Wie Phönix aus der Asche?
Einschätzung der TUI Aktie vor der Reisesaison - Seite 2
Ein Jahr später wurde die Minderheitsbeteiligung an RIU Hotels für 541 Mio. Euro verkauft. Von RIU fand nur der Gewinn bzw. die Dividende den Weg in die Bilanz bzw. Gewinn und Verlustrechnung von TUI, da Minderheitsbeteiligungen nur “teilkonsolidiert” werden. Diese Behandlung ließ also den Konzerngewinn anspringen, ohne den Umsatz zu erhöhen. Das wirkte sich sehr positiv auf die Gewinnmarge aus.
Oder andersrum gesagt: Bei der ohnehin hauchdünnen Gewinnmarge sah es mau aus, nachdem die beiden lukrativsten Bereiche abgestoßen wurden.
In Zahlen bedeutet dies, dass durch den Verkauf von RIU 5% vom Gewinn wegfielen, bei Hapag Lloyd Cruises waren es 7%, die durch den Verkauf hälftig (weil TUI noch die Hälfte am neuen Gemeinschaftsunternehmen hält) wegfielen, also 3,5%. Insgesamt verlor TUI also 2,3% Umsatz und 8,5% vom Gewinn. Das ist nicht schön, aber die Kritik, TUI könne ohne diese beiden Geschäftsbereiche nie wieder das Niveau der Vor-Coronazeit erreichen, halte ich für übertrieben.
Staatshilfen: Stille Beteiligung und Wandeloptionen
Nun war nicht nur das Geschäft von TUI in der Corona-Zeit zusammen gebrochen, Kunden verlangten sogar ihr Geld zurück. Binnen weniger Tage floss die Liquidität von TUI ab und die Einnahmen durch die beiden Verkäufe (400 + 541 = 951 Mio. EUR) reichten bei weitem nicht aus, das Unternehmen liquide zu halten. So griff der Staat ein und stellte weitere 478 Mio. Euro zur Verfügung. Die Hilfe ist mit einem wachsenden Zins sowie mit einer Wandeloption versehen. Zum Kurs von 1 Euro kann der Staat seine Hilfe in Aktien wandeln.
Derzeit gibt es 1.785 Mio. Aktien, der Kurs beträgt 2,21 Euro. Wir haben also eine Marktkapitalisierung von 3,9 Mrd. Euro. Wenn nun der Staat seine Hilfe zum Kurs von 1 Euro wandelt, werden 487 Mio. Euro an Schulden in Eigenkapital gewandelt. Es gibt anschließend aber 478 Mio. mehr Aktien, also insgesamt 2.263 Mrd. Aktien, auf die der erzielte Gewinn verteilt werden muss. Dies würde zu einer Verwässerung des Aktienkurses auf 2,06 Euro führen, -12%. Da dieser Umstand bekannt ist, gehe ich davon aus, dass dieser Effekt im aktuellen Kurs bereits eingerechnet ist. Die -12% wurden also in der Vergangenheit von Anlegern schon abgezogen.