Der Stimmungsumschwung führt zu schnell zu weit - Seite 2
Dass dies mit dem nachlassenden Preisauftrieb zu tun hat, zeigen auch die Inflationserwartungen der Bürger. Laut den Umfrageergebnissen der Uni Michigan vom Freitag rechnen sie mit Blick auf die kommenden zwölf Monate zwar mit einer Verteuerung der Waren und Dienstleistungen in Höhe von 5,0 %, im Juli hatten sie allerdings noch einen Wert von 5,2 % erwartet.
Auch ein Argument für weiter schnell steigende Leitzinsen
Die Krux daran ist allerdings, dass eine bessere Verbraucherstimmung auch auf mehr Konsum hindeutet. Und damit hat die US-Notenbank ein weiteres Argument, an ihrem Kurs der schnellen geldpolitischen Straffung festzuhalten. Und davon haben sich die Aktienmärkte jüngst völlig abgekoppelt. Nicht nur die Inflationssorgen lösen sich offenbar in Luft auf, sondern auch die Zinssorgen.
Der Stimmungsumschwung führt zu schnell zu weit
Und ich sehe darin die Gefahr, dass der Stimmungsumschwung die Aktienkurse zu schnell zu weit nach oben getrieben hat. Sie befinden sich dadurch schon wieder in einer charttechnischen Übertreibung, zumal sich die fundamentale Lage kaum gebessert hat.
Sicherlich, ich hatte die Möglichkeit längst erwähnt, dass die Anleger irgendwann durch die aktuellen Probleme hindurchblicken werden. Doch dass die US-Indizes bereits nach nur 40 Handelstagen bzw. etwa anderthalb Monaten im Falle des S&P 500 und des Dow Jones bereits weit mehr als die Hälfte ihrer gesamten Kursverluste aufgeholt haben, das ist mir dann doch inzwischen etwas zu viel in zu kurzer Zeit.
Der Dow Jones hat dabei 15 % zugelegt. In den vergangenen 23 Handelstagen waren es mehr als 13 % (siehe Chart). Er hat dadurch inzwischen das 61,80%-Fibonacci-Retracement der gesamten Korrektur erreicht.
Der S&P 500 brachte es binnen 39 Handelstagen sogar auf mehr als 18 %. In den vergangenen 22 Handelstagen waren es 15,6 %.
Lesen Sie auch
Der Nasdaq 100 hat derweil zwar noch weniger als 50 % seiner Kursverluste aufgeholt, dafür aber von seinem Korrekturtief aus binnen 39 Handelstagen satte 24 % zugelegt.
In den vergangenen 22 Handelstagen waren es mehr als 19 % (siehe folgender Chart). Damit hat der Technologieindex immerhin etwas mehr als 61,80 % seiner zweiten Abwärtswelle aufgeholt.
Und so mehren sich die Zeichen, dass die große Korrektur beendet ist. Das kann man natürlich sehr bullish werten. Und es spricht letztlich auch für weiter steigende Kurse. Doch eine Verschnaufpause mit einer Gegenbewegung wäre nach den sehr starken Kursgewinnen nun wünschenswert, damit die Aktienmärkte nicht schon wieder in eine Übertreibung geraten. Schließlich wurde gerade erst eine mächtige Übertreibung durch eine große Korrektur abgebaut.
Mit Blick auf die Charts haben die Aktienindizes in den USA jedenfalls aktuell wichtige Kursmarken erreicht, an denen sich ein Ende der aktuellen Aufwärtswellen und eine Gegenbewegung anbietet.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)