidität panisch verkaufen und damit die Zinsen erst Recht wie eine Ariane-Rakete aufsteigen lassen. Ein Überangebot an notleidenden Immobilien würde auf die Hauspreise wie Schwerkraft wirken. Dann würde tatsächlich auch der Aktienmarkt wie ein Kartenhaus einbrechen.

    Und was passiert dann? Schauen wir in die Finanz-Geschichtsbücher, die Blaupausen liefern: Nach dem Platzen der House Bubble 2008 hat es schließlich auch die Konjunktur voll erwischt. Und wie haben die Notenbanken reagiert? Mit Zinssenkungen und Liquiditätsschwemmen!

    Das Ausmaß der geldpolitischen Restriktion tut weniger weh als befürchtet

    Selbst bei Vollausschöpfung der geplanten Zinserhöhungen bis Ende 2023 bleibt der Leitzins nach Berücksichtigung der Inflationsprognosen der Fed in negativem Terrain.

    Daneben macht zwar die Entwässerung der Überliquidität bis Ende 2023 eine knappe Bio. US-Dollar aus. Das ist jedoch nur eine Abschöpfung um gut 10 Prozent. Mit dann noch gut sieben Bio. ersäuft Amerika immer noch in Liquidität, die von Unternehmen ohnehin nicht abgerufen wird. Sie vergammelt regelrecht in der Bilanz der Fed. Da insofern viel dafür spricht, dass die Nach-Inflations-Rendite 10-jähriger US-Staatspapiere auf absehbare Zeit negativ bleibt, können Zinspapiere wohl kaum mit Aktien konkurrieren. Nein, diese werden als Sachkapital grundsätzlich weiter von der nicht bekämpften Inflation verwöhnt werden wie Touristen auf Mallorca von der Sonne.

    Überhaupt liegt die Patronin voller Güte - die EZB - in puncto Restriktion deutlich hinter der Fed zurück. Selbst sie wird im Zeitablauf restriktiver werden. Doch hat für die EZB Preisstabilität nicht annähernd die Bedeutung der Stabilität Europas und der Eurozone, finanziert durch viel und billiges Geld. Der eurozonale Karton darf rappeln, aber umkippen darf er nicht.

    Zwar werden die Kursschwankungen zunehmen, denn die Themen Inflation und verbale Reaktion der Notenbanken sind das Megathema 2022. Doch nehmen die Notenbanken ihre Rettungsmission so ernst wie Meister Proper das Putzen.

    Sicher werden die Tech-Werte den, wenn auch eher leichten Zinsanstieg verdauen müssen. Das braucht seine Zeit. Aber dafür kommen die Substanz- bzw. Value-Werte wieder auf die Börsen-Bühne zurück.

    Einen Finanz-Crash, der auch zu einem System-Crash führen könnte, will niemand, wirklich niemand riskieren.  

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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